Dass gesunde Ernährung teuer sei –zu teuer gar–, ist eine häufig bemühte Behauptung. Besonders dann, wenn Menschen ihre (selbst eingestanden) weniger optimale Ernährungsweise verteidigen. Dass nur reiche Menschen sich gesunde Ernährung leisten könnten, entlastet das Gewissen, denn die Grenze zum Reichtum lässt sich beliebig verschieben. Und es ist eine rundum wasserdichte Ausrede, weiterhin bequem billige Fertigprodukte zu essen und nichts für seine Gesundheit zu tun. Einige Menschen unterliegen auch nur dem Eindruck, gesündere Ernährung sei besonders teuer und haben die tatsächlichen Preise nie objektiv verglichen.
Dass Ernährung Geld kostet, ist unumstößlich. Dass Ernährung lebensnotwendig ist, ebenfalls. Deswegen sieht das soziale Netz hierzulande auch eine Ausstattung mit ausreichend Geld zum Kauf von Lebensmitteln vor. Der vorgesehene Betrag reicht aus – sogar um sich durchweg von Bio-Ware zu ernähren.
Was ist teuer?
Mit der Definition der persönlichen Wertewahrnehmung sollten wir uns an dieser Stelle nicht lange aufhalten. Es bleibt jedem selbst überlassen, im Handumdrehen 5 Euro für eine Packung Zigaretten, 3 Euro für ein Bier und 6.99 Euro für den neuen Tinnef vom Discounter auszugeben. Was teuer ist, muss jeder selbst entscheiden. Viel wichtiger ist die Frage: Was ist zu teuer?
Zunächst geht es um Verhältnismäßigkeit. Kann gesunde Ernährung überhaupt zu teuer sein? Wer das Leben und die Gesundheit als das höchste Gut betrachtet, wird dies kaum bejahen können. Gesunde Ernährung ist dann nicht teuer, sondern notwendig, selbstverständlich. Warum an der Gesundheit sparen und das stattdessen Geld für ein neues Smartphone, Billigklamotten und Plastikgerümpel ausgeben?
Es bleibt eine Frage der individuellen Wahrnehmung und der Prioritäten, wie viel Geld das tägliche Essen kosten darf. Doch was ist, wenn dieser Betrag fix ist und scheinbar nicht ausreicht?
Die Lösung ist nicht: Aufgeben und weiterhin Schrott essen. Stattdessen gibt es einen Ausweg: Kalkulieren und clever einkaufen.
Wie kann ich mich günstig gesund ernähren?
Notwendig ist zunächst eine Definition: Was ist gesunde Ernährung? Darüber scheiden sich im Detail die Geister, der kleinste gemeinsame Nenner deutet jedoch darauf hin, dass solch eine Ernährung kein Fast Food und keine stark verarbeitete Produkte im Allgemeinen, möglichst wenige Giftstoffe sowie möglichst viele Nährstoffe beinhaltet.
Fassen wir dies zusammen als: Viel Gemüse und etwas Obst, sowie etwas Fleisch. Ersteres aus Bio-Erzeugung (weniger Giftstoffe, mehr Nährstoffe), letzteres mindestens aus Bio-Erzeugung, möglichst aus Weidehaltung.
Wie kann man beim Einkauf gesunder Lebensmittel Geld sparen?
1. Angebote wahrnehmen: Obst, Gemüse und Fleisch sind Frischware und sie werden regelmäßig zum reduzierten Preis angeboten, etwa weil ein Überangebot herrscht oder die Ware sich ihrem Verderben nähert. Durch Wahrnehmung solcher Angebote können Sie regelmäßig viel Geld beim Einkauf sparen, bis zu 50% und mehr Nachlass sind möglich.
2. Saisonal kaufen: Tomaten sind im Sommer günstiger zu erzeugen als im Winter, da sie dann keiner zusätzlichen Energie (für Zucht und ggfs. weite Transporte) bedürfen. Wer Lebensmittel saisonal einkauft, kann daher Geld sparen. Erdbeeren im Dezember fallen eher in die Kategorie: Teurer Unfug.
3. Günstige Teile kaufen: Es gibt auch bei Lebensmitteln große Preisunterschiede. Nicht nur bezüglich der Masse, sondern auch des Nährstoffgehalts sind Tomaten beispielsweise teurer als Weißkohl. Doch besonders beim Fleisch kann viel Geld sparen, wer statt zum Filet zu günstigeren Teilen oder direkt den Innereien wie Leber und Herz greift (die obendrein bedeutend mehr Nährstoffe enthalten). Während das Filet oft um 40EUR/kg kostet, gibt es die Leber meist um 5EUR/kg und günstiger. Eine Ersparnis von fast 90%.
4. Tiefkühlware: Auch Tiefkühlware gibt es in annehmbarer Qualität und zu günstigen Preisen, oftmals günstiger als Frischware. Tütenweise Brokkoli, Blumenkohl, Kaisergemüse –geerntet und abgepackt meist im optimalen Reifezustand und fachgerecht eingefroren– sind eine Möglichkeit, sich günstig und bequem mit reichlich Gemüse zu versorgen.
5. Kein Bio: Es muss nicht immer Bio sein. Die Alternative ist jedoch nicht direkt der Griff zu nährstoffarmen Fertigprodukten und Fast Food. Denn besser als das sind noch immer frische Produkte aus konventioneller Erzeugung. Diese sind potentiell stärker mit Pestiziden belastet als Bioware und sie mögen weniger Nährstoffe enthalten. Dennoch stellen sie echte Lebensmittel dar und die größten Schadstoffbelastungen kann man geschickt umgehen – zum Beispiel mit Hilfe einer Liste wie dieser von Greenpeace, welche die Pestizidbelastung der Ware verschiedener Supermarktketten vergleicht. Darüber hinaus finden Sie auf vielen Wochenmärkten Bauern ohne Bio-Zertifikat aus der Region, die dennoch den Ansprüchen des ökologischen Landbaus gerecht werden – oder diese weit übertreffen.
Fazit: Gesunde Ernährung muss nicht teuer sein
Gesunde Ernährung ist nicht teuer. Ein geringes Budget ist offenbar kein Grund, sich nicht gesund zu ernähren. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, für schmales Geld an reichlich frisches Gemüse, Obst und Fleisch zu kommen. Voraussetzung ist der Wille und die Bereitschaft, aktiv am Erhalt der eigenen Gesundheit mitzuwirken.
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