Wenn du den Paleo-Lifestyle pflegst oder der Steinzeiternährung folgst und deine Lebensmittel entsprechend wählst, fragst du dich vielleicht, ob eine Impfung für dich angemessen ist. Immerhin machst du dir Gedanken um deine Gesundheit – und eine Impfung ist kein trivialer Eingriff in die natürlichen Abläufe in deinem Körper. Also fragst du dich: Ist impfen Paleo? Sollte ich mich impfen lassen?
Darauf kann es eine einfache Antwort geben, die allerdings abhängig von deiner Auffassung immer komplexer wird. Wenn Paleo für dich bedeutet, wenigstens in Bezug auf deine Gesundheit möglichst alles so zu handhaben wie in der Steinzeit, dann solltest du dich nicht impfen lassen. Gegen gar nichts. In der Steinzeit hat man sich nicht geimpft. Man hat auch keine Antibiotika genommen. Wer sich mit der Steinaxt versehentlich ins Bein gehauen hat und kein Glück hatte, starb an Wundstarrkrampf oder einer anderen bakteriellen Infektion. Das heißt: Er starb nicht nur, sondern es schmerzte über die gesamte Zeit des Sterbens.
Steinzeit und Impfung? Nein. Das war eine einfache Antwort.
Komplexer wird es, wenn du die Entwicklungen der Moderne einbeziehst oder deine eigentliche Motivation. Zur Moderne gehört eine deutliche höhere Bevölkerungsdichte und ein entsprechender Seuchendruck. Viele Lebewesen auf engem Raum sind meist ein freundliches Umfeld für Krankheiten. Das lässt sich mit unserem Leben in der Steinzeit schlecht vergleichen.
Deine eigentliche Motivation könnte die Gesundheit sein. Deine Paleo-Ernährung soll deiner Gesundheit dienen. Davon ausgehend muss deine neue Frage lauten: Dient die Impfung meiner Gesundheit? Auf diese Frage gibt es leider keine einfache Antwort. Gehen wir von einer Grippeimpfung aus: Ob eine Erkrankung mit Genesung deiner Gesundheit langfristig mehr dient als eine Impfung gegen diese Grippe, ist Gegenstand vieler Diskussionen. Einige Organisationen wie die amerikanische CDC empfehlen Grippeimpfungen grundsätzlich für jeden Menschen ab einem Alter von sechs Monaten1. Sie argumentiert mit einem möglichen ernsten Verlauf der Grippe. Zugleich hält sich die Argumentation, man müsse sein Immunsystem abhärten, indem man sich solchen Viren aussetzt. Dem gegenüber stehen Menschen, die ihr Leben nicht abhängig machen wollen von Hilfsmitteln aus der Industrie. Viele von ihnen ziehen eine Grenze zwischen der Impfung gegen Kinderkrankheiten wie Mumps, Masern und Röteln und alltäglichen Erkrankungen wie der Grippe. Für so jemanden wirkt eine regelmäßige Grippeimpfung als Vorsichtsmaßnahme vielleicht kaum anders als ein Schlauch im Hals als Vorsichtsmaßnahme für den Fall, dass er mal ein Beatmungspatient wird. Dabei herrscht der Wunsch nach Gewissheit, dass das eigene Immunsystem stark genug ist ohne fremde Hilfe.
Und schon stehst du vor einer Reihe von legitimen Argumenten abhängig von Lebenseinstellung und Weltanschauung, Statistik und deren Interpretation.
Sofern dein Festhalten am Paleo-Lebensstil oder einfach nur an der Steinzeiternährung allein motiviert ist durch den Wunsch, nach Möglichkeit wie in der Steinzeit zu leben, ist die Antwort eindeutig.
Andernfalls kann niemand außer dir selbst die richtige Antwort finden. Du allein musst dir die Daten über die Situation anschauen, die Funktionsweise und auch die Langzeitfolgen verstehen. Skepsis ist in jedem Falle angebracht, sollte jedoch kein Dogma werden. Nehmen wir die aktuelle Pandemie als Beispiel. Wenn dich jemand zur Impfung gegen deinen Willen überreden oder zwingen möchte, mag das deine Skepsis nur erhöhen. Zurecht. Doch ganz gleich, wie falsch oder bescheuert dir die Argumente und Informationen rund um diese Pandemie und die erlassenen Ge- und Verbote vorkommen: Diese Bewertung sollte keinen Einfluss haben auf die Frage, ob du dich impfen lässt. Da stopft sich eine Reihe von Politikern die Taschen voll durch den Handel mit Masken? Korruption ist nichts Neues. Die Pharmaindustrie verdient daran? Auch das ist ein alter Hut. Das ändert jedoch nichts an deiner Motivation, Gesund zu bleiben.
Es zählt für dich einzig die Frage: Möchte ich das Risiko eingehen, eine Grippe zu bekommen und bin ich bereit, einen schweren Verlauf auf mich zu nehmen? Oder möchte ich das um jeden Preis vermeiden und nehme dafür die möglichen Nachteile einer Impfung in Kauf. Trotz und Ego sollten bei dieser Entscheidung keine Rolle spielen.
Konsequenz kann dabei helfen. Wenn du zum Beispiel Antibiotika kritisch gegenüber stehst, weil du gelesen hast, was sie deinem Darm antun können, sie aber im Extremfall nehmen würdest, dann prüfe, ob es sich bei der Impfung um einen solchen Extremfall handelt. Wenn du ihn so einschätzt, wäre eine Impfung einfach konsequent. Lebst du allein oder mit deiner Familie im Wald und begegnest niemals einem anderen Menschen und meinst, eine Infektion sei ausgeschlossen, dann wäre die nicht-Impfung konsequent.
Wie auch immer deine Entscheidung ausfällt: Motiviert durch Zuckerbrot und Peitsche (Freiheiten, Drohungen und Beschränkungen) ist sie stets falsch. Stattdessen musst du dich aus seriösen Quellen informieren, die Entscheidung selbst treffen und die Verantwortung für deine Entscheidung in vollem Umfang übernehmen. Du musst damit leben für den Rest deines Lebens.
Vergiss nicht: Du kannst deine Meinung ändern. Deine Meinung ist nicht deine Identität. Kommst du zu einem späteren Zeitpunkt zu einem anderen Ergebnis, sollte dir deine Entscheidung aus der Vergangenheit nicht im Weg stehen.
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