Dieser Artikel ist auch als Podcast bzw. Netcast zum Anhören verfügbar: Urgeschmack-Podcast #6: Verrottet Fleisch im Darm?
Was verrottet denn im Darm? Bohnen, Getreide und Gemüse. Mit dem Titel „Does Meat Rot In Your Colon? No. What Does? Beans, Grains, and Vegetables!“ stellt J. Stanton recht frühzeitig klar, worum es in seinem Artikel geht. Eine vielzitierte Behauptung lautet, der Mensch könne kein Fleisch verdauen, sondern es würde im Darm verrotten, es würde gar 4-7 Tage oder 2 Monate im Verdauungstrakt verbleiben. Wie so viel vegetarische Propaganda ist dies jedoch nicht nur falsch, sondern eine Umkehrung der Wahrheit, schreibt Stanton. Und er zögert nicht, dies knapp, aber vollständig zu belegen.
Die Aufgabe des Verdauungssystems ist, Nahrung aufzuspalten in Fette, Aminosäuren und Zucker, die dann durch die Darmwände absorbiert und vom Körper verwendet werden können.
Nach der ersten Zerkleinerung im Mund, wo Amylase (ein Enzym) bereits erste Arbeit beim Abbau von Stärke leistet, landet die Nahrung im Magen. Dort spaltet Pepsin (noch ein Enzym) Eiweiße auf und die starke Salzsäure mit einem pH-Wert um 2 löst alle Bestandteile weiter auf. Übrig bleibt der Speisebrei und schon hier sehen wir, dass die Behauptung, Fleisch verrotte im Darm, Unfug ist:
In einer Mischung aus Salzsäure mit pH-Wert 2 und Pepsin verrottet nichts.
Eine durchschnittliche Mahlzeit (inklusive Fleisch) verbleibt rund 4-5 Stunden im Magen. Damit wäre ein weiterer Teil der Behauptung widerlegt. An dieser Stelle wurden übrigens noch keine Nährstoffe absorbiert, denn bisher wurde alles nur aufgespalten und zerkleinert.
Schließlich wird der Speisebrei Stück für Stück in den Zwölffingerdarm, den ersten Abschnitt des Dünndarms, entlassen. Eine Reihe von Salzen und Enzymen, darunter Galle, Lipase, Trypsin, Chymotrypsin, Amylase, Maltase, Sucrase und (im Falle einer Lactose-Toleranz) Lactase machen sich an die Arbeit: Stärke, Zucker und Fette werden aufgespalten.
Die Wände des Darms nehmen nun die Teile auf, die klein genug sind, in der Regel handelt es sich dabei um Aminosäuren, einfache Zucker und freie Fettsäuren.
Was dann noch übrig ist, wird durch die Ileozäkalklappe in den Dickdarm entlassen. Dieser enthält eine gigantische Kolonie mit Billionen von Bakterien. Der Grund dafür ist, dass unsere Enzyme nicht alles aufspalten können, was wir essen. Also machen sich die Bakterien über diese Reste her und spalten sie auf in Teile, die unsere Darmwände absorbieren können – und oft in eine Menge Gas. Auch Blähungen genannt. Die übrigen Pflanzenbestandteile („Ballaststoffe“), tote Darmbakterien und andere Abfälle verlassen als Fäkalien unsere Körper.
Verrottet Fleisch im Darm?
Es stellt sich heraus, dass Pepsin, Trypsin, Chymotrypsin und die übrigen Verdauungsenyzme erstklassige Arbeit beim Aufspalten von Fleischprotein leisten, während Gallensalz und Lipase sich ebenso liebevoll um tierische Fette kümmern. Mit anderen Worten: Fleisch wird von Enzymen verdaut, die unser Körper selbst herstellt.
Der Hauptgrund, warum wir Bakterien im Dickdarm brauchen ist, um Zucker, Stärke und Fasern zu verdauen, mit denen unser Körper sonst nichts anfangen kann. Diese kommen vor in Getreide, Hülsenfrüchten und Gemüse.
Wie nennt man das, wenn etwas von Bakterien verdaut wird? Verrotten. Richtig.
Das hat er schön strukturiert und wirklich vorbildlich mit Quellen belegt, der Herr Stanton. Er schreibt daran anschließend sogar noch mehr, aber das hebe ich mir für später auf.
Herr Stanton legt allerdings auch Wert darauf, nicht falsch verstanden zu werden: Keineswegs möchte er dazu ermutigen oder dafür sprechen, kein Gemüse mehr zu essen. Ganz im Gegenteil. Lediglich die Widerlegung des Mythos ist ihm wichtig. Da sind wir einer Meinung.
Quellen:
Does Meat Rot In Your Colon? No. What Does? Beans, Grains, and Vegetables!
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