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Auf den Bäumen wächst kein Geld

money_treeDie einen nennen es Willenskraft, die anderen Disziplin: Die Fähigkeit, jenen Nahrungsmitteln aus dem Weg zu gehen, die krank, dick oder unglücklich machen. Sich zusammenreißen, sein Geld sparen, keinen unnötigen Firlefanz kaufen, schuldenfrei bleiben. Kurz: Ein bestimmtes, selbst gesetztes Ziel zu erreichen.

Egal wie groß der Wunsch zur Traumfigur auch sein mag: Manche Menschen schaffen es einfach nicht, einen ausreichend großen Bogen um die Konditor-Auslage zu machen. Angesichts des Angebots können Sie sich nicht zusammenreißen. Sie können mit Essen einfach nicht umgehen.

Andere wiederum machen ständig Schulden. Immer wieder geben sie ihr Geld für Tinnef aus, statt auf ihren Traumurlaub zu sparen, haben stets Geldsorgen. Sie können mit Geld nicht umgehen. Gibt es hier einen Zusammenhang?

Sind solche Menschen dumm und faul?

Viele Menschen sind verschuldet. Sie haben mehr Geld ausgegeben, als sie eingenommen haben. Das ist eine einfache Rechnung, die offenbar dennoch große Schwierigkeiten bereitet. Warum ist das so? Ist es allein eine vermeintlich berauschende Wirkung des Konsums? Sind es die Versprechen aus der Werbung? Oder sind komplexe psychologische Probleme im Leben des Individuums Schuld?

Es scheint, als läge beiden Problemen, dem Umgang mit Essen und dem Umgang mit Geld, die gleiche Ursache zugrunde: Das Tier Mensch ist nicht auf Überfluss vorbereitet.

Auf den Bäumen wächst kein Geld

Wir stammen aus der Natur. Unsere Vorfahren sind vor einigen Millionen Jahren auf Bäumen herumgeklettert und haben den gesamten Tag damit verbracht, Nahrungsmittel zu sammeln und zu verzehren, sich fortzupflanzen und um den Nachwuchs zu kümmern. Wir haben überlebt. Wir haben genommen, was wir bekommen konnten. Selten war zu viel verfügbar und aufbewahren konnten wir praktisch nichts, also haben wir alles gegessen oder weitergegeben, bevor es verdarb.

Wir mögen einen Stock und einen Stein benutzt haben. Aber wir hatten keine Häuser, keine Garage, keinen Keller, keine Abstellkammer, um dort unser Eigentum zu lagern. Wir hatten das Fell auf der Haut und vielleicht eine Handvoll Nüsse dabei und gingen so durch den Tag.

Mit anderen Worten: Für den größten Teil unserer Existenz haben wir uns keine Gedanken um langfristigen Besitz, um Konzepte wie Eigentum und Güter gemacht. Wichtig für das Überleben war zuerst das Essen und dann die Fortpflanzung.

Unter diesen Umständen fällt es leichter, die Schwierigkeiten zu verstehen, die wir heute mit unserer so betitelten Willenskraft und Disziplin haben: Wir leben zweifellos im Überfluss und nutzen ihn wie in der Steinzeit. Gewiss haben wir unsere heutige Situation über viele tausend Jahre aufgebaut und sind als Zivilisation gewachsen, haben den Handel (den auch Schimpansen betreiben) verfeinert, Geld erfunden und schon vor langer Zeit Hütten gebaut und unser Revier markiert.

Doch zum einen sind die Triebe „Essen & Fortpflanzen“ älter als jeder Primat und jedes Säugetier und somit die wohl am tiefsten verwurzelten Instinkte. Und zum anderen hat die Veränderung unserer Umgebung in einem relativ kurzen Zeitraum stattgefunden, sodass eine etwaige Anpassung unseres Verhaltens sich kaum spürbar zeigen dürfte.

Zuviel überleben

Der Trieb zu Essen ist grundsätzlich ein gesunder, denn er hält uns am Leben. In einer Welt des Zuckerüberangebots kann er jedoch zum Verhängnis werden, da wir nun darüber nachdenken müssen, ob wir nicht vielleicht zu viel essen. Hinzu kommen die verführerischen Wirkungen des süßen Geschmacks, die den meisten Menschen suggerieren „Mehr, mehr!“

Genauso scheint es sich mit den Finanzen zu verhalten: Das Konzept des Geldes ist verhältnismäßig neu und die Möglichkeit, Dinge einfach zu kaufen statt sie zu suchen oder selbst zu bauen ebenfalls. Jagen und Sammeln. Wie sollte der Mensch den Trieb, möglichst alle scheinbar nützlichen Dinge immer an sich zu raffen in so kurzer Zeit abgelegt haben?

Intelligenz schützt nicht vor Übergewicht und Armut

Finanzplanung ist keine Fähigkeit aus der Steinzeit. Und ganz offensichtlich bereitet sie heute vielen Menschen große Probleme. Sie schaffen es nicht, größere Summen anzusparen, sie haben keinen Überblick über ihre finanzielle Situation. Manche dieser Menschen sind einfach dumm und faul.

Viele versuchen es jedoch immer wieder und scheitern dennoch. Ihnen fehlt das nötige Verständnis. Und da in unserem Bildungssystem (möglicherweise aus gutem Grund) kein Platz für das Fach Finanzplanung vorgesehen ist, landen diese Menschen in einer Welt ohne Hilfe.

Einige wenige lernen es. Früh von ihren Eltern. Oder später durch eigene leidvolle Erfahrungen. Oder durch Hörensagen. Aber das Gejammer vieler reicher Menschen zeigt, dass auch Reichtum kein Zeichen für die Fähigkeit ist, mit Geld umzugehen. Selbst höchst intelligente Menschen oder angesehene Akademiker geraten in hohe Schulden. Oder sie sind schwer übergewichtig. Beides Folgen eines mangelnden Verständnisses? Ich denke schon. Nicht mangels Intellekt, sondern schlichtweg mangels Perspektive.

Was hat das mit Essen zu tun und mit Gesundheit?

Geld hat in unserer Gesellschaft einen immens hohen Stellenwert. Geldprobleme verursachen vielen Menschen Sorgen. Schulden zu haben beinhaltet Schuld und dies bereitet Stress. Stress hat negative Auswirkungen auf die Gesundheit und oft leidet unter ihm das gesamte Verhalten. Einst als wichtig empfundene Bestandteile des Lebens geraten unter die Räder, darunter häufig als erstes die Ernährung. Stress kann auf hormonellem Weg auch Übergewicht, also den Aufbau von Körperfett verursachen. Und Stress ist zu guter Letzt einfach kein schönes Gefühl, wie ich finde.

Stress, egal welcher Ursache, wirkt sich negativ auf unser Wohlbefinden aus und er hat großen Einfluss auf unseren Stoffwechsel. Ihn zu vermeiden ist demnach Teil einer genussvollen und gesunden Ernährung.

Glücklicherweise ist der Lösungsweg für Geldprobleme sehr einfach (wenn auch manchmal recht lang), einfacher noch als für das Abnehmen. Er verlangt ähnlich wie eine gesunde Ernährung schlichtweg das Eingeständnis der Problematik, das Setzen von Prioritäten und eine konsequente Umsetzung. Wer dies verstanden hat, kann es umsetzen. Wer es dann nicht tut, ist dumm oder faul. Oder beides.

Fazit

Der Umgang mit Geld und der Umgang mit Essen scheinen eng miteinander verknüpft. Und zwar längst nicht nur weil die meisten von uns ihre Nahrungsmittel im Handel kaufen. Unsere heutige Lebenssituation im Überfluss bringt viele neue Herausforderungen für unsere Spezies mit sich.

Da Stress negative Auswirkungen auf den Stoffwechsel hat, ist es im Rahmen einer Ernährungsumstellung ganz besonders sinnvoll, auch andere Aspekte seines Lebens zu betrachten und zu analysieren, welche Faktoren weiteren Einfluss auf den gesamten Alltag und die Gesundheit haben.

Letztlich könnte die Herangehensweise an Gewichtsprobleme die gleiche sein wie an Geldprobleme – schon der Begriff Kalorienbilanz suggeriert eine (wenn auch zu stark vereinfachende) Ähnlichkeit.

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