Als Kishimi-Adler-Studien bezeichnen Ichiro Kishimi und Fumitake Koga ihr Werk Du musst nicht von allen gemocht werden* bzw. The Courage to be Disliked.* Nach einer ausführlichen Zusammenfassung stelle ich in diesem Beitrag die für mich wichtigsten Lektionen aus diesem Buch zusammen.
1. Die Welt ist subjektiv: Du allein bestimmst über dein Leben
Niemand lebt in einer objektiven Welt. Sondern jeder von uns sieht die Welt durch den Filter seiner eigenen Wahrnehmung. Nicht deine Umstände entscheiden über dein Leben, sondern du selbst. Geschehnisse der Vergangenheit kontrollieren dich nicht. Du allein entscheidest über dein Leben im Hier und Jetzt. Bedenke: Selbst in Kriegsgebieten finden Menschen Anlass zu Hoffnung und Freude. Wichtig ist nicht, was ist oder war, sondern, was du daraus machst.
2. Du erreichst stets dein wahres Ziel
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet Gründe. Doch was du wirklich willst (und nicht willst), bleibt deinem Bewusstsein häufig verborgen. Dein Kopf erfindet Ausreden, warum du dies oder jenes nicht tun kannst. Der Grund dafür ist ein Mangel an Mut, nicht von jedem gemocht zu werden. Vielleicht möchtest du einfach so mitten auf der Straße laut singen oder ausgelassen tanzen. Aber du tust es nicht aus Angst davor, was man über dich denkt. Und so besuchst du vielleicht Woche um Woche eine Freundin, über die du dich immer wieder ärgerst: Weil du Angst hast, dass sie dich nicht mehr mag, wenn du sie nicht besuchst.
Achte darauf, was geschieht, wenn du etwas einfach nicht möchtest: Du findest im Handumdrehen ein Dutzend Gründe, warum du es nicht tust. Doch vornan steht ganz einfach dein Wunsch, dein Unwille. Und dann findest du Gründe. Nicht selten steht hinter diesen Gründen die Angst vor Ablehnung.
Du erreichst stets dein wahres Ziel – sofern du genug Mut hast.
3. Strebe nicht nach Anerkennung, sondern nach Zugehörigkeit
Wir fürchten Ablehnung und wir streben nach dem Gefühl von Anerkennung. Für Anerkennung tun wir vieles: Wir wollen gefallen, Erwartungen erfüllen oder anderen Arbeit abnehmen. Doch dieses Streben nach Anerkennung hemmt und beschränkt uns: Wer für die Anerkennung anderer lebt, verhält sich gemäß deren Wertesystem und lebt ein fremdes Leben. Wenn du selbst nicht dein Leben lebst, wer sollte es dann leben?
Das Gefühl, das Anerkennung uns verleiht, bekommen wir auch durch das Gefühl der Zugehörigkeit. Und Zugehörigkeit können wir uns selbst verschaffen. Und zwar, indem wir einen Beitrag zur Gemeinschaft leisten. Jeder von uns lebt in mehreren Gemeinschaften, z.B. Beziehung, Familie, Freundeskreis, Verein, Schule, Dorf …
4. Erledige deine, und nur deine Aufgaben
Um einen Beitrag zugunsten der Zugehörigkeit leisten zu können, müssen wir unsere Beziehungen pflegen. Dazu gehört die Aufgabentrennung: Jeder muss seine eigenen Aufgaben selbst erledigen. Eine Aufgabe gehört immer demjenigen, der die Konsequenzen trägt: Ein Schulkind muss seine Hausaufgaben selbst erledigen. Die Eltern können ihre Hilfe anbieten, doch dort verläuft die Grenze. Lasse nicht zu, dass man dir deine Aufgaben abnimmt und mische dich nicht in fremde Aufgaben ein. Das Gefühl von Kompetenz und Selbstwert bekommt man nur, indem man seine Herausforderungen selbst überwindet.
5. Alle Menschen sind verschieden, aber gleich
Zur Pflege von Beziehungen gehört eine horizontale Sicht auf Menschen: Alle Menschen sind gleich viel wert. Durch Lob und Tadel wertet man jedoch Menschen und stellt sie übereinander statt nebeneinander. Daher sollte man Lob und Tadel meiden. Möchte man jemanden Motivieren, eignen sich besser Worte der Wertschätzung, des Respekts und der Dankbarkeit. Anstelle von »Das hast du gut gemacht.« oder »Du bist hilfreich.« (Wertungen) tritt »Ich freue mich über deine Hilfe.«
6. Menschen sind deine Weggefährten
Menschen sind deine Kameraden. Betrachte Menschen nicht als deine Gegner, denn Gegner möchte man unterwerfen – und sie versuchen, dich zu unterwerfen. Das ist kein schöne Sicht auf die Welt. Siehst du Menschen als deine Kameraden, fällt es dir leicht, Zuversicht zu zeigen und ohne Bedingung einen Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten.
Bedingungslose Zuversicht wird manchmal ausgenutzt. Das tut weh. Es ist jedoch unvermeidlich. Irgendjemand muss den Anfang machen.
7. Du bist nicht perfekt, doch du kannst dich verbessern
Akzeptiere, dass du nicht perfekt bist. Und begreife zugleich: Du kannst dich jeden Tag verbessern. Auch deswegen empfiehlt sich, andere Menschen nicht als Gegner, sondern als Kameraden zu betrachten: Es ist nicht wichtig, ob jemand etwas besser kann als du. Wichtig ist allein, dass du dich voran bewegst. Mit deinen Kameraden bewegst du dich gemeinsam voran.
8. Der Weg zur Zufriedenheit
Zufriedenheit erlangst du nur, wenn du dich selbst magst. Du darfst dich selbst mögen. Wenn du einen Beitrag zur Gemeinschaft leistest, fällt das leicht.
Selbstakzeptanz, Zuversicht in andere und Beiträge zur Gemeinschaft gehen Hand in Hand. Nur wer sich selbst akzeptiert, schenkt anderen Menschen Zuversicht. Nur wer Zuversicht hegt, leistet der Gemeinschaft bedingungslos Beiträge. Und wer zur Gemeinschaft beiträgt, fördert sein Selbstwertgefühl, das die Akzeptanz des Selbst ermöglicht. Dahinter stehen die Perspektiven Ich bin fähig und Andere Menschen sind meine Kameraden.
9. Der Sinn des Lebens
Das Leben im Allgemeinen hat keine Bedeutung. Doch du selbst kannst dem Leben Bedeutung geben. Denke daran: Du lebst in einer subjektiven Welt. Die Welt wird genau so, wie du sie siehst. Sieh die Welt anders und du wirst die Welt verändern. Deine Macht ist unermesslich.