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Schadet Hygiene unseren Lebensmitteln?

Lebensmittelhygiene ist gefährlichHygiene kann Leben retten. Die Römer ahnten dies, das Mittelalter erlebte es und die Medizin der letzten 200 Jahre zog die volle Konsequenz. Die Erkenntnisse übertrug man auf unsere Ernährung. Doch kann es sein, dass die Lebensmittelhygiene-Verordnung mehr schadet als nutzt? Ist es möglich, dass sie mehr Unheil anrichtet, als sie verhindern kann und gar die gesamte Demokratie gefährdet?

Dass vermeintliche Verunreinigungen in Form von Bakterien auf Obst und Gemüse sich vorteilhaft auf das Immunsystem oder gar die Gehirnleistung auswirken können, ist nichts neues. Doch es geht um viel mehr.

Zur Lebensmittelhygiene gibt es reichlich Gesetze. Wer andere Menschen kommerziell mit Lebensmitteln versorgt, muss sich an genaue Regeln halten. Offizieller Zweck dieser Regulierung ist der Schutz der Bevölkerung, die Erhöhung der sogenannten Lebensmittelsicherheit und die Verhinderung von Erkrankungen.

Tatsächlich ist Hygiene eine der großen Errungenschaften der Zivilisation. Notwendig wurde sie spätestens durch die stetig steigende Bevölkerungsdichte und die damit einhergehenden Probleme bezüglich der Übertragung von Krankheiten. Heute wissen wir, was Seife ist, wie man desinfiziert und in weiten Teilen der Welt gibt es Kanalisationen, durch die wir unsere Fäkalien von uns fernhalten und entsorgen.

Hygiene kann also durchaus hilfreich dabei sein, Menschen gesund zu halten. Wie sollte Hygiene, besonders Lebensmittelhygiene dann dem Menschen schaden können?

Schauen wir uns die aktuelle Situation an, so schaden die Gesetze zur Lebensmittelhygiene fast allen Menschen, schreibt auch der Farmer und Autor Wendell Berry. Warum? Weil sie dem freien Handel im Weg stehen und sogar das Fundament der Demokratie untergraben.

Lebensmittelhygiene ist undemokratisch?

Vor 500 Jahren konnte mehr oder weniger jeder, der es sich leisten konnte, ein paar Schweine halten. Allein das ist heute nicht mehr möglich. Und jeder konnte diese Schweine schlachten und die Produkte verkaufen. Hier wird es kompliziert: Wer Lebensmittel verkaufen möchte, muss die Gesetze zur Lebensmittelhygiene einhalten. Das klingt solange unproblematisch, bis man als angehender Fleischverkäufer (oder Gemüseproduzent) versucht, diese Regeln ordnungsgemäß einzuhalten. Schnell stellt sich heraus, dass die Gesetze nur durch große Investitionen sowohl finanzieller als auch zeitlicher Natur umsetzbar sind. Raumbeschaffenheit, Maße, Nutzungsart, Materialtrennung, alles ist bis ins Detail definiert und vorgeschrieben. Und die Auflagen werden laufend verändert und verschärft, was immer neue Investitionen erfordert.

Als Hobby ein paar Schweine halten (oder Pralinen herstellen) und vekaufen, ist praktisch nicht mehr möglich. Das bedeutet, dass viele leidenschaftliche, aber finanzschwache Produzenten vom Markt ausgeschlossen sind. Genau dies gereicht auch dem Konsumenten zum Nachteil, denn dadurch schrumpft seine Auswahl. Wo bekommt er nun stattdessen seine Lebensmittel her?

Er muss seine Lebensmittel von der Industrie kaufen, aus den wenigen großen, überregional und meist international agierenden Konzernen. Von Betrieben, in die er keinen Einblick hat, die er nicht selbst kontrollieren kann und in denen keine Person verantwortlich ist. Und in der die Qualität in der Regel schlechter ist als beim regionalen Produzenten. Er muss von der Industrie kaufen und unterstützt damit genau die eine Partei, die von den Gesetzen zur Lebensmittelhygiene profitiert. Denn für große Betriebe sind die Investitionen zur Umsetzung dieser Regulierungen praktisch unbedeutend. Zugleich freuen sie sich über die schrumpfende Konkurrenz durch kleine Betriebe. Der Konsument ist nun abhängig von der Industrie.

Warum gibt es die Gesetze zur Lebensmittelhygiene?

Ein Gesetz, das aus Empfehlungen zum sorgfältigen Umgang mit Lebensmitteln eine Vorschrift macht, lässt sich genauso einfach verkaufen, wie ein sogenanntes Anti-Terror-Gesetz: Zum Schutz der Bevölkerung. Das Bild vom Koch im Restaurant, der sich nach dem Gang zur Toilette nicht die Hände wäscht und das rohe Fleisch auf dem Fußboden lagert, reicht aus. Natürlich müssen wir die Bevölkerung vor diesen böswilligen Menschen schützen.

Doch eine Küche, die bei den Gästen regelmäßig Unwohlsein und Krankheiten auslöst, ist ein denkbar schlechtes Geschäftsmodell. Das Problem erledigt sich von selbst, auch ganz ohne Gesetz und Vorschrift.

Auf der anderen Seite gibt es kaum Hinweise darauf, dass die Gesetze zur Lebensmittelhygiene die Bevölkerung tatsächlich schützen. Das zeigen regelmäßig Lebensmittelskandale immer größeren Ausmaßes.

Auch Kontrolleure helfen hier kaum weiter. Ja, sie können schlechte Praktiken entdecken und Restaurants vorübergehend schließen. Aber sie können nicht verhindern, dass der Koch nach Abzug des Ordnungsamtes in das Essen spuckt. Gesetze ersetzen keine Integrität, und keine Ehrlichkeit. Die sprichwörtlichen schwarzen Schafe gab es immer und es wird sie immer geben. Nichts und niemand kann dies verhindern und es gibt keine absolute Sicherheit.

Warum gibt es also diese Gesetze? Die Antwort auf eine solche Frage findet man oft, indem man den Nutznießer sucht. Wer ist das in diesem Fall tatsächlich? Der Konsument gewinnt offenbar nichts, denn die Lebensmittelskandale gehen weiter. Vielmehr verliert er: Er verliert Auswahl und Vielfalt. Er verliert die Möglichkeit, Rohmilch zu kaufen. Stattdessen wird er bevormundet. Es verlieren auch der Hobbygärtner, der Hobbyviehwirt und der Hobbykonditor. Massive finanzielle und zeitliche Hürden hindern sie praktisch am Verkauf ihrer Produkte. Es gewinnt die Großindustrie. Sie muss sich in der Folge mit weniger Wettbewerb herumschlagen, hat abhängige Käufer und kann praktisch anbieten was sie möchte. Eine verhältnismäßig geringe Investition kauft sie frei von jeglicher Integrität und von der lästigen Notwendigkeit der Suche nach Mitarbeitern, die aus Leidenschaft die besten Lebensmittel produzieren möchten.

Fazit: Die Lebensmittelhygiene-Verordnung schadet dem Verbraucher und nutzt der Großindustrie

Lebensmittelhygiene ist toll. Wem an seiner Gesundheit gelegen ist, der sollte sorgfältig mit seiner Nahrung und sich selbst umgehen. Es schadet nicht, über Grundlagen der Hygiene informiert zu sein. Das fällt in die Kategorie „Gesunder Menschenverstand“. Doch Gesetze helfen ganz offensichtlich nicht weiter.

Vielmehr sind die Gesetze zur Lebensmittelhygiene gefährlich: Sie machen abhängig. Abhängig von wenigen, mächtigen Unternehmen und deren Produkten. Die Gesetze sind gefährlich, weil sie Sicherheit suggerieren. Falsche Sicherheit, denn Verbraucher, die sich nun geschützt wähnen, greifen unbesorgt zu beliebiger Ware aus intransparenten Quellen. Und die Lebensmittelhygiene-Verordnung bedroht die Demokratie. Denn sie verbietet meinem Nachbarn, Rohmilch zu verkaufen. Sie verhindert, dass ich Rohmilch, Fleisch und Pralinen kaufen kann, wo ich das möchte.

Der Autor möchte offenlegen, dass er regelmäßig die verflixten Zucchini- und Karottenscheiben isst, nachdem ihm diesem vom Schneidbrett gerollt und auf den Fußboden gefallen sind. Er kann nicht ausschließen, durch diese schwere Kontamination nicht unter bewusstseinsverändernden Bakterien zu leiden.

Quellen und weiterführende Informationen:

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