In dieser Kolumne schreibe ich künftig unregelmäßig über Dinge, die über Ernährung hinaus in meinen Alltag reichen. Jedoch nicht nur in meinen eigenen, sondern eigentlich in jeden. Bei meiner täglichen Arbeit sehe ich mich ständig mit Merkwürdigkeiten konfrontiert, mit Unzulänglichkeiten und Kuriositäten, die ich hier ansprechen werde. Denn es zeigt sich, dass wie alles im Leben auch die Ernährung, die Beschaffung, Zubereitung und der Verzehr von Lebensmitteln nicht losgelöst von der Umwelt betrachtet werden kann, sondern ein um’s andere Mal alles miteinander zusammenhängt.
„Du hast ja an Allem was auszusetzen!“ Als wäre es eine Straftat, sich kritisch mit seiner Umwelt auseinanderzusetzen, höre ich diesen Vorwurf häufig. Konkret ging es um meinen Kommentar zu ein serviertes Gericht bei einem Italiener in Hamms Innenstadt, mit dem ich darauf hinwies, dass jedes trockene Fertiggericht besser schmecke.
Es ist erstaunlich, wie weit es die westlichen Gesellschaften dieser Welt gebracht haben: Die Normalverbraucher ermahnen sich gegenseitig zum Gehorsam.
Dabei denke ich nicht, dass es eine typisch deutsche Krankheit ist, „lieber nichts zu sagen“ und „zufrieden zu sein mit dem, was man hat“. Durchaus ist diese Krankheit jedoch hierzulande wohl besonders ausgeprägt. Wenn nicht gerade die auflagenstärkste Tageszeitung zu irgendetwas aufruft, dann herrscht Zufriedenheit im Staat und es wird wirklich alles mit höchstens einem Murren hingenommen. Und nur nebenbei: Solange ein solches Etwas sich derartiger Verbreitung erfreut, kann es mit der Gesellschaft auch nicht vorangehen.
In der Tat: Wenn ich Missstände sehe, spreche ich diese gerne an, in der Regel verbunden mit einer Erläuterung und konstruktiver Kritik. Nicht um des Kritisierens Willen und nicht, um einfach etwas zu sagen. Welchen Sinn hat das Leben, wenn wir alles als gegeben hinnehmen, wenn wir unser Leben nur in seit Jahrhunderten festgelegten Bahnen dahinplätschern lassen und wenn wir nicht versuchen, aus allem das Beste zu machen?
Was passiert, wenn wir weiterhin das trockene Steak aus dem besten Steakhaus der Stadt akzeptieren, das zerkochte Gemüse, den matschigen Obstsalat? Es wird sich nichts ändern. Die Schultern zucken: „Naja, er hat ja schließlich die Ausbildung und das wird so richtig sein“. Korrekt. Die Kriterien auf dem Papier sind erfüllt, nicht nur hat der Koch seine Ausbildung abgeschlossen und das Restaurant eine Lizenz. Nein, sogar die Auflagen des Gesundheitsamts wurden genau eingehalten. Und kein Bisschen mehr.
Wollen wir das wirklich? Ein Leben im Mittelmaß, streng nach Vorschrift, die Verantwortung auf das gesetzgebende Papier übertragend? Was spricht dagegen, sich gegenseitig zu Höchstleistungen zu motivieren? Warum nicht den Küchenchef um Nahrung-gewordene Glückseligkeit zu bitten und dafür zugleich akzeptieren, dass eine abgeschlossene Ausbildung zum Koch (Schneider, Lehrer, Arzt) ohne Leidenschaft absolviert eben auch nur ein wertloses Stück Papier ist, das zu nichts qualifiziert?
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