Ein wesentliches, vielen erfolgreichen Ernährungsformen zugrundeliegendes Konzept ist die Reduktion der Kohlenhydratmenge in der Nahrung. Doch warum weniger Kohlenhydrate essen?
Den Verzehr von Kohlenhydraten einzuschränken beruht nicht etwa nur auf einem Trend oder einer aus der Luft gegriffenen Idee, sondern basiert auf seit über hundert Jahre alten Erkenntnissen. Bereits im 19. Jahrhundert beobachtete man, dass der übermäßige Verzehr von Kohlenhydraten zu Fettleibigkeit führt. Nach langer und intensiver Forschung kristallisierte sich spätestens in den 50er bis 60er Jahren des 20. Jahrhunderts heraus, welcher Mechanismus dahinter steckt: Die Einnahme von Kohlenhydraten führt zu einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels. Und ein erhöhter Blutzuckerspiegel regt die Freisetzung von Insulin an. Insulin ist ein sehr mächtiges Hormon im menschlichen Körper, das unter anderem für die Senkung des Blutzuckerspiegels zuständig ist. Vereinfacht ausgedrückt wird dies bewerkstelligt, indem Insulin dem Körper bzw. dessen Zellen signalisiert: „Energie speichern und nicht freigeben!“ Insulin sorgt dafür, dass der Blutzucker (Glukose) im Körper als Glykogen gespeichert wird. Zugleich sorgt es dafür, dass die bereits gespeicherte Energie nicht freigesetzt wird, es verhindert die sogenannte Glykogenolyse.
In der Praxis bedeutet dies: Wer in einer Mahlzeit relativ viele Kohlenhydrate isst, sorgt dafür, dass sein Hormonsystem auf Energiespeicherung umschaltet. Eine Vergrößerung des Energiespeichers, auch des Fettgewebes, ist die Folge.
Soviel zur Wirkungsweise. Ursache für Fettleibigkeit oder Übergewicht ist also nicht Menge der verzehrten Kalorien, sondern deren Art: Eiweiß, Kohlenhydrate oder Fett. Das erklärt auch, warum viele fettarme (und somit in der Regel kohlenhydratreiche) Diäten oft nur schlecht funktionieren und warum reines Kalorienzählen selten zum gewünschten Erfolg führt.
Wie kommt es nun zu der raschen Ausbreitung des Übergewichts, die beinahe als Volkskrankheit bezeichnet werden kann? In den vergangenen 100 Jahren, besonders jedoch in den letzten 30 Jahren haben die Menschen in den westlichen Zivilisationen ihre Ernährung maßgeblich verändert und umgestellt. Der Verzehr von Zucker hat sich vervielfacht – Zucker ist nicht nur reine Glukose, sondern er hat auch einen hohen glykämischen Index, das heißt: die enthaltenen Kohlenhydrate gelangen sehr schnell ins Blut, eine ebenso rasche und heftige Insulinreaktion ist die Folge.
Auch der Verzehr von Getreideprodukten wie Müsli, Nudeln und Brot hat stark zugenommen. Selbst die Kartoffel ist für Europäer ein relativ neues Lebensmittel, das wir nun in großen Mengen verzehren. Dies sind Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an Kohlenhydraten, meist in Form von Stärke. Stärke wird im Körper sehr schnell in Glukose umgewandelt. Wer also erfolglos versucht abzunehmen, indem er nur vermeintlich gesunde Lebensmittel wie Müsli, Brot und Kartoffeln isst, findet hierin wahrscheinlich die Erklärung für sein Scheitern.
Mehr über den menschlichen Stoffwechsel, wie z.B. die hormonellen Auswirkungen von Eiweiss und Fett, erfahren Sie hier:
Weitere Teile dieser Serie:
- Teil 1: Der menschliche Stoffwechsel – Kohlenhydrate und Insulin
- Teil 2: Der menschliche Stoffwechsel – Eiweiße und Glucagon
- Teil 3: Der menschliche Stoffwechsel – Fett
Weiterführende Informationen:
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