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Ist Schokolade gesund?

Ist Schokolade gesund?Da steht sie nun, die Frage, und will beantwortet werden. Je nach Geschmack schieben sich Fragen wie „Sollte ich Schokolade essen?„, „Darf ich Schokolade essen?“ oder „Muss ich Schokolade essen?“ in das Bewusstsein des Lesers. Die einen glauben die Antwort schon zu kennen, denn schließlich wisse das jeder. Schokolade ist ein Genussmittel und als solches könne sie praktisch nur ungesund sein. Was stimmt wirklich?

Was ist Schokolade?

Die meisten Schokoladen sind eine Mischung aus Kakaobutter, Kakaopulver, Zucker und Lecithin. Weitere Zutaten sind verbreitet, zum  Beispiel Milchpulver oder Molkepulver in Milchschokolade sowie verschiedenste Aromen.

In diesem Artikel geht es ausdrücklich nur um dunkle Schokolade, auch Bitterschokolade genannt. Denn Milchschokolade hat oftmals einen Kakaoanteil von nur 30% und besteht weiterhin aus Zucker (60%) und Milch und verdient so eher den Namen „Süßigkeit mit Schokoladenaroma“. Weiße Schokolade hingegen enthält keinen Kakao, sondern lediglich Kakaobutter, ist demnach also auch keine echte Schokolade.

Bitterschokolade hat in der Regel einen Mindestanteil von 50% Kakao. Dies bietet der Handel bereits als Bitter oder Zartbitter an. Aufgrund der weiten Verbreitung von Milchschokolade findet die sogenannte Bitterschokolade verhältnismäßig wenige Abnehmer und besonders mit steigendem Kakaogehalt schrumpft die Zahl der Käufer. Diese lieben ihre 70, 80 oder 90%ige Schokolade jedoch umso inniger.

Mit steigendem Kakaoanteil sinkt zwangsläufig auch der Zuckeranteil. Da es zwischen 50% und 100% Kakaoanteil viele Abstufungen gibt, ist eine langsame Gewöhnung an bitterere Schokolade problemlos möglich.

Ist Schokolade gesund?

Schauen wir uns die auf den Verpackungen angegebenen Zutaten im Einzelnen an:

Kakaobutter: Kakaobutter besteht zu 60% aus gesättigtem Fett und enthält nur rund 7% mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Sie ist demnach sehr stabil und wird kaum ranzig. Das gesättigte Fett ist größtenteils Stearin- und Palmitinsäure, beide sind gesundheitlich unbedenklich und stellen exzellente Energiequellen für den Menschen dar.

Kakao: Hier stecken die vielen Flavonoide und Wirkstoffe der Kakaopflanze. Darunter der Amphetamin-Grundbaustein Phenethylamin*, die essenzielle Serotonin-Vorstufe Tryptophan (ein natürliches Antidepressivum), das Cannabinoid Anandamid* (eine körpereigene Substanz) und das Koffein-ähnliche Theobromin*.

Allerdings enthält Kakao noch viele weitere Stoffe, die teils noch nicht vollständig erforscht sind, darunter die Flavonoide. Ihnen schreibt man die offenbar blutdrucksenkende Wirkung dunkler Schokolade zu:

„Dark, but not white, chocolate decreases blood pressure and improves insulin sensitivity in healthy persons.“

Darüber hinaus scheint dunkle Schokolade vor Herzgefäßerkrankungen zu schützen:

„Flavonoid-rich dark chocolate intake significantly improved coronary circulation in healthy adults, independent of changes in oxidative stress parameters, blood pressure and lipid profile, whereas non-flavonoid white chocolate had no such effects.“

Auch eine Verbesserung der Blutfettwerte, nämlich eine Senkung des LDL-Cholesterins, Erhöhung das HDL-Cholesterins und dämpfung oxidierten LDLs, führen Wissenschaftler auf Polyphenole aus Kakaopulver zurück:

„The results suggest that polyphenolic substances derived from cocoa powder may contribute to a reduction in LDL cholesterol, an elevation in HDL cholesterol, and the suppression of oxidized LDL.“

Forscher stellten außerdem eine Verbesserung der Insulinsensitivität durch den Verzehr dunkler Schokolade fest:

„FRDC (dunkle Schokolade) but not FFWC (weiße Schokolade) ingestion decreased insulin resistance (homeostasis model assessment of insulin resistance; P < 0.0001) and increased insulin sensitivity.“

Zucker: Zucker besteht aus Kohlenhydraten und er enthält praktisch keine weiteren Nährstoffe. Er ist nicht gesund und birgt bei zu hoher Dosierung ein gesundheitliches Risiko. Anders als Milchschokolade, die oftmals rund 60% Zucker enthält, liegt der Zuckergehalt einer 80%igen Schokolade meist nur um rund 16-18%. Die Dosis ist so um ein Vielfaches geringer und liegt selbst bei einer ganzen Tafel Schokolade noch im harmlosen Bereich. Mehr über die durch Zucker verursachten Probleme erfahren Sie im Artikel Was ist so schlimm an Zucker?

Lecithin: Dies wird als Emulgator hinzugefügt, Zweck ist die Beeinflussung der Viskosität und Textur der Schokolade. Lecithin enthält unter anderem Cholin, ein Stoff, der sich positiv auf die Gesundheit des Gehirns auswirkt. Allerdings wird in Schokolade meist Sojalecithin verwendet und Soja gilt teils als gesundheitlich bedenklich. Aufgrund des extrem geringen Anteils (0,3-0,5% des Gesamtgewichts) sollte dies in Schokolade jedoch kein Problem darstellen, besonders in Anbetracht der übrigen Vorteile. Lecithin ist nicht zwingend nötig, um Schokolade herzustellen.

Weitere Inhaltsstoffe

Hier eine kurze Übersicht über die Inhaltsstoffe des eigentlichen Kakaos:

Zusammensetzung getrockneter, fermentierter Kakaobohnen (Anteil am Gesamtgewicht) Quelle: McGee, „On Food and Cooking“
Kakaobutter 54% Wasser 5%
Eiweiße und Aminosäuren 12% Mineralstoffe 3%
Fasern 11% Theobromin 1.2%
Phenolische Verbindungen 6% Zucker 1%
Stärke 6% Koffein 0.2%

Theobromin ist ein Koffein-ähnlicher Stoff, dessen Nervensystem-stimulierende Wirkung jedoch schwächer ist. Seine Wirkung scheint vornehmlich harntreibend. Jedoch ist Theobromin toxisch für Hunde – diese können durch Schokolade schwere Vergiftungen erleiden. Eine ungesüßte 100g-Tafel Schokolade enthält etwa 100mg Koffein; ungefähr so viel wie eine Tasse Kaffee.

*Schokolade, Stimmung und Sucht

Amphetamine, Cannabinoide,  Theobromin, Tryptophan: Wir haben es hier also mit allerlei lust- und stimmungssteigernden Wirkstoffen zu tun. Jedoch sind die Mengen und Umstände dieser Stoffe in Schokolade laut Aussage einiger Wissenschaftler nicht ausreichend, um das verbreitete Glücksgefühl beim Verzehr allein zu erklären.

Vielmehr hängt dies vermutlich mit dem Belohnungssystem des menschlichen Gehirns zusammen: Wer Schokolade mag, wird glücklich, wenn er sie isst. Das Gehirn schüttet Dopamin aus. Ganz einfach – und experimentell geprüft: Psychologen haben gezeigt, dass die Gabe von Schokoladenimitaten ohne Kakaogehalt den Schokoladenhunger stillen kann, während Kapseln, die echten Kakao oder Schokolade enthielten, dies nicht vermögen. Es scheint allein das sensorische Erlebnis des Schokoladenessens zu sein, das vielen Menschen so große Wonne bereitet.

Fazit: Ist Schokolade gesund?

Dunkle Schokolade bringt eine Vielzahl gesunder Stoffe mit, die eindeutig positiven Einfluss auf die Gesundheit haben. Auch das bloße Glücksgefühl, das der Geschmack auslöst, hat positiven Einfluss auf das Wohlbefinden. Fairerweise ist zu erwähnen, dass auch andere Pflanzen über zahlreiche Flavonoide mit teils ähnlicher Wirkung verfügen. Darunter auch Heidelbeeren und Erdbeeren. Man muss also keine Schokolade essen, um von Flavonoiden zu profitieren. Jedoch kann man und es scheint, als spräche praktisch nichts dagegen.

Allerdings sind die gesundheitlichen Vorteile abhängig von den Pflanzenwirkstoffen des Kakaos. Diese gehen bei stärkerer Behandlung immer weiter verloren. Möchte man von den gesundheitlichen Vorteilen profitieren, sollte man also stets zu möglichst roher, wenig behandelter Schokolade greifen.

Die titelgebende Frage ist also so zu beantworten: Wenig behandelte, reine, dunkle Schokolade, also solche mit hohem Kakao- und niedrigem Zuckeranteil, ist gesund. Es scheint geradezu ratsam, täglich ein bis zwei Stücke einer 80%igen Schokolade zu essen. Vielleicht auch mehr…

Quellen und weiterführende Informationen:

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