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Sind Kartoffeln gesund?

Sind Kartoffeln gesund?
Sie versorgt den Menschen seit Jahrhunderten mit reichlich Nährstoffen, lässt sich einfach anbauen, gut lagern und ist kulinarisch vielseitig. Ein echter Volksliebling, wie man auch am Verzehr besonders in Deutschland ablesen kann. Die Kartoffel. Sie schmeckt vielen Menschen. Allerdings selten so außerordentlich, dass sie ihr nicht widerstehen könnten. Sie erregt dadurch kein Aufsehen, denn was so mittelmäßig daherkommt, kann doch nicht schlimm sein, oder?

Tatsächlich gehört die Kartoffel (Solanum tuberosum) zu jenen Lebensmitteln, die zum Beispiel im Rahmen der Steinzeiternährung viele Fragen aufwirft. Nach den strengeren Definitionen (z.B. nach Dr. Cordain) sollte auf Kartoffeln verzichtet werden. Andere Proponenten halten sie für relativ harmlos. Und wissbegierige Einsteiger fragen sich, warum die Kartoffel als einfache Knolle so problematisch sein sollte.

Was spricht gegen die Kartoffel?

Die Kartoffel ist, wie z.B. auch die Tomate, ein Nachtschattengewächs. Dieser Gruppe von Pflanzen unterstellt Dr. Cordain eine schädliche Auswirkung, die unter Umständen bis hin zur Verursachung Multipler Sklerose reiche. Seine Argumentation klingt plausibel, jedoch ist eine pauschale Angst vor Kartoffeln nicht angebracht, da dies offenkundig nicht jeden betrifft. Gefährdet sind eher jene Menschen, die bereits unter den entsprechenden Krankheiten oder einer Darmerkrankung leiden.

In der Kartoffel befinden sich sogenannte Glykoalkaloide (nämlich das Saponin mit Namen alpha-Solanin). Diese dienen den Knollen als eine Art Pestizid, denn da Pflanzen nicht laufen oder beißen können, müssen sie sich anderweitig wehren. Glykoalkaloide sind in hohen Dosen toxisch, auch für den Menschen. Durch Kochen lassen sie sich nicht zerstören. Ein kräftiges Argument gegen die Kartoffeln. Jedoch sitzen die meisten Glykoalkaloide in der Schale und da Kartoffeln vor dem Verzehr in der Regel geschält werden, ist dadurch ein Großteil der Gefahr gebannt. Hinzu kommt, dass durch fortwährende Züchtung der Glykoalkaloid-Anteil der Kartoffeln immer weiter gesenkt wurde.

Auch Lektine befinden sich in der Kartoffel. Diese haben das Potential, die Darmwände zu beschädigen. Lektine sind allerdings nicht immer schädlich und durch Erhitzen lassen sie sich deaktivieren.

Kartoffeln enthalten relativ viel Stärke und einen Kohlenhydratanteil von etwa 20%. Das ist nichts Schlimmes und die Kartoffel ist damit in der Pflanzenwelt nicht allein. Da jedoch ein übermäßiger Konsum von Kohlenhydraten als Ursache von Übergewicht gilt, häufen sich die Empfehlungen, Kartoffeln zu meiden. Korrekt wäre in jenem Fall allerdings ein Hinweis auf sämtliche stärkehaltigen Gemüse. Wie dem auch sei eignet sich die Kartoffel daher in der Regel weniger für Menschen, deren Stoffwechsel entgleist ist oder die Körperfett abbauen möchten.

Und was spricht für die Kartoffel?

Kartoffeln sind kulinarisch vielseitig und Bestandteil vieler beliebter Speisen. Das liegt unter anderem an den Eigenschaften der enthaltenen Stärke, die für gute Bindung sorgt und daran, dass Kartoffeln keinen dominanten Eigengeschmack haben und dankbar andere Aromen annehmen.

Davon abgesehen enthalten Kartoffeln reichlich wertvolle Nährstoffe, besonders das vollständige Aminosäurenprofil sei angeführt. Dies ist auch der Grund dafür, dass sie ein (lebens-) wichtiges Grundnahrungsmittel für einige Bevölkerungen darstellen: Kartoffeln und andere Knollengewächse sind eng mit der Evolution des Menschen verknüpft und ermöglichten wahrscheinlich in vielen Regionen erst sein Überleben.

Und eben jener zuvor angeführte Stärkegehalt gereicht der Kartoffel auch zum Vorteil, denn sie bildet dadurch eine wertvolle Kohlenhydratquelle besonders zum Beispiel für Sportler oder körperlich hart arbeitende Menschen.

Da Kartoffeln sich einfach anbauen und ernten lassen, sind sie günstig im Einkauf und ermöglichen eine kostenarme Ernährung.

Was ist mit Süßkartoffeln?

SüßkartoffelSüßkartoffeln haben mit Kartoffeln nur den Namen gemeinsam, den sie vermutlich durch ihre äußere Ähnlichkeit teilen. Denn botanisch ist die Süßkartoffel eine ganz andere Pflanze: Sie ist kein Nachtschatten-, sondern ein Windengewächs der Spezies Ipomoea batatas. Diese Knollen enthalten keine Saponine, bezüglich einer etwaigen Toxizität sind sie also über jeden Zweifel erhaben. Noch dazu sind die verschiedenen Varianten der Süßkartoffel geschmacklich vielseitiger und –meiner Meinung nach– wesentlich leckerer als weiße Kartoffeln. Leider wachsen sie jedoch in unseren Breitengraden kaum, was ihren Import (meist aus Südamerika) bedingt.

Fazit

Wer abnehmen oder sich generell kohlenhydratarm ernähren möchte, für den sind Kartoffeln eine eher schlechte Wahl. Denn die enthaltene Stärke wird im Darm in Zucker (Glucose) umgewandelt und der kann dick machen. Und auch wer unter Darm- oder Verdauungsproblemen leidet sollte zumindest testweise auf Kartoffeln verzichten, um sie als (durchaus mögliche) Ursache für die Probleme auszuschließen.

Wer seine Kartoffeln allerdings angemessen schält und kocht, minimiert ihr toxisches Potential. Für Menschen mit einem gut funktionierenden Stoffwechsel sollte Kartoffeln in Maßen kein Problem sein, sofern ihre Darmgesundheit damit einverstanden ist. Dann finden sie in der Kartoffel eine günstige, nährstoffreiche und kulinarisch vielseitige Ergänzung des Speiseplans.

Wer sich am Import exklusiver Lebensmittel nicht stört und bezüglich der Nachhaltigkeit keine Bedenken hat, sollte auch der Süßkartoffel eine Chance geben. Zur Zubereitung empfehle ich: Die Kartoffel der Länge nach halbieren, mit Butter oder Olivenöl einreiben, mit Salz, Pfeffer und Knoblauch würzen und sie rund 30 Minuten bei 160°C backen.

Es sei angemerkt, dass es in diesem Artikel um echte Lebensmittel, also frische Kartoffeln geht und nicht um frittierte Pommes Frittes oder Kartoffelchips – beides Zubereitungsmethoden, für die die Kartoffel nichts kann.

Quellen und weiterführende Informationen

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