Seit Jahrzehnten ist der Verzehr von Fleisch immer größerer Kritik ausgesetzt, obwohl er bei entsprechender Qualität durchaus gesundheitliche Vorteile bringen kann.
Zweifelsohne ist die industrielle Massentierhaltung auch aufgrund negativer Umwelteinflüsse und schlechter Lebensbedingungen der Tiere eine schlechte Lösung zur Ernährung von Menschen. Exzessiver Energieverbrauch, Kotentsorgung oder Geruchsbelästigung sind allerdings keine zwingenden Resultate des Fleischverzehrs oder der Produktion, wie die Natur und auch das Modell der Weidehaltung zeigen.
Die Folge muss daher nicht der Verzicht auf Rindfleisch sein. Eine Umstellung des Produktionsmodells ist ebenso denk- wie durchführbar. Rinder sind als Wiederkäuer nicht dafür gemacht, Getreide zu fressen (wozu sie in der Massentierhaltung gezwungen werden), sondern ihre natürliche Nahrung sind Gräser und Kräuter. Ihr natürlicher Lebensraum ist Grasland.
Qualität statt Quantität
Die Folgen des gegensätzlichen Haltungsmodells zeigen sich neben dem Tierwohl und dem ökologischen Nutzen auch in qualitativen Unterschieden des Fleischs grasgefütterter gegenüber getreidegefütterter Rinder. Denn auch für Tiere gilt: Du bist was du isst. Wenn ein Rind also auf der Weide steht und sich ohne Stress frei aus der Salatbar bedienen kann, steigt die Qualität seines Fleisches im Vergleich zu konventionell/industriell gezüchteten Tieren immens. Mit großen Auswirkungen für den Menschen.
Der Unterschied zeigt sich durch mehr Bewegung in einer besseren Muskelstruktur. Das Fleisch grasgefütterter Tiere behält in der Pfanne seine Größe und schmeckt aromatischer. Außerdem enthält es weniger gesättigte Fettsäuren, dafür einen höheren Anteil an Omega-3-Fettsäuren1.
Auch das Omega-6:Omega-3 Verhältnis ist hierbei günstiger1. Dieses Verhältnis gibt einfach ausgedrückt an, wie stark unsere Nahrung zu Entzündungskrankheiten beiträgt. Ein Verhältnis von 1:1 sei erstrebenswert und man vermutet bei unseren gesunden Vorfahren ein Verhältnis zwischen 2:1 und 1:1. In der heutigen, westlichen Ernährung strebt es eher gegen ca. 20:1. Ein Umstand, auf den viele Erkrankungen zurückzuführen seien. Die These, dass ein ganz bestimmtes Omega-6:Omega-3-Verhältnis für den Menschen optimal sei, ist allerdings nicht endgültig belegt. Nachgewiesen scheint allerdings, dass ein besseres als das übliche n6:n3-Verhältnis vorteilhaft ist und die meisten Menschen von mehr Omega-3-Fettsäuren in ihrer Ernährung profitieren würden9.
Bei industriell produziertem Fleisch liegt dieses Verhältnis bei 13,6:1, bei grasgefütterten Tieren hingegen 2,78:1. Gesundheitlich ist das sicher ein Pluspunkt gegenüber der industriellen Intensivtierhaltung.
Fleisch als Fitmacher?
Konjugierte Linolsäuren (engl. conjugated linoleic acids, kurz CLA) ist eine Gruppe von Fettsäuren, denen Forscher eine hilfreiche Wirkung beim Muskelaufbau und beschleunigten Abbau von Körperfett nachsagen2, 3, 4, 5. Im Fleisch rein grasgefütterter Tiere ist die Menge der konjugierten Linolsäuren doppelt so hoch wie bei Getreidefütterung1.
Das Bio-Siegel ist kein Hinweis auf Weidefleisch. Tatsächlich werden Sie das Fleisch rein grasgefütterter Tiere wohl in keinem Supermarkt finden. Sinnvoller ist die Suche nach Erzeugern in der eigenen Region. Diese arbeten oft auch mit Zeitungsinseraten.
Quellen:
- J. M. Leheska, L. D. Thompson, J. C. Howe, E. Hentges, J. Boyce, J. C. Brooks, B. Shriver, L. Hoover and M. F. Miller, „Effects of conventional and grass-feeding systems on the nutrient composition of beef„, J. Anim Sci., 2008. 86:3575-3585
- Gaullier JM, et al., „Six months supplementation with conjugated linoleic acid induces regional-specific fat mass decreases in overweight and obese„, Br J Nutr., 2007 Mar;97(3):550-60.
- Gaullier JM, et al., „Supplementation with conjugated linoleic acid for 24 months is well tolerated by and reduces body fat mass in healthy, overweight humans„, J Nutr., 2005 Apr;135(4):778-84.
- Gaullier JM, et al., „Conjugated linoleic acid supplementation for 1 y reduces body fat mass in healthy overweight humans„, Am J Clin Nutr., 2004 Jun;79(6):1118-25.
- Risérus U, et al., „Conjugated linoleic acid (CLA) reduced abdominal adipose tissue in obese middle-aged men with signs of the metabolic syndrome: a randomised controlled trial„, Int J Obes Relat Metab Disord., 2001 Aug;25(8):1129-35.
- Eyjolfson V, et al., „Conjugated linoleic acid improves insulin sensitivity in young, sedentary humans“, Med Sci Sports Exerc., 2004 May;36(5):814-20.
- A. J. McAfee, et al., „Red meat from animals offered a grass diet increases plasma and platelet n-3 PUFA in healthy consumers“, British Journal of Nutrition, 2011 105, 80–89
- Harris WS, „The omega-6/omega-3 ratio and cardiovascular disease risk: uses and abuses.“, Curr Atheroscler Rep., 2006 Nov;8(6):453-9
- Simopoulos AP., „The importance of the omega-6/omega-3 fatty acid ratio in cardiovascular disease and other chronic diseases.“ Exp Biol Med (Maywood)., 2008 Jun;233(6):674-88. doi: 10.3181/0711-MR-311. Epub 2008 Apr 11
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