Anschließend an den Beitrag über die finanziellen Kosten einer Ernährung auf Basis gesunder und nachhaltig erzeugter Lebensmittel, geht es in diesem Beitrag um den zeitlichen Aufwand einer solchen Ernährung. Denn nach dem Geld ist die Zeit einer der am häufigsten genannten Gründe, sich nicht mehr um eine ausgewogene Ernährung zu kümmern. Doch wie viel Zeit kostet gesunde Ernährung wirklich?
Um den zeitlichen Aspekt zu untersuchen nutze ich die gleiche Datenbasis wie im letzten Beispiel und verwende exakt die dort gekauften Lebensmittel. Das junge Paar fährt, wie erwähnt, alle zwei Wochen auf den Markt. Auch kann das schon etwas weiter sein und so sind die beiden für ihre Einkäufe 80 Minuten unterwegs.
Zeit für Verarbeitung
Wieder zu Hause angekommen geht es schon an die Verarbeitung. Das Gemüse, größtenteils Kohl, hält sich im Kühlschrank sehr gut, dennoch bereiten Sie ein Teil im Voraus vor, um Zeit zu sparen und nicht täglich kochen zu müssen.
Vom ersten Schnitt bis zum fertig gekochten Rotkohl vergeht rund eine Stunde, doch ein Großteil dieser Zeit erledigt allein der Herd die Arbeit und so sind die Hände frei, um weiteres Gemüse zu schneiden und vorzubereiten.
Zum Beispiel einen Weißkohl wie im Rezept für Kohlrouladen mal anders. Und während dieser vor sich hin brät und der Rotkohl gelegentlich umgerührt wird, ist wiederum Zeit, einen großen Topf dampfgegartes Gemüse für ein paar Tage im Voraus vorzubereiten: Karotten, Kohlrabi und Pastinaken. Da es kaum Aufmerksamkeit verlangt, brät der Koch nebenher in einer Pfanne das Hackfleisch als Beilage zum Kohl an.
Effektiv lassen sich so innerhalb von 1,5 Stunden 12 Portionen vorbereiten, die sie im Laufe der Woche aufwärmen, entweder im Topf oder notfalls in der Mikrowelle. Für warmes Mittag- und Abendessen für zwei Personen ist somit für 3 Tage gesorgt. Zum Frühstück gibt es Rührei, welches jeweils innerhalb von 5 Minuten fertig auf dem Tisch steht.
Eine köstliche Mahlzeit in 12 Minuten
Das sehr üppige Essen für drei Tage kostet demnach 1:45 – oder knapp 12 Minuten pro Mahlzeit.
Der Einfachheit halber wiederholen wir diesen Vorgang für den Zeitraum von vierzehn Tagen einige Male. Die Zutaten und Mahlzeiten variieren, die Zubereitungszeit bleibt allerdings unterm Strich meist gleich. Zu diesen größeren Kochaktionen kommen einige Einzelmahlzeiten hinzu, beispielsweise das eine oder andere Pastinakenomelett oder gebratene Topinambur. Für solche Mahlzeiten veranschlage ich jeweils 20 Minuten und wir setzen in 14 Tagen acht solcher Aktionen ein. Den durchschnittlichen Zeitaufwand pro Mahlzeit verändert dies kaum.
Allerdings sind die Zahlenspiele mit Durchschnittszeiten kaum verwertbar, denn der Mensch kann sich solche Mittel nicht zunutze machen. Im hier genannten Fall landet das vorbereitete Essen oft zum Aufwärmen im Topf (oder in der Mikrowelle, was zeitlich keinen Unterschied macht) und steht innerhalb von fünf Minuten auf dem Tisch. Einerseits ist dieser Zeitaufwand des Aufwärmens zur Zubereitung hinzuzurechnen, andererseits ist es im Alltag eben nur genau diese Zeit, der es Bedarf, um das Essen auf den Tisch zu bringen, wenn ein oder zwei Mal die Woche vorgekocht wird.
Sämtliche Kochaktivitäten führt eine einzelne Person durch und auch der Marktbesuch kann selbstredend allein bewältigt werden. Die genannten Zeiten gelten somit beinahe unabhängig von der Zahl der versorgten Personen.
Unvergleichbare Werte
Die Feststellung, dass jemand, der sich zu 100% von (Mikrowellen-erwärmten) Fertiggerichten ernährt, insgesamt weniger Zeit investiert, ist an dieser Stelle überflüssig, denn zu vergleichen wären parallel dazu auch der Nährstoffgehalt, die Preisunterschiede und der kulturelle bzw emotionale Wert zwischen den beiden Lösungen.
Angemerkt sei auch, dass die genannten Lebensmittel, meist Kohl, zu den aufwändigeren in der Zubereitung gehören. Ein Salat, geschmortes Sommergemüse oder einfach frisches Obst benötigt nur den Bruchteil der genannten Zeit.
Aber betrachten wir doch noch einmal kurz das Mittel: 12 Minuten pro Mahlzeit. Oder 15 Minuten. Ist das zu viel für diese eine zentrale und lebenswichtige Tätigkeit in unserem Leben? Für den Quell unserer Lebensenergie, für Geschmack und Nahrung und für Genuss?
Jeder hat gleich viel Zeit: 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Es ist eine Frage der Prioritäten, in was wir diese Zeit investieren. Steht für mich die Maximierung freier Zeit (zu welcher Verwendung auch immer) an erster Stelle? Ist mir eine konstant hohe Lebens- (und Essens-) Qualität wichtig? Steht für mich die Gesundheit an erster Stelle oder kümmere ich mich lieber später um meinen Körper? Fragen wie diese spielen gewiss eine Rolle bei der Ordnung dieser Prioritäten.
Und all jene, die am Sonntag lieber Fernsehen als zu kochen, könnten ihren Fernseher in die Küche stellen…
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