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Warum pupsen wir?

Warum pupsen wir?Bei der Umschreibung dieser universellen Körperfunktion wird klar, wie befremdlich die sie umgebende Tabuisierung ist. Immerhin ist es das, was unser Körper nun einmal hin und wieder macht: Gas ausstoßen – sonst würden wir platzen. Aber warum pupst der Mensch eigentlich?

Um das zu verstehen, setze ich den Artikel „Verrottet Fleischim Darm? Nein.“ als gelesen voraus. Kurz zusammengefasst: Der menschliche Magen enthält Salzsäure mit einem pH-Wert um 2 sowie einige Enzyme, die speziell für die Aufspaltung von Eiweiß optimiert sind. Im Dünndarm setzen weitere Enzyme diese Arbeit fort.

Fleisch bzw tierisches Eiweiß verrottet daher nicht im Verdauungstrakt des Menschen, sondern wird sehr schnell und effizient abgebaut. Hingegen den faserigen Anteil von Hülsenfrüchten, Getreide und Gemüse kann der Menschen selbst nicht verdauen, weswegen sich die Bakterien seines Dickdarms darüber hermachen. Die Zersetzung durch Bakterien nennt man Verrottung oder auch Verwesung.

Und genau dies ist der Ansatzpunkt für diesen Artikel über das Pupsen, diese wichtige Erleichterung, die einem Menschen ein Lächeln, wenigen ein Lachen und vielen eine gerümpfte Nase ins Gesicht zaubert. Denn ein Nebenprodukt der Verwesung ist die Produktion von Gas, besonders Methan und Kohlenstoffdioxid.

Warum pupsen Menschen?

Bohnen, Linsen, Milchprodukte, Zwiebeln, Knoblauch, Lauch, Kartoffeln, Topinambur, Hafer, Weizen, Kohl sind nur einige der Verursacher von Blähungen. Der Hauptbestandteil pflanzlicher Zellwände ist Zellulose. Und es gibt in keinem Tier (den Menschen eingeschlossen) ein Enzym, das Zellulose abbauen kann. Um Pflanzen also vollständig verdauen zu können, muss das Tier sich der Bakterien bedienen und deren Abfallprodukte absorbieren.

Zu diesem Zweck haben Wiederkäuer wie Rinder, Hirsche oder Ziegen einen zusätzlichen Magen, der sich Rumen nennt. Sie nehmen Gras auf, kauen es, schlucken es, lassen es im Rumen fermentieren, würgen es wieder hoch, kauen erneut und schlucken wieder. So profitieren sie von den Abfallprodukten der Bakterien. Kaninchen hingegen essen ihren Kot nach der ersten Verdauung, verdauen die Nahrung also zweimal.

Menschen sind keine optimalen Pflanzenfresser

Menschen verfügen jedoch über keine Bakterien, die Zellulose abbauen können. Deswegen nennen wir dies auch „unlösliche Fasern“ oder „Ballaststoffe“: Sie kommen wieder aus uns heraus. Im Dickdarm befinden sich ungefähr zehn Millionen mal mehr Bakterien als im Dünndarm. Das heißt, dass die Gasproduktion praktisch nur hier stattfindet.

Zurück zur Zellulose: Das ist ein Mehrfachzucker und davon gibt es noch viele weitere: Laktose, Raffinose oder auch Inulin. Raffinose ist in großen Mengen in Hülsenfrüchten enthalten, Inulin beispielsweise in Topinambur und Laktose in Milch. Und einige dieser Mehrfachzucker kann der Mensch nicht durch seine eigenen Enzyme verdauen. Sie landen dann im Dickdarm und werden dort von Bakterien in Gase umgewandelt.

Ein schönes Beispiel ist Laktose, der Milchzucker: Wer nicht über das Enzym Laktase verfügt, wird oft auch „Laktoseunverträglich“ genannt. Denn bei ihm landet der Milchzucker unverdaut im Dickdarm, wo dann die Verwertung durch die Bakterien umso stärker stattfindet, welche entsprechend viel Gas produzieren. So viel, dass es zu schmerzhaften Verspannungen kommen kann. So ähnlich wie bei der Schwarzwurzel.

Die Gründe für Blähungen

Das ist also der Grund, warum Menschen hin und wieder pupsen. Es ist allerdings kein Grund, kein Gemüse mehr zu essen. Der Vorteil einer Ernährung nach dem Steinzeitmuster ist dass die größten Gas-Produzenten, nämlich Getreide und Hülsenfrüchte, vom Speiseplan verschwinden. Im übrigen ist der Pups also solcher nichts Schlimmes, sondern in der Regel ein sehr erleichterndes Erlebnis.

Wer Probleme mit Blähungen hat, dem helfen unter Umständen Kümmel, Anis, Fenchel und andere Stoffe mit ätherischen Ölen: Diese wirken einerseits entspannend und sorgen so für einen leichteren und unauffälligeren Abgang der Darmwinde und andererseits reduzieren Sie auch die Produktion.

Rekapitulation: Wir essen Bakterienkot

Führen wir uns noch einmal vor Augen, was dort passiert: Das Gemüse erreicht den Dickdarm. Dort verzehren Bakterien die Fasern. Und dann? Der Dickdarm nimmt durchaus noch Nährstoffe auf. Jedoch kaum aus den Fasern des Gemüses, sondern er kann mit einigen der Abfallprodukte der Bakterien etwas anfangen. Anders formuliert: Wir essen Bakterienkot.

Und wenn Sie es mit eigenen Augen sehen wollen, essen Sie doch einmal ein Steak und eine Handvoll Maiskörner und schauen Sie dann, was hinterher dabei herauskommt. Ein Tipp: Es wird nicht das Steak sein.

Weiterführender Artikel: Mittel gegen Blähungen (Leibwinde Bändigen)

Quellen und weitere Informationen:

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