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Wie du Weihnachten mit den Verwandten überlebst

Weihnachten. Du hast gerade deine jüngere Schwester zum Weinen gebracht, und während deine Mutter eingeschnappt vor sich hin schweigt, lamentiert der Vater über die Berufswahl deines Bruders. Fünf Kinder laufen kreischend durchs Haus und das Essen wird kalt. Da kommt endlich dein älterer Bruder wütend zurück aus dem Geräteschuppen. Mit einer Axt in der Hand …

Wie es weitergeht, liegt bei dir.

Anlässlich der bevorstehenden Weihnachtsfeiertage greife ich in der heutigen Episode einige Gewohnheiten aus meinem neuen Buch Der Weg – Wie du dir einen gesunden Lebenswandel aneignest und beibehältst heraus, mit denen du ein andernfalls vielleicht stressiges oder belastendes Familientreffen gut überstehen und vielleicht sogar Gewinn daraus ziehen und die ganze Familie bereichern kannst.

Dabei spreche ich über Gewohnheiten aus den Kapiteln zu Geisteshaltung und Beziehungen. Ziel ist die Beantwortung solcher Fragen:

  • Wie komme ich besser mit Menschen klar, zu denen ich ein angespanntes Verhältnis habe?
  • Wie gehe ich am besten mit Beleidigungen oder Sticheleien um?
  • Und wie kann ich solche sonst unangenehmen Treffen in Zukunft angenehmer gestalten, ohne ihnen aus dem Weg zu gehen?
  • Wie verbessere ich die Verhältnisse innerhalb meiner Familie?

Weihnachten mit den Verwandten – muss man das über sich ergehen lassen?

Familientreffen laufen nicht immer harmonisch ab. Aus den verschiedensten Gründen spielen Menschen das Spiel trotzdem immer wieder mit. Vielleicht hast du keine Wahl, das Treffen ist für dich unausweichlich, weil du deiner Frau versprochen hast mitzukommen, wenn du sie im Gegenzug dafür am Vatertag mit den Kindern allein lassen darfst, um mit deinen Kumpels saufen gehen und dich wie der letzte Affe zu benehmen, statt den Tag als Vater zu verbringen. Wie dem auch sei widerstrebt dir das Treffen und du findest nicht fair, dass du dabei sein musst. Da greift diese Gewohnheit:

Gewohnheit #92:
Das Leben ist nicht fair – also mach das Beste daraus

Das Leben ist nicht fair. Mutter Natur ist nicht fair. Es gewinnt immer der Stärkste. Aber auch der Stärkste ist schnell besiegt, wenn er sich nicht anstrengt.

Wenn du meinst, du hast im Leben weniger Glück als die anderen, dann sind nicht die anderen Schuld. Richtig ist: Jeder bekommt ein anderes Blatt. Manche bekommen von Beginn an bessere Karten. Das spielt keine Rolle. Irgendjemand hat und kann immer mehr oder weniger als du. Das gilt für jeden Menschen. Wir spielen nicht gegeneinander. Wir spielen gegen das Leben. Gegen Mutter Natur. Es zählt allein, wie gut du deine Karten ausspielst. Das ist der Zweck deines Lebens: Das Beste daraus machen.

Das heißt: Das Weihnachtsfest mit der Familie kommt und du wirst dabei sein. Nimm es hin. Da es unausweichlich ist, jammere nicht, sondern mach das Beste aus dem Treffen. Wenn du widerwillig hingehst, machst du es nur noch schlimmer für dich und alle anderen. Wenn deine Abwesenheit keine Option ist, bleiben dir zwei Möglichkeiten, das Beste daraus zu machen:

  1. Du lernst es zu lieben.
  2. Oder du verbesserst das Treffen.

Um es zu verbessern, benötigst du in jedem Fall:

Gewohnheit #113: Sei bei der Sache

Wenn du mit deinen Familienmitgliedern sprichst, leg das Telefon aus der Hand und wende dich ihnen zu, wenn möglich. Wenn du mit den Kindern spazieren gehst, geh mit ihnen – sei bei ihnen und nicht in deinem Smartphone. Lass dich nicht mitreißen von dem Wahnsinn vermeintlich effizienter Nutzung deiner Lebenszeit, indem du noch Anrufe erledigst, während deine Kochkünste gerade in der Küche nicht benötigt werden. Maximale Produktivität ist für keinen einzelnen Menschen erstrebenswert. Kein Mensch beherrscht wirklich Multitasking – der ständige Wechsel der Aufmerksamkeit führt zu Verlusten, die letztlich geringere Wirksamkeit bedeuten. So kannst du keinen Streit verhindern oder schlichten.

Wenn du stets mehrere Sachen gleichzeitig machst, machst du nichts richtig und du verlierst eher Zeit, als dass du sie gewinnst. Es gibt einige wenige Aufgaben im Leben, die sich kombinieren lassen: Podcasts hören beim Wäscheaufhängen zum Beispiel. Doch bereits Podcasthören beim Workout mindert die Wirkung des Trainings oder die Aufnahmefähigkeit für die Informationen. Letztlich erschöpft die geteilte Aufmerksamkeit das Gehirn. Deine Mitmenschen verdienen entweder deine ganze Aufmerksamkeit. Oder gar keine. Das entscheidest du. Aber mit halben Sachen schadest du dir nur selbst.

Sei bei der Sache. Sei anwesend. Höre und wende dich deinem Gesprächspartner zu. Mache eins nach dem anderen und alles zu seiner Zeit. Wenn du verhindern möchtest, dass die Feier zum Familiendrama wird, widme deine volle Aufmerksamkeit jetzt deinem Bruder mit der Axt in der Hand.

Ihr habt gemeinsam am Esstisch gesessen, die Gespräche haben begonnen und eines war vorhersehbar: Alte Kamellen in Form von Anschuldigungen und Sticheleien, Seitenhieben und Beleidigungen. Das eine folgt aufs andere. Diese Eigendynamik kannst du durchbrechen. Das stellst du sicher durch:

Gewohnheit #99: Entscheide selbst, was dich beleidigt

Was du als verbale Beleidigung empfindest, ist deine willkürliche Entscheidung.

Zuallererst gilt: Suche keine Beleidigungen. Und selbst wenn es offensichtlich scheint, gehe von den besten Absichten aus. »Du Arsch!« mit Inbrunst als Beleidigung ausgesprochen werden. Oder wie in »Komm her, du Oasch!« als freundschaftliches Kosewort. Arsch ist kein böses oder gutes Wort. Es ist nur ein Wort. Es ist das, was du daraus machst.

Ob sich eine Prostituierte durch das Wort Nutte persönlich beleidigt fühlt oder nicht, ist genauso ihre freie Entscheidung, wie ich mich von Segelohr angesprochen oder beleidigt fühlen muss.

Worte sind keine Taten. Wären Worte Taten, sähe die Welt anders aus: Es gäbe keine Lügen und keine gebrochenen Versprechen.

Du entscheidest, wodurch du dich beleidigt fühlst oder ob du eines anderen Wort Macht über dich gibst. Beleidigt zu sein ist allein deine Entscheidung.

»Es kommt nicht darauf an, was dir widerfährt, sondern, wie du darauf reagierst.« — Epiktet

»Entscheide dich, nicht verletzt zu sein – und du wirst dich nicht verletzt fühlen.« — Marcus Aurelius

Eine mit verletzender Absicht ausgesprochene Beleidigung sagt alles über den, der sie ausspricht und gar nichts über dich. Es ist nur ein ausgesprochener Gedanke. Ein Gedankenfurz. Und einen Furz musst du nicht noch genussvoll einatmen. Wenn dir das gelingt und die Beleidigung einfach an dir abgleitet, kannst du besonnen bleiben und an der Deeskalation mitwirken.

Was ist zu tun, wenn deine Schwester hartnäckig Seitenhiebe oder Beleidigungen in deine Richtung austeilt?

Bitte sie, die Stichelei zu wiederholen. Gerade die passiv-aggressiven Kandidaten werden dann oft still. Wiederholt deine Schwester sich wider Erwarten, bleiben dir zwei Möglichkeiten: Schweigen. Oder erwidern: »Das überrascht mich.« Erfolgt eine Nachfrage, erläuterst du »Es überrascht mich, dass du dich dafür entschieden hast.« Oft wird deinem Gegenüber dann ihr Fehler bewusst. Du gibst der Person dadurch zu verstehen, dass du einen höheren Standard von ihr erwartet hast. Und dem wollen die meisten Menschen tatsächlich auch entsprechen.

Sollte das nicht der Fall sein, ist vielleicht für den Moment die Luft dick, das Essen wird endlich abgeräumt und die Absacker kommen auf den Tisch. Dem kannst du dich hingeben mit dem Gedanken: Du siehst aus als bräuchte ich einen Drink! Oder du wählst den gesunden Weg und erkennst die Aufgabentrennung durch:

Gewohnheit #140:
Ziehe klare Grenzen durch Aufgabentrennung

Beleidigungen, Wutanfälle und ähnliche Ausbrüche sind ganz allein das Problem und die Aufgabe der jeweiligen Person. Diese Grenze musst du ziehen können: Der Wutausbruch deines Vaters ist allein sein Problem, auch wenn er deinen Bruder anbrüllt. Es ist seine Aufgabe, seine Probleme aufzuarbeiten und dort herauszukommen, denn du – wie jeder andere – musst persönliche Grenzen einhalten.

Zu klaren Grenzen gehört Aufgabentrennung: Jeder muss seine eigenen Aufgaben erledigen. Deine eigenen Aufgaben sind all jene, deren Konsequenzen du selbst trägst. Die Hausaufgaben oder der Fleiß deiner Tochter in der Schule ist allein ihre Aufgabe, denn sie muss mit den Folgen guter oder schlechter Noten leben. Mischst du dich ein, bereitest du ihr und dir selbst Stress und Frust.

Nimmst du anderen Menschen ihre Aufgaben ab, raubst du ihnen damit ihre Unabhängigkeit. Denn nur wer seine Aufgaben selbst erledigt, erlangt das Gefühl von Selbstwert und Kompetenz. Und dieses Gefühl für den eigenen Wert verleiht einem Menschen die Zuversicht und den Mut, andere Menschen bedingungslos zu lieben.

Und die Berufswahl deines Bruders als Golfball-Taucher, die jeder in der Familie für kurzsichtige Träumerei hält, ist allein seine Aufgabe.

Ist es deine Aufgabe, deinen Vater auf die Aufgabentrennung hinzuweisen? Zumindest könntest du dir den Versuch vornehmen, die Stimmung zu verbessern. Oder riskieren, deinen Vater zu fragen, ob die Entscheidung deines Bruders nicht einzig dessen Aufgabe ist. Oder du nimmst ihn in einem ruhigen Moment zur Seite und fragst ihn, ob er wirklich meint, dass ein Sohn durch seine Berufswahl seinen Vater zufriedenstellen muss – und wie er das mit seinem Vater gehandhabt hat. Und ob ihn das glücklich gemacht hat.

Aufgabentrennung bedeutet nicht, dass man sich nur um sich selbst kümmert. Sondern man bietet anderen seine Hilfe an: »Wenn du Hilfe beim Zubinden deiner Schuhe brauchst, zeige ich es dir gern.« Genau dort verläuft die Grenze. Ganz gleich wie die Zeit drängt und wie ungeduldig du bist: Wenn du deiner Tochter immer die Schuhe zubindest, lernt sie es nie.

Und erlaube nie die Einmischung in deine eigenen Aufgaben.

Die Angelegenheiten und Probleme deiner Schwester sind allein ihre Aufgabe. Solange sie dich nicht um Hilfe bittet, ist eine Einmischung oder auch noch so gut gemeinter Rat in der Regel fehl am Platz. Der Satz für den Weg in die Hölle beginnt mit »Du solltest …«

Wer die Grenzen anderer überschreitet, bedroht oft ihre Autonomie. Klare Grenzen innerhalb einer Familie sind häufig schwer einzuhalten und deswegen kommt es auch über die Kindheit und Jugend hinaus zu vielschichtigen Verstrickungen und gegenseitigen Abhängigkeiten, die letztlich der Grund für den häufigen Frust sind. So etwas zu lösen ist schwierig, aber möglich und absolut erstrebenswert, wenn dein Bruder nicht gleich deinem Vater mit der Axt den Schädel spalten soll. Du kannst ihn aufhalten. Sicher ist das nicht leicht. Also:

Gewohnheit #101: Tu etwas Schwieriges

Nur die schwierigen Dinge im Leben lohnen sich. Auf die einfachen Errungenschaften kann man kaum stolz sein. Je größer die Herausforderung ist, der du dich stellst, desto größer wirst du wachsen, wenn du sie überwindest.

Übernimm Verantwortung. Je mehr Verantwortung du übernimmst, desto größer wächst dein Gefühl für die Bedeutung deines Lebens. Welche Verantwortung du übernimmst, wählst du selbst. Das ist der Weg.

Zum Beispiel kannst du genau jetzt entscheiden: Ich unternehme einen Rettungsversuch! Ich tröste meine Schwester, ich entschuldige mich, ich lockere die Situation auf, ich verdeutliche meinem Vater, dass es Grenzen gibt, ich nehme meinem Bruder die Axt aus der Hand.

Gib, was du kannst. Dadurch vermittelst du dir selbst Wert. Dieser Selbstwert befreit dich aus der Opferrolle und ermächtigt dich. Du wirst staunen, was du alles kannst, sobald du die Rolle des Opfers verlässt. Wenn du dich nicht mehr hinter Tiefschlägen der Vergangenheit, der Ungerechtigkeit des Lebens und deiner der-hat-aber-angefangen-Haltung versteckst. Das ist:

Gewohnheit #120: Sei kein Opfer

Gib dich keiner Krankheit hin und keiner Niederlage. Egal wie schwer eine Krankheit ist, und ganz gleich, wie schlecht du behandelt wurdest: Wirf nie die Hände in die Luft und gehe in der Rolle des Opfers auf. Sondern mach das Beste daraus. Du kannst immer das Beste daraus machen. Eine Krankheit, ein Trauma, ein Ereignis bestimmt nicht über den Rest deines Lebens. Doch wenn du dich als Opfer betrachtest, verlierst du.

Mutter Natur ist hart und unfair. Auch viele Menschen sind unfair. Daran kannst du nichts ändern. Also kämpfe. Wer kämpft, kann verlieren. Aber wer nicht kämpft, hat schon verloren. Dir steht nichts zu, niemand anderes muss etwas für dich tun. Also: Gib stattdessen. Gib und dir wird gegeben, denn was du anderen schenkst, gibst du dir selbst. Gib alles.

Deine Mutter behandelt dich ungerecht, deine Geschwister wissen es ganz genau und trotzdem stehen sie dir nicht bei? Atme tief durch und nimm es hin. Vergib ihr.

Geben ist ein Teil des Vergebens. Wenn du vergibst, gewinnen zwei. Dein gegenüber gewinnt Erleichterung – Gnade – und du gewinnst Frieden – auch eine Form von Gnade. Selbst wer keine weltlichen Dinge besitzt, kann immer geben: Zeit. Oder Mitgefühl. Oder Liebe:

Gewohnheit #141: Liebe ohne Bedingung und Erwartung

Echte Liebe in Familie, Freundschaft oder Partnerschaft kann nur ohne Erwartungen und Bedingungen bestehen. Knüpft man Erwartungen oder Bedingungen an seine Liebe, schränkt man den anderen Menschen dadurch ein. Wer eingeschränkt ist, kann sich selbst nicht ausleben und wird unzufrieden. Im Rahmen einer Beziehung ist Vertrauen eine solche Erwartung: Die Erwartung, dass du nicht verletzt wirst. Das ist eine Last für den anderen. Ersetze daher Vertrauen durch Zuversicht. Zuversicht kommt ohne Erwartung aus. Zuversicht kann missbraucht werden. Das kann schmerzen. Echte Liebe ist genau diese Bereitschaft, verletzt zu werden. Schmerz ist unvermeidlich. Zuversicht wird hin und wieder ausgenutzt. Einer muss den Anfang machen.

Liebe deine Familie. Auch, wenn sie dir manchmal oder oft das Leben schwer macht. Zeig deinen Geschwistern deine Liebe, auch wenn sie selbst sich zurückhalten. Zeig deine Verwundbarkeit. Das geht besonders einfach, indem du ehrlich bist.

Gewohnheit #109: Sage nie wissentlich die Unwahrheit

Warum nicht einfach niemals lügen? Weil wir die Wahrheit nicht immer kennen. Manchmal sagt man die Unwahrheit, weil man es nicht besser weiß und ohne, dass man es merkt. Manchmal kennen wir auch unsere eigenen wahren Gefühle oder Absichten gar nicht. Deswegen ist immer die Wahrheit sagen praktisch unmöglich, obwohl es einfach klingt. Doch wir können uns schwören, niemals wissentliche die Unwahrheit zu sagen. Radikale Ehrlichkeit verbessert Beziehungen – auch zu sich selbst. Manchmal erschwert Ehrlichkeit kurzfristig unser Leben. Manchmal auch langfristig. Doch eine Lüge ist den Gewinn nie wert. Wenn du einen Menschen belügst, musst du den Rest deines Lebens mit dem Wissen leben, dass du nicht ehrlich warst.

Ehrlichkeit steckt an, sie ist attraktiv und schützt dich vor Selbstbetrug, sie gibt Hoffnung, und schafft Sicherheit. Ehrlichkeit kann die Situation am familiären Esstisch kurzfristig anheizen und manchmal muss man auf den richtigen Moment dafür warten. Doch es versteht sich von selbst, dass die Spannung der Unehrlichkeit jede Beziehung belastet und ein friedliches Miteinander unmöglich macht.

Sprich mit deiner Familie über deine Bedenken vor diesem Treffen. Verrate ihnen, welche Gefühle es in dir auslöst, wovor du Angst hast, was dich abschreckt. Mach daraus keine Vorwürfe, sondern betone, dass es nur deine Wahrnehmung des Treffens ist. Und gehe an jeden schwelenden Konflikt so heran. Die Lösung liegt nie im Aufkochen der Vergangenheit, sondern immer nur in der Frage: Was können wir genau jetzt tun? Was wollen wir erreichen? Wollen wir uns grün sein? Wollen wir Kraft aus unserem Verhältnis schöpfen? Und was können wir jetzt tun, solch ein Verhältnis zu erreichen?

Erst, wenn du wissentlich keine Unwahrheiten sprichst, kannst du Zufriedenheit erlangen. Wenn du im Reinen mit dir selbst bist, kannst du dich auf den Frieden in dir verlassen. Das befriedigt viele deiner Bedürfnisse und macht den Weg frei für:

Gewohnheit #146: Erwarte nichts

Du bist für dich selbst verantwortlich. Deine Launen, Stimmungen und Emotionen musst du selbst bewältigen. Freunde und Familie können helfen, doch es ist nicht ihre Aufgabe. Manchmal ist es besser, wenn du mit dir allein bist, bis du deine Stimmung aufgehellt hast.

Erwarte auch nicht von anderen Menschen, dass sie etwas für dich tun. Suche eher nach Wegen, etwas zu geben: Aufmerksamkeit, Zeit, Gutmütigkeit, Zuneigung. Gib soviel du kannst, und nicht mehr. Was du gibst, wirst du zurückbekommen. Meist auf Umwegen. Häufig viel später. Irgendwann wird deine Schwester sich bedanken, dass du dich entschuldigt hast. Dein Vater wird sich erkenntlich zeigen, dass du ihm seine Schwächen vor Augen geführt hast. Dein Bruder wird sich am Ende freuen, dass du seine Wut gezügelt hast. Sie werden dir auf ihre Weise danken, solange du keinen Dank erwartest. Und du wirst erkennen: Alles, was du bekommst, hast du dir selbst gegeben.

So auch die Unterhaltung und Freude an diesem Abend:

Gewohnheit #145: Amüsiere dich selbst

Ganz gleich, ob du dich das erste Mal mit einem Menschen zu einer Verabredung triffst, zu einem Date, oder auch allgemein mit Freunden: Es ist nicht die Aufgabe der anderen, dich zu amüsieren. Eine angenehme Unterhaltung kann sich nur entfalten, wenn du selbst Energie mitbringst und etwas wagst. Stimmungen sind ansteckend.

Kommst du miesepetrig oder pessimistisch zum Familientreffen, wirst du in deiner Familie kaum Lust auf mehr wecken. Solche sozialen Anlässe, wie auch ein Date, sind aufregend und sie erfordern oft Mut. Trotz der Anspannung gewinnst du jedes solche Ereignis, wenn du dich dort einfach selbst amüsierst. Selbst wenn sich bei einem Date herausstellt, dass ihr nicht zusammenpasst, hast du bei dem Treffen dennoch Spaß gehabt. Und selbst wenn die anderen Familienmitglieder schlecht drauf sind, gehst du nach einer schönen Zeit nach Hause. So gibt es keine furchtbaren Familientreffen, keine misslungenen Dates mehr und auch Treffen mit alten Freunden, denen man nicht viel Neues erzählen kann, laufen dann entspannter ab.

Genieß das Essen. Genieß die Wärme. Freu dich über die Freude der Kinder. Lach über die Sticheleien. Hab einfach eine gute Zeit.

Hinter alledem steckt ein Geheimnis, dem ich bereits eine ganze eigene Episode gewidmet habe:

Gewohnheit #148: Liebe dich selbst

Wieso sollte dich jemand lieben, wenn du dich nicht selbst liebst? Sich selbst zu lieben ist keine Eitelkeit, sondern Zufriedenheit mit sich selbst: Die Fähigkeit, mit sich selbst auszukommen, seine Zeit sinnvoll zu verbringen.

Wenn du von deinen Mitmenschen – deiner Familie – geliebt werden möchtest, um deine Unzufriedenheit zu kurieren, wird das nicht funktionieren. Solche Beziehungen können zwar ein Leben lang halten, doch sie sind belastet von allerlei Gift, Abhängigkeit oder Unterdrückung von Gefühlen.

Sobald du jedoch alleine zufrieden bist, wirst du für andere Menschen attraktiv – besonders für diejenigen, die diese Eigenschaft teilen. Und du wirst entsprechende Menschen selbst besser erkennen können. Dann könnt ihr euer Glück teilen.

Für echte Selbstliebe benötigst du Selbsterkenntnis, Unabhängigkeit und Zugehörigkeit. Die Details dazu habe ich in der Episode über Selbstliebe im Detail erläutert.

Du gehörst zu deiner Familie. Finde die Liebe zu dir selbst. Und dann:

Gewohnheit #149: Sei ein Leuchtturm

Pflege deinen Geist, erlange Zufriedenheit mit dir selbst und finde Frieden im Chaos des Lebensalltags. Gehst du auf diesem Weg erhobenen Hauptes durchs Leben, strahlen deine Augen wie ein Leuchtturm im Sturm einer Winternacht. Das wirkt nicht anziehend auf jedermann – sondern es zieht nur die für dich richtigen Menschen an.

Tu dein Bestes; sei dein bestes Selbst. Das ist alles, was du tun kannst. Das ist, was du tun musst. Das ist deine Macht. Es gibt keine Garantien für ein durchweg harmonisches Familientreffen. Aber du kannst einen großen Beitrag leisten, die Zeit gewinnbringend für alle zu gestalten und hinterher mit einem guten Gefühl nach Hause gehen.

Du kannst nie alle Wogen glätten. Du kannst nicht jede Beziehung retten. Aber du kannst dein Bestes geben.