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Omega-6-Fettsäuren: Die andere Seite der Medaille

Omega-6-Fettsäuren durchlaufen ÖlmühlenWer Omega-3-Fettsäuren kennt, sollte sich auch über Omega-6-Fettsäuren informieren. Denn egal wieviel Fischöl oder Leinsamen wir essen: Sie nutzen kaum, wenn wir mit unserer übrigen Ernährung weiterhin unserer Gesundheit schaden.

Es gibt genau eine essenzielle, also für den Menschen lebensnotwendige Omega-6-Fettsäure: Die Linolsäure (nicht zu verwechseln mit der Linolensäure). Sie ist zwar lebenswichtig, kann unser leibliches Wohl allerdings auch gefährden.

Die essenziellen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren dienen als Bausteine für andere Fettsäuren und Stoffe im Körper. Sie interagieren miteinander und deswegen kann man ihren Wert nicht getrennt beurteilen. Zum Beispiel sind beide Teil der Entstehung von Stoffen im Körper, die Entzündungen hemmen oder fördern (sogenannte Eicosanoide). Wenn hier kein Gleichgewicht besteht, beeinträchtigt das unsere Gesudheit.

Dieses Gleichgewicht nennt man oft das Omega-6-zu-Omega-3-Fettsäuren-Verhältnis oder einfach n-6:n-3. Und genau dieses Verhältnis ist durch die westliche Ernährung heutzutage bei vielen Menschen ungünstig. Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Diabetes und Herz-Gefäßerkrankungen, aber auch Rheuma und ähnliche Entzündungen sind die Folge. Mitursache ist häufig ein Übergewicht von Omega-6-Fettsäuren im Essen, zum Beispiel aus Sonneblumenöl, Rapsöl, Margarine und anderem Futter aus der Industrie. Omega-6-Fettsäuren fördern tendenziell Entzündungen. In größeren Mengen nehmen wir solche Fette erst seit einigen Jahrzehnten zu uns: Es sind die billigsten Fette der Nahrungsmittelindustrie. Im gleichen Zeitraum haben sich die Zivilsationskrankheiten rasant verbreitet. Blicken wir hingegen zweihundert Jahre zurück, verstärkt sich das Bild dieses Zusammenhangs. Und schaut man sich Völker an, die noch heute naturnah leben, können wir oft ein n-6-:n-3-Fettsäurenverhältnis von 1:1 bis 2:1 in der Ernährung ablesen. Bei Menschen in Industrienationen liegt es heute bei 16:1 und höher.1 Diesen Zusammenhang bestärken immer mehr Forschungsergebnisse nach dem Prinzip von (Mit-)Ursache und Wirkung.

Zugunsten unserer Gesundheit sollten wir also das Fettsäurenverhältnis in unserer Ernährung ausgleichen zugunsten Omega-3-Fettsäuren. Dazu kann man mehr Omega-3-Fettsäuren essen. Viel mehr Sinn ergibt alledings meist der Verzicht auf Omega-6-Fettsäuren und die Produkte, aus denen sie stammen: Statt Rapsöl, Distelöl, Maisöl und Sonnenblumenöl sollte Olivenöl im Regal landen und echte Butte sollte die Margarine wieder aus dem Kühlschrank drängen. Kokosöl hilft bei der Ergänzung des Arsenals.

Für Tierprodukte gilt: Wenn Tiere mit Omega-6-reicher Nahrung gefüttert werden, enthalten auch ihre Erzeugnisse mehr Omega-6-Fettsäuren. Ein Beispiel wären mit Getreide gefütterte Rinder. Wie kann man dies umgehen? Indem man beim Kauf von Tierprodukten darauf achtet, dass z.B. Rinder möglichst nur oder weitgehend mit Gras gefüttert werden (siehe auch Weidefleisch).

Nüsse und Nussöle aber auch Olivenöl enthalten ebenfalls geringe Mengen Omega-6-Fettsäuren. In geringen Mengen stellen sie kein Problem dar.

Wer ein hitzebeständiges Fett zum Kochen, Backen, Braten sucht, könnte zu Kokosfett, Butterschmalz oder Schweineschmalz greifen. Selbst Olivenöl eignet sich für die meisten Anwendungen mit höherer Hitze, denn es verträgt Hitze besser als oft angenommen.2 Diese Fette beeinflussen das n-3:n-6-Verhältnis kaum.

Dieser Artikel gibt nur einen Überblick. Im Detail geht das Thema der essenziellen Fettsäuren tiefer als die meisten von uns es begreifen müssen. Eindimensionale Aussagen über viele Produkte wie Eier oder Rindfleisch sind in diesem Zusammenhang nicht möglich. Insgesamt folgt aus einer naturnahen Ernährung mit sorgfältig und artgerecht erzeugten Lebensmitteln und bei Verzicht auf vorverarbeitete Lebensmittel wie Fast Food und Fertigprodukte in der Regel ein gesundes Omega-6-zu-Omega-3-Fettsäurenverhältnis.

Mehr über Omega-3-Fettsäuren: Omega-3-Fettsäuren: Ein Kurzüberblick

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Fußnoten

  1. Simopoulos AP (2008) The importance of the omega-6/omega-3 fatty acid ratio in cardiovascular disease and other chronic diseases. Exp Biol Med (Maywood). 2008 Jun;233(6):674-88.
  2. siehe Olschewski, Felix (2014) Ist Olivenöl gesund? Urgeschmack.

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