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Fett: Kurz, mittel oder lang?

Fett in der KokosnussEs gibt gesättigte und ungesättigte Fette, das hat sich herumgesprochen. Und man spricht von Fettsäuren selbst innerhalb dieser Gruppen im Plural, demnach gibt es dort noch mehr zu entdecken. Denn obwohl diese Fettsäuren in der gleichen Gruppe stecken, haben sie unterschiedliche Eigenschaften. Dieser Artikel erklärt, worin diese Unterschiede bestehen und wie sie sich auswirken.

Weitere Unterteilung der Fettsäuren

Im Artikel über gesättigte und ungesättigte Fette schrieb ich, dass Fettsäuren aus Ketten von Kohlenstoffatomen bestehen. Es ist die Länge genau dieser Ketten, durch die sich die Fettsäuren einer Gruppe voneinander unterscheiden. Mehr als 12 Kohlenstoffatome lang sind die langkettigen Fettsäuren, 6-12 Glieder Länge zählen die mittleren und alle kürzeren sind die kurzkettigen Fettsäuren. Zusätzlich gibt es noch die sehr langen Fettsäuren mit mehr als 22 Kohlenstoffatomen.

Nur relevant für gesättigte Fette

Eine Rolle spielen diese unterschiedlichen Längenklassen praktisch nur bei den gesättigten Fetten, denn ungesättigte Fettsäuren kommen fast ausnahmslos als lange Ketten vor. Dennoch hat jede einzelne Kettenlänge ganz eigene Eigenschaften, die so vielfältig sind, dass sie bis heute nicht vollständig erforscht wurden.

Unter den gesättigten Fetten unterscheidet man also langkettige Fettsäuren, abgekürzt LCSFA (von engl. long-chain saturated fatty acids), mittelkettige Fettsäuren, MCT (von engl. medium-chain triglycerides*) und kurzkettige Fettsäuren SCFA (von engl. short-chain fatty acids). Im Folgenden werde ich diese Abkürzungen benutzen, da sie die Lesbarkeit verbessern.

*Im Falle der mittelkettigen Fettsäuren wird meist von Triglyzeriden gesprochen. Diese sind nichts anderes als drei zusammengesetzte Fettsäuren.

MCT sind leicht verdaulich und gesund

Der große Unterschied bezüglich dieser Längen ist, dass SCFA und MCT bei der Verdauung nicht modifiziert werden müssen, also direkt vom Körper aufgenommen werden. Dabei werden auch keine Gallensalze benötigt. Die Verdauung, Verarbeitung oder Speicherung von MCT im Körper bedarf keinerlei Energie und daher verwenden Ärzte sie auch bei der Behandlung bestimmter Darmerkrankungen.

Verschiedenen Studien zufolge helfen MCT auch dabei, Kalorien zu verbrauchen – man vermutet, dass dies daran liegt, dass sie den Kreislauf ankurbeln. Außerdem verringern diese Fettsäuren die Nahrungseinnahme. Soweit klingt das also nach einem erstklassigen Mittel, um Fett zu verlieren.

Zahlreiche weitere gesundheitliche Vorteile werden den MCT zugeschrieben. Ein Beispiel: Laurinsäure, eine Fettsäure aus 12 Kohlenstoffatomen, hat antimikrobielle Eigenschaften und wirkt gegen Bakterien, Viren und Pilze. Weiterhin hat sie einen positiveren Einfluss auf die Blutfettwerte als jede andere Fettsäure.

Wo sind die verschieden langen Fettsäuren enthalten?

Zu einer der bedeutendsten Quellen gesättigter Fette gehört sicherlich die Milch: Die Muttermilch des Menschen besteht wie auch die von Meerschweinchen größtenteils aus langkettigen Fettsäuren.

Kühe, Schafe und Ziegen hingegen geben Milch mit vornehmlich kurzkettigen Fettsäuren.

Pferde geben Milch mit großem Anteil an mittelkettigen Fettsäuren. Sicherlich trägt auch dies zu dem heilenden Ruf der Stutenmilch bei.

Die wohl beste Quelle für mittelkettige Fettsäuren, MCT, dürfte die Kokosnuss sein. Sie enthält zum größten Teil MCT und deswegen unterscheidet sich Kokosöl oder -fett auch so stark von allen anderen Fetten.

Fazit

Was bringt uns dieses Wissen? Zunächst einmal dient es der weiteren Klassifikation der Fette. Und zwar in einem Detailgrad, um den die Massenmedien sich sonst kaum kümmern, denn dort ist nach wie vor nur vom Sättigungsgrad der Fette die Rede.

Das Wissen um die Kettenlängen hilft beim Verständnis der Fettsäuren und ihrer Wirkungen auf den Menschen. Auf diese Weise lässt sich erklären, warum Kokosfett, obwohl es wie Butter und Schweineschmalz auch ein gesättigtes Fett ist, sich so anders verhält und andere gesundheitliche Auswirkungen hat.

Zu beachten ist, dass MCT nicht etwa besser sind als andere Fettsäuren – sie sind erst einmal nur anders. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf fällt die Wahl eines geeigneten Fettes für diese oder jene Gelegenheit leichter.

Quellen und weiterführende Informationen:

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