Braucht man Nahrungsergänzungsmittel? Welche Nahrungsergänzungsmittel (kurz: NEM) sind wichtig? Welches sind die besten? Dies sind häufige Fragen im Bereich der Ernährung. Wer sich eingehend mit seinen Lebensmitteln befasst, erfährt viel über die Macht der enthaltenen Nährstoffe und überlegt womöglich, ob er genug für seine Gesundheit tut.
Der eine oder andere mag auch Fragen „Braucht man Supplements?“ oder „Braucht man Supplemente?“ – gemeint ist letztlich das gleiche, nur ist letzteres ist dem Englischen entlehnt.
Warum gibt es Nahrungsergänzungsmittel?
Was war zuerst da? Die Nachfrage nach Supplementen oder ihr Angebot? Eindeutig klären lässt sich diese Frage vermutlich nicht. Es ist gut möglich und würde in das etablierte Muster passen, wenn Hersteller direkt nach Entdeckung der ersten Vitamine im frühen 20. Jahrhundert sofort ein Angebot geschaffen und so den Markt entwickelt hätten. Schlangenöl hat eine lange Tradition.
Abnehmer dieser Mittel finden sich in allen Bereichen des Lebens. Um ihre Kinder besorgte Mütter, überarbeitete Manager, engagierte Bodybuilder oder klatschblattlesende Rentnerinnen: Viele Menschen glauben der Industrie, dass Nahrungsergänzungsmittel für ein glückliches, gesundes Leben nötig seien.
Welche Nahrungsergänzungsmittel gibt es?
Die Zeiten, in denen man im Supermarkt bloß einfache Vitamin- oder Multivitamintabletten bekommt, sind längst vorbei. Es gibt in diesem Bereich praktisch nichts, was es nicht gibt. Fast jeder identifizierte Nährstoff oder Wirkstoff ist in isolierter Form erhältlich. Vitamine, Mineralstoffe, Pflanzenstoffe und auch verschiedenste Aminosäuren und Proteine sind verfügbar.
Sind Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll?
Nahrungsergänzungsmittel wie isolierte Vitamine, Mineralstoffe oder Aminosäuren bringen einige grundsätzlich Probleme mit sich:
Mangelnder Kontext
Die Ergänzungsmittel sind isoliert, also aus ihrem natürlichen Kontext gerissen. Die Vitamine in einem Apfel mögen gesund und wichtig sein, doch wie wirken sie isoliert, ohne die übrigen Nährstoffe, die Fructose, die Ballaststoffe, das Wasser, den Geschmack?
Es gibt unzählige Beispiele für Nahrungsergänzungsmittel, die nicht wirksam sind, weil sie aus dem Kontext entfernt wurden oder die gar Schäden anrichten, weil ein entscheidender Wirkstoff bei der Einnahme fehlt. Man denke allein an die fettlöslichen Vitamine A, D, E & K, die ohne Fett nicht vom Körper verarbeitet werden können. Für einige Nahrungsergänzungsmittel ist der nötige Kontext scheinbar bekannt, doch längst nicht für alle.
Es kommt nicht immer das an, was man einwirft
Nur, weil ich einen Stoff esse, bedeutet dies auch nicht, dass er im Darm ankommt oder vom Körper überhaupt absorbiert wird. Das gilt selbst für ganze, echte Lebensmittel wie Eier: Das Eiweiß aus rohen Eiern ist nur zu rund 50% verdaulich, erst in gekochter Form kann der Mensch rund 90% des Eiweiß überhaupt verwerten.
Der Mensch ist keine simple Maschine. Wir können nicht ohne Weiteres einfach ausrechnen, was wir einwerfen müssen, um ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen. Demonstrativ rohe Eier zu trinken, so wie einige Sportler dies betreiben, mag „total hardcore“ aussehen und Engagement demonstrieren, doch es ist nur wenig hilfreich in Bezug auf die Eiweißversorgung (ich gebe zu Protokoll, dass ich nichts gegen rohe Eier habe und sie regelmäßig selbst verzehre – aber nicht mit dem Ziel, mich optimal mit Eiweiß zu versorgen).
Wer weiß schon, was ein Nährstoffmangel oder -überschuss ist?
Oftmals wird ein Mangel allein anhand von Zahlenmaterial diagnostiziert. Jemand lässt sein Blut untersuchen, schaut sich die Werte an und schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, weil sie nicht mit den Richtwerten übereinstimmen. Doch was sind die Richtwerte? Nichts anderes als mal mehr und mal weniger justierte Mittelwerte, Durchschnittsangaben. Wer ihnen nicht entspricht, ist nicht mittelmäßig. Doch ist das so schlimm?
Menschen sind verschieden, Bedürfnisse variieren nicht nur aufgrund genetischer Differenzen sondern auch abhängig von Lebenswandel und Umgebung. Ein abweichender Blutwert mag Hinweise geben können, doch manche Menschen sind einfach anders. Nur konkrete Symptome können einen echten Mangel oder Überschuss wirklich belegen.
Das gilt zum Beispiel auch für den Eiweißbedarf. Die unsterbliche Frage „Wie viel Eiweiß muss ich als Bodybuilder essen, um dicke Arme zu kriegen?“ lässt sich nicht pauschal beantworten. Für den einen reichen die üblichen 1,2g/kg/Tag, bei anderen muss es das Doppelte sein.
Künstlicher Eingriff in ein eingespieltes System
Wer seinen Körper mit isolierten Nährstoffen in großen Mengen konfrontiert, läuft Gefahr, ein sehr komplexes, eingespieltes System zu stören und aus dem Gleichgewicht zu bringen. Der Mensch und seine Vorfahren haben sich über viele Millionen Jahre im Kontext mit ihrer Umwelt und Ernährung entwickelt.
Wir sind als Spezies so, wie wir sind, weil wir in der Vergangenheit die Lebensmittel gegessen haben, die in der Natur verfügbar waren. Unser gesamtes System ist auf diese Zusammenhänge eingestellt. Auch und gerade bei einer individuell extremen Abweichung eines Wertes kann ein solcher Eingriff mit isolierten Mitteln Unheil anrichten.
Das Beispiel Vitamin D zeigt sehr anschaulich, wie weit Missverständnisse reichen können und wie lange es dauern kann, bis Forscher einen Teilaspekt des Stoffwechsels auch nur ansatzweise verstanden haben.
Welche Alternativen gibt es zu Nahrungsergänzungsmitteln?
Die Antwort scheint auf der Hand zu liegen. Wir sprechen von Nahrungsergänzungsmitteln. Warum die Nahrung ergänzen, wenn man sie umgestalten kann? Statt viel Geld für Fischölkapseln auszugeben, könnte man seine Ernährung so umstellen, dass sie mehr Omega-3-Fettsäuren enthält und vielleicht weniger Omega-6-Fettsäuren. Statt Mineralstoffkapseln oder Vitamintabletten zu schlucken, könnte man einfach mehr entsprechendes Gemüse und Obst essen und dafür das Industriefutter beiseite lassen.
Wir haben als Spezies viele Millionen Jahre ohne Nahrungsergänzungsmittel überlebt. Es mag vereinzelte Gründe und Erklärungen geben, warum sie in einigen wenigen Fällen hilfreich, sinnvoll oder nötig sind. Doch im Normalfall kommen wir ohne aus. Es gibt keinen Grund, sich von der Industrie eine Angst vor einem Mangel einreden zu lassen.
Hippokrates brachte es schon vor über 2000 Jahren auf den Punkt:
Lass die Nahrung deine Medizin sein und Medizin deine Nahrung!
Fazit: Braucht man Nahrungsergänzungsmittel?
Kein noch so gut und eindringliches beworbenes Nahrungsergänzungsmittel kann allgemein lebensnotwendig sein. Das zeigt eine Millionen Jahre lange Geschichte. Vielmehr bergen solche isolierten Präparate das Risiko, ein eingespieltes System aus dem Gleichgewicht zu bringen. Auch dafür, für die vom Menschen unüberschaubare Komplexität natürlicher Systeme, gibt es tagtägliche Beispiele.
Eine ausgewogene, vielseitige Ernährung versorgt den gesunden Menschen per Definition mit allen notwendigen Nährstoffen. Nahrungsergänzungsmittel sind Krücken.
Es steht außer Frage, dass eine sehr durchdachte, sorgfältige Supplementation mit gezielt gewählten Nährstoffen durchaus Vorteile zum Beispiel in Bezug auf die körperliche Leistungsfähigkeit bringen kann. Auch können bestehende Erkrankungen auf diesem Wege behandelt werden.
Doch für keinen gesunden und gesund lebenden Menschen sind Nahrungsergänzungsmittel notwendig oder allgemein hilfreich.
Und wenn doch? Welches Supplement soll ich nehmen?
Ein Lebensmittel ist mehr als die Summe seiner Einzelbestandteile. Wer sich optimal mit Nährstoffen versorgen möchte, sollte zu echten Lebensmitteln greifen – das ist meine Einstellung, auch der Esskultur zuliebe.
Aber manchmal geht es nicht anders. Reisenden oder Sportlern auf Wettkämpfen fehlt oft einfach die Gelegenheit, sich wunschgemäß zu ernähren, manchmal auch langfristig. Um sich mit Nährstoffen zu versorgen, kann dann ein Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein – auch wenn ich mir wünsche, dass dies nie notwendig wird.
Für mich kommt in einem solchen, seltenen Fall nur ein Produkt in Frage: Athletic Greens. Erfahren Sie hier mehr.
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