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Ist Kaffee gesund oder ungesund?

Ist Kaffee gesund?Der durchschnittliche Deutsche trinkt täglich 2,6 Tassen Kaffee oder 6,9kg pro Jahr. Man mag sich fragen, ob das überhaupt gesund ist. Eine eindeutige Antwort findet sich nur bedingt. Ist Kaffee gesund? Ist Kaffee ungesund? Ist es schlimm, Kaffee zu trinken? Drei Fragen, die sich mit Ja und Nein beantworten lassen.

Ist Kaffee gesund oder ungesund?

Anmerkung: In diesem Artikel geht es um die Massenware Supermarktkaffee. Diese steht in vielerlei Hinsicht im Gegensatz zu Kaffee als Spezialität, etwa aus der Third Wave Coffee Bewegung.

Warum gibt es so viele widersprüchliche Aussagen über die Wirkung des Kaffees? Es gibt es mehrere Erklärungen:

1) Die Rosinen herauspicken: Praktisch jedes Lebensmittel enthält gesundheitsförderliche und gesundheitsschädigende Stoffe. Daher ist es möglich, jedes Lebensmittel als gesund darzustellen, indem man schlichtweg die ungesunden Aspekte verschweigt. Dass dabei sowohl die Menge (die Dosis macht das Gift) als auch der Kontext unter die Räder gerät, ist üblich und oft Intention.

2) Kaffee ist nicht Koffein: Kaffee mag unsere am weitesten verbreitete Koffeinquelle sein, doch er enthält mehr als nur Koffein. Stellt sich nun in einer Studie heraus, dass Koffein negative Nebenwirkungen hat, beziehen viele Leser und Medien dies direkt auf den Kaffee. Dabei kommt jedoch wieder Punkt 1 zum Tragen: Kaffee enthält möglicherweise Stoffe, die dem Koffein oder dessen Nebenwirkungen entgegen wirken. Kontext eben.

3) Qualität und Verabeitung: Kaffee wächst nicht in Tassen an Bäumen, sondern als rohe Bohne. Bis zum Getränk durchlaufen diese Bohnen viele Verarbeitungsschritte, die sehr verschieden aussehen können. Darunter ist als besonders signifikant das Rösten zu nennen. Dies geschieht mit unterschiedlichen Temperaturen und Zeiten und hat immensen Einfluss nicht nur auf den Geschmack, sondern auch auf die Zusammensetzung und Inhaltsstoffe der Bohne. Neue Stoffkombinationen entstehen, andere werden abgebaut oder verändert. Darüber hinaus hat auch die Methode des Aufbrühens Einfluss auf die Zusammensetzung. Keine Studie zieht all diese Variablen in Betracht und so können die Ergebnisse für zwei verschiedene Kaffeesorten grundverschieden ausfallen.

4) Unbekannte Stoffe: Kaffee, Kakao, Wein und viele andere Lebens- und Genussmittel haben einen sehr komplexen Geschmack gemein. Gebildet wird dieser durch eine Vielzahl von Stoffen und einen Großteil dieser Stoffe haben wir noch nicht identifiziert. Wir wissen also noch gar nicht, womit wir es genau zu tun haben.

5) Disziplin: Die meisten Studien zu diesem Thema sind epidemiologisch, basieren also auf Statistiken. Deren Aussagekraft ist jedoch selten besonders groß und lässt sich je nach Perspektive auch unterschiedlich beurteilen.

Wissen wir also gar nichts über Kaffee?

Wir wissen durchaus einiges über Kaffee. Wir wissen, dass er Koffeein enthält und dass in ihm Antioxidantien stecken. Und wir wissen, dass er für den einen oder anderen eine Sucht und für viele eine Gewohnheit ist. Wir wissen auch, dass Koffein ein Gesundheitsrisiko sein kann und dass genau darauf die meisten gesundheitlichen Probleme oder Vorwürfe gegenüber dem Kaffee beruhen.

Doch ob Kaffee nun leistungssteigernd oder leistungsmindernd wirkt, selbst darüber streiten sich die Gelehrten. Offenbar kommt es auf die Dosis an: Einige recht fundierte Theorien zeigen auf, dass ein ständiger Kaffeekonsum zu einer Art Gewöhnungseffekt des Körpers führt und der Mensch dann den Kaffee benötigt, um überhaupt seine normale Leistungsfähigkeit zu erreichen.

Aber Kaffee enthält doch gesunde Antioxidantien!

Oh ja, das tut er. Und er enthält Koffein und oft auch Toxine und Schimmel. Dass Kaffee vor Krebs schütze, führen einige Wissenschaftler auf die Antioxidantien zurück. Natürlich feiern manche Kaffeefans dies gerne mit dem Motto „Kaffee gegen Krebs!

Doch Antioxidantien gibt es auch in anderen, weit weniger umstrittenen und verarbeiteten Lebensmitteln, zum Beispiel in Heidelbeeren. Dort auch ohne Koffein, und viel häufiger ohne Toxine und Schimmel.

Ebensowenig wie Mineralstoffe ein zwingender Grund sind, Getreide zu essen, sind also Antioxidantien ein Grund dafür, Kaffee zu trinken.

Kaffee und Sucht

Für viele Menschen gehört der Kaffee am Morgen einfach dazu. Und der Kaffee danach und der danach und der vor dem Mittagessen und danach und natürlich zum Kaffeetrinken. Wir trinken unglaublich viel Kaffee und man könnte den Eindruck gewinnen, er mache süchtig. Und auf gewisse Weise tut er das sicherlich.

Ohne meinen Kaffee kann ich nicht!“ ist allerdings eine Illusion, eine Lüge. Kaffee ist für viele nichts anderes als eine Gewohnheit, von der sie nur schwer lassen können. Eine psychologische Abhängigkeit. Eine Krücke. Niemand stirbt dadurch, dass er keinen Kaffee trinkt.

Wer Kaffee jedoch so gerne trinkt und ihn gar für wichtig für den Alltag hält, der ist auch meist versucht, sich genau die Aussagen und Studien herauszupicken, die den Kaffee in positivem Licht darstellen. Er oder sie klammert sich an jeden Grund, Kaffee zu trinken.

Ist Kaffeetrinken ungesund?

Nehmen wir für einen Moment an, Kaffee sei nicht ungesund; ist Kaffeetrinken dann so schlimm? Ist es schlimm, süchtig nach Kaffee zu sein? Das muss jeder mit sich selbst ausmachen. Einen Stoff nur aus Gewohnheit oder aufgrund einer psychologischen Abhängigkeit zu konsumieren, halte ich für problematisch. Besonders, wenn seine gesundheitliche Wirkung so umstritten ist, wie die des Kaffees. Nachweislich problematischer als der Kaffee selbst ist das, was oft mit seinem Konsum einhergeht: Milch und Zucker. Milch kann gesundheitlich problematisch sein, Zucker hat in größeren Mengen negative Wirkungen auf die Gesundheit (ein Würfel/Teelöffel/10g pro Tasse sind bei 6 Tassen pro Tag durchaus eine signifikante Menge).

Meine Empfehlung ist daher, es mal eine Zeit lang ganz ohne Kaffee zu versuchen, um zu schauen, wie gut das Leben auch ohne funktioniert. Wer sich dennoch Kaffee im Leben wünscht, sollte vielleicht versuchen, ihn pur zu trinken: Ohne Zucker, ohne Milch.

Nach all diesen Überlegungen lohnt sich zur Frage der Gesundheit ein Blick auf eine aktuelle Studie der Harvard School of Public Health: Sie zeigt einen engen Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Langlebigkeit. Ein höherer Kaffeekonsum geht mit geringerer Sterblichkeit besonders durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, neurologische Erkrankungen und Suizid einher. Das ist wohlgemerkt lediglich ein statistischer Zusammenhang: Es ist nicht nachgewiesen, ob Kaffee die Ursache dieser Veränderungen ist.

Kaffee ohne Milch? Schmeckt doch gar nicht!

Wenn der Kaffee ohne Milch und Zucker nicht schmeckt, sollten Sie darüber nachdenken, warum Sie ihn überhaupt trinken. Mögen Sie wirklich den Geschmack des Kaffees oder eher den der Milch? Wenn es der Kaffee ist: Was halten Sie davon, mal eine andere, durchaus auch teurere Sorte zu kaufen, die anders schmeckt, vielleicht weniger bitter oder sauer?

Haben Sie überhaupt die Brühmethode optimiert und damit experimentiert? Es gibt keine Regeln, die man nicht brechen könnte. Schon nach einer halben Stunde des Warmhaltens sinkt der pH-Wert des Kaffees um rund 10%, er wird mit fortschreitender Zeit immer saurer.

Wie ein optimal Kaffee gebrauter Kaffee ist, ist Anssichtssache, doch die meisten Kaffeeliebhaber (und Sie sind einer, sonst würden Sie doch keinen Kaffee trinken, oder?) sind sich einig, dass die billigen Plastik-Filterkaffee-Maschinen zu den geschmacklich weniger vorteilhaften Methoden gehören.

Ist alles optimiert und der Kaffee schmeckt ohne Milch und Zucker noch immer zu bitter? Warum bereiten Sie ihn nicht mal etwas weniger stark zu? Wenn auch das nicht hilft: Rühren Sie eine kleine Prise Salz ein. Salz reduziert die Bitterkeit und lässt sich in geringen Mengen nicht herausschmecken.

Butterkaffee, Bulletproof, Kokosmilch und noch mehr Probleme

Eine Alternative zur herkömmlichen Milch wäre Kokosmilch. Diese ist jedoch recht fetthaltig. Wer größere Mengen Kaffee trinkt, nimmt auf diesem Wege viele Kalorien in flüssiger Form zu sich und kann unbemerkt einen Dickmacher zur Gewohnheit machen. Ein Grund mehr, in diesem Fall nur noch wenig Kaffee zu trinken.

Das gilt auch für den sogenannten Butterkaffee, also Kaffee, der mit mehr oder weniger großzügigen Menge Butter verrührt wird. Dadurch umgeht der Genießer die problematischen Inhaltsstoffe der Milch weitestgehend, konsumiert allerdings noch viel mehr Fett als durch Kokosmilch.

Als besonders gesund, geradezu als Wundermittel wird der kugelsichere Kaffee, der Bulletproof Coffee angepriesen: Kaffee mit Butter und MCT (meist Kokosfett). Geradezu wundervolle Wirkungen soll dieser Kaffee haben und das ist natürlich eine gute Ausrede, nicht auf Kaffee zu verzichten. Der Mann, der diesen Kaffee so anpreist, hat sich den Namen Schützen lassen und verkauft, wer hätte das gedacht, ganz speziellen, optimierten Kaffee. Denn natürlich ist dieser Kaffee nur dann optimal, wenn die Bohnen optimiert sind. Zweifelsohne können Kokosöl und Butter durchaus positive Wirkungen haben, doch dafür braucht es keinen Kaffee und es bleibt dabei, dass diese Fette einen hohen Energiegehalt haben. Mehr Bedenken äußert Sascha Fast in seinem ausführlichen Artikel.

Alternativen zum Kaffee: Tee oder Kakao oder… Wasser!

Auch Tee und Kakao sind nicht völlig unumstritten, jedoch offenbar weitaus weniger problematisch als Kaffee. Auch an sie kann man sich gewöhnen, fairerweise ist also auch hier Vorsicht geboten. Doch auch geschmacklich scheinen sie in der Regel weit weniger problematisch zu sein. Tee pur zu trinken bereitet weitaus weniger Menschen unbehagen und an den vielleicht zunächst fremden Geschmack des Urgeschmack-Kakaos gewöhnt man sich schnell.

Der kleinste gemeinsame Nenner, eine universelle Lösung ist jedoch Wasser. Oder heißes Wasser. Sich mit Wasser zu vergiften erfordert schon einige Anstrengung und so ist es das optimale Gertränk für den Normalzustand. Um sich mit Flüssigkeit zu versorgen, sich ein wenig aufzuwärmen, einen Grund zu haben, mal aufzustehen und nachzufüllen, ist Wasser hervorragend geeignet. Das schließt den gelegentlichen Genuss (!) von Kaffee, Tee oder Kakao nicht aus, verweist diese Getränke aber zurück auf den Platz, von dem sie eigentlich stammen: Es sind ursprünglich Genussmittel für den gelegentlichen, bewussten Verzehr.

Fazit

Kaffee ist nicht lebenswichtig. Kaffee enthält nach derzeitigem Kenntnisstand keine gesundheitsförderlichen Stoffe, die wir nicht anderswo bekommen. Kaffee kann potentiell gesundheitsschädigende Stoffe (Schimmel, Toxine) enthalten.

Eine Abhängigkeit von Kaffee scheint kaum erstrebenswert, ebensowenig der gedankenlose Konsum eines umstrittenen Getränks.

Es scheint sinnvoll, den Kaffeekonsum kritisch zu betrachten, vielleicht ganz zu verzichten oder ihn zu ritualisieren: Bohnen selbst mahlen, kleine Portionen selbst aufgießen und Kaffee vor allem nicht nebenher und beiläufig trinken, sondern aktiv und bewusst genießen. Dies schult zudem die Geschmacksnerven. Ein bis zwei Tassen guten Kaffees pro Woche sind gewiss unproblematisch. Die Rarität erhöht den Reiz. Dann leistet man sich vielleicht auch mal teurere, nachhaltig und sozial verantwortlich produzierte Bohnen.

Ob nun Kaffee, Tee, Kakao oder Wasser: Heiß soll es in der Regel sein. Wer noch einen Wasserkocher sucht, dem empfehle ich aus gesundheitlichen und geschmacklichen Gründen – Plastik beeinflusst den Geschmack und stellt ein Gesundheitsrisiko dar – ein Gerät mit Glas oder Edelstahlbehältnis. Die Suche danach gestaltet sich schwieriger als man meinen würde, denn viele Glas- oder Edelstahlmodelle enthalten dann doch noch Plastikteile im Inneren. Ein entsprechendes Modell ist der Ottoni Fabrica 1,7L 2400W Wasserkocher* aus italienischer Produktion mit europäischen Bauteilen. Das Gerät hat ein gutes Fassungsbevermögen, schaltet früh bei Erreichen der Siedetemperatur ab, lässt sich gut handhaben, ist elegant designt und wird mit einem Edelstahlfilter geliefert. Das Teil ist nicht billig, hat allerdings meiner Ansicht nach einen angemessenen Preis.

Und ein kleines Kaffee-Besteck für’s Ritual:

*Dies ist ein Affiliate-Link: Wer das Produkt darüber kauft, unterstützt Urgeschmack durch eine kleine, von Amazon bezahlte Provision. Vielen Dank!

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