Wer will nicht attraktiv sein? Attraktive Menschen werden besser beurteilt und besser behandelt als unattraktive Menschen – sogar von den Menschen, die sie kennen.1 Die Merkmale eines attraktiven Gesichts sind bekannt, Schönheit beziehungsweise Attraktivität ist hier objektiv. Selbst Babys (also Menschen unbeeinflusst durch kulturelle Standards) bevorzugen attraktive Gesichter.2 In dieser Episode erläutere ich Gewohnheiten, die zu einem attraktiven Gesicht beitragen: Wer schön sein will, muss gut kauen – und mehr.
Denn ein wesentlicher Teil unseres Erscheinungsbildes, darunter auch die Form des Gesichts und die Stellung der Zähne, unterliegt nicht der Genetik, sondern wir haben dies selbst in der Hand. Allerdings sind solche Äußerlichkeiten viel mehr als ästhetische Merkmale: Die Stellung der Zähne und Kiefer beeinflusst nicht nur die Schönheit eines Menschen auch über den Mund und das Lächeln hinaus – die gesamte Gesichtsform ist betroffen –, sondern sie entscheidet über gesundheitliche Risiken wie Herzkrankheiten, Depressionen, Ekzeme, ADHS, gesenkter IQ und womöglich sogar Alzheimer. Mit anderen Worten: Wenn man aussieht wie ein Ork, dann stimmt wahrscheinlich auch mit der Gesundheit etwas nicht.
Ich werde erklären, wie unscheinbare Verhaltensweisen – essen, kauen, sitzen, sprechen – im Alltag besonders von Heranwachsenden, aber auch Erwachsenen, sich auf die Ausformung ihres Gesichts auswirken und lebenslange Folgen für die Gesundheit haben. Dabei beziehe ich mich nach Rücksprache mit Zahnärzten in weiten Teilen auf das Buch Jaws* von Ehrlich und Kahn, das auch eine umfangreiche Liste wissenschaftlich fundierte Quellen enthält.
Dabei gehe ich auf diese Fagen ein:
- Warum und wie beeinflusst das Verhalten im Alltag besonders bei Heranwachsenden die Stellung der Zähne und Kiefer und somit das Aussehen des Gesichts?
- Wie steht dieser Einfluss auf das Aussehen in Verbindung mit der Gesundheit?
- Warum unterliegt das Aussehen nicht allein der Genetik?
- Welche Änderungen an unserem Lebenswandel der Moderne haben zu diesen Probleme in Ästhetik und Gesundheit geführt?
- Was kann man konkret tun, um Zahn- und Kieferfehlstellungen zu vermeiden und ein möglichst attraktives Gesicht zu erreichen?
- Worauf sollte ich bei der Körperhaltung besonders meiner Kinder achten?
- Welche Übungen kann ich durchführen – auch im Erwachsenenalter –, um mich ästhetisch und gesundheitlich in die gewünschte Richtung zu bewegen.
- Warum sollte ich besonders bei meinen Kindern darauf achten?
Wie beeinflusst unser Verhalten im Alltag das Gebiss und dadurch das Aussehen des Gesichts?
Zähne und Knochen sind nicht statisch. Knochen werden ständig de- und remineralisiert, sie verändern sich laufend. Das gilt auch für Zähne. Ob und wie ein Knochen sich verändert, hängt unter anderem ab von der Ernährung, also der Mineralstoffversorgung, vom Hormonsystem oder auch von der Belastung. Stark belastete Knochen weisen eine höhere Knochendichte auf – sie sind härter. Die Knochen im überwiegend benutzten Arm eines Tennisspielers sind stärker als im weniger benutzten Arm, so auch die Knochen von Gewichthebern gegenüber nicht-Gewichthebern. Tennisspieler und Gewichtheber (und viele andere Sportler) beeinflussen somit das Wachstum ihrer Knochen. Diese Möglichkeit steht jedem gesunden Menschen offen.
Zähne sind in den Knochen verankert, die wir Kiefer nennen. Auch diese verändern sich im Laufe des Lebens – nicht nur bei Kindern und Jugendlichen. Das Wachstum der Kiefer und somit die Stellung der Zähne können wir durch Ruhestellung und Belastung beeinflussen. Besonders beim Heranwachsenden ist eine angemessen Ruhestellung sowie ausreichende Stimulation des Kauapparats und der Kiefer wichtig, damit sich die Mundhöhle voll ausbilden und genug Raum für alle 32 Zähne ohne Fehlstellung schaffen kann. Wer die Ruhestellung nicht beachtet und seine Kiefer nicht ausreichend stimuliert, verfehlt diese Ausbildung und muss mit Zahnfehlstellungen rechnen sowie möglicherweise mit der Notwendigkeit, die Weisheitszähne chirurgisch zu entfernen.
Die Folgen unzureichend ausgebildeter Kiefer gehen jedoch weiter: Sie reichen oft bis zu einem schwachen oder fliehenden Kinn, einem langen Gesicht mit gekrümmter Nase, schmalen Lippen, schwach definierten Wangenknochen und stets müde wirkenden Augen.
Wem diese ästhetischen Beeinträchtigungen nicht genügen, der horcht vielleicht bei der Liste gesundheitlicher Beeinträchtigungen auf:
Wie beeinträchtigen diese ungünstigen Kaugewohnheiten die Gesundheit?
Der durch mangelhafte Stimulation nach hinten verlagerte Unterkiefer schränkt die Atemwege ein und begünstigt Schlafapnoe – begleitet von einem erhöhten Risiko für Herzkrankheiten, Ekzeme, gesenkten IQ, Depressionen, ADHS und womöglich sogar Alzheimer. Offenbar gibt es einen kausalen Zusammenhang zwischen Schlafapnoe und koronarer Herzkrankheit sowie Schlaganfällen. Mindestens ein Mechanismus dafür ist der ständige Stress, den Schlafapnoe verursacht: Die kurzzeitigen Unterbrechungen der Sauerstoffversorgung in der Nacht – drohendes Ersticken – versetzen den Körper in einen Stresszustand mit allen üblichen Folgen. Bis zur Hälfte aller Herzpatienten leidet unter Schlafapnoe.
Das sind keine Ausnahmefälle: 95% der modernen Menschen weisen Abweichungen in den Zahnstellungen auf. Ungefähr die Hälfte lässt sich die Weisheitszähne ziehen.
Auch Zahnspangen können zu einer Verkleinerung der Atemwege führen. Weit verbreitet im Umfeld solcher Zahnfehlstellungen ist auch Mundatmung – eine weitere Ursache vieler Krankheiten wie Degeneration der Zähne (verursacht durch Austrocknung der Mundhöhle und Störung der Mundflora) und erhöhte Aufnahme von Viren und Bakterien.
Kiefer- und Zahnfehlstellungen oder ein nach diesen Kriterien unattraktives Gesicht sind somit nur ein oberflächliches Symptom einer darunterliegenden Epidemie, einer ganzen Reihe schwerer Erkrankungen bzw Krankheitsrisiken.
Wie entstehen diese Probleme? Sind sie nicht genetisch bedingt?
Unsere Jäger-Sammler-Vorfahren hatten überwiegend geräumige Unterkiefer mit einer kontinuierlichen, wohlgeformten Zahnreihe inklusive aller Weisheitszähne. Das bestätigen Funde auf der ganzen Welt und noch heute finden wir bei vielen Naturvölkern mit ursprünglicher Ernährung solche Zahnreihen vor.
Durch ungünstige Gene lassen sich Zahnfehlstellungen nicht erklären. Der größte Schritt, den wir in diesem Bereich genetisch genommen haben, ist gegenüber dem Affen die Fähigkeit zum Sprechen. Die Entwicklung des Sprechapparats hat unsere Atemwege verkleinert, beließ sie jedoch voll funktional.
Ursache dieser Epidemie der Zahnprobleme sind durch kulturelle Veränderungen, besonders dadurch was und wie wir essen und wo wir leben. Unsere DNA, die Baupläne für unser Gebiss wurden sozusagen für eine ganz andere Umgebung gezeichnet, als jene, in der wir heute leben. Diese DNA erfordert eine bestimmte Art von Stimulation – bestimmte Nahrungsmittel, Kaugewohnheiten und Körperhaltungen –, damit das geplante Gebilde, ein voll funktionaler und wohlgeformter Kauapparat, entstehen kann. Diese Stimulation findet in der Moderne nicht mehr statt. Unsere Lebensmittel sind zu weich, wir kauen zu wenig und unsere Gewohnheiten für Körperhaltung und Ruhestellung des Munds sind unangemessen. Solche Gewohnheiten führen zu schiefen Zähnen und unattraktiven Gesichtern – und verursachen Krankheiten.
Welche unserer modernen Gewohnheiten verursachen schiefe Zähne, schaden dem Aussehen und der Gesundheit?
Den Grundstein für eine gesunde Formung der Kiefer und Zähne legt eine Mutter, indem sie ihr Kind stillt. Wird ein Kind nicht ausreichend gestillt, führt dies häufig zu unterentwickelten Kiefern, Zahnfehlstellungen und Mundatmung. Je länger ein Kind gestillt wird, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit für Zahnfehlstellungen. Das Stillen kann durch nichts ersetzt werden, auch nicht durch eine Flasche oder Schnuller. Nur beim Stillen führt das Baby die nötige komplexe (und ermüdende) Saugbewegung durch.
Das Abstillen sollte möglichst langsam und über einen langen Zeitraum stattfinden. Das Baby sollte frühestmöglich feste Nahrung zu sich nehmen. Ideal wäre Baby-geführtes Abstillen, wobei das Baby sich mit der Hand selbst füttert. Wenig oder gar kein Stillen, Fläschchen in der Stillzeit, Schnuller, zu frühes oder schnelles Abstillen und kommerzielle Babynahrung gehören somit zu den modernen Gewohnheiten, die für Zahnfehlstellungen mitverantwortlich sind.
Beachten sollte man auch die Schlafgewohnheiten des Babys besonders hinsichtlich Mundatmung und Schlafstörungen. Sämtliche Anzeichen einer verstopften Nase sollte man umgehend behandeln, damit das Kind sich keine Mundatmung angewöhnt. Allergien sind unbedingt zu beachten.
Auch die Haltung des Babys, wenn es herumgetragen wird, beeinflusst die Stellung der Kiefer. Die meist gekrümmt liegende Haltung in vielen Tragekörben ist ungünstig; evolutionär betrachtet haben wir Babys traditionell eher in einer dem aufrechten Sitzen ähnelnden Haltung transportiert – auch im Schlaf. Krummes Sitzen allgemein – zum Beispiel auch gebeugt über ein Smartphone oder Tablet – gehört auch hier zu den ungünstigen Angewohnheiten.
Solche schlechte Haltung wie auch schwaches Kauen stört die Interaktion aus Umwelt und genetischem Ausdruck, die zu optimaler Größe und Anordnung der Kiefer und Atemwege führen würde.
Moderne, vermeintlich saubere Umgebungen wie Wohnhäuser beeinträchtigen offenbar die Fähigkeit des Immunsystems zum Verhindern von allergischen Anfällen und Asthma auf der einen Seite. Auf der anderen Seite konzentrieren sie Allergene wie Formaldehyd oder Staubmilben und deren Fäkalien. Dies trägt bei zu verstopften Nasen und vermehrter Mundatmung.
Die Entwicklung weich gekochten Essens veränderte die Muskelnutzung, denn die komplexe Saugbewegung beim Stillen wurde durch einfachere Bewegungen ersetzt. Auch Messer und Gabel trugen zu dieser Entwicklung im späteren Leben bei.
Wir haben Gewohnheiten aus tausenden Jahren Evolution ersetzt, nur weil das einfacher – nicht, weil es besser war.
Die Folgen dieser für die Gebissentwicklung ungünstigen Gewohnheiten?
All diese Entwicklungen der oralen Gewohnheiten der letzten paar Jahrhunderte führten zu einer schnellen Ausbreitung zu kleiner Unterkiefer. Das erklärt die gestiegene Notwendigkeit zum Entfernen der Weisheitszähne, Mundatmung, Schluckbeschwerden, Schlafapnoe sowie Sprechstörungen.
Schlafapnoe und Atemstörungen im Schlaf und allgemein sind ein starker Stressor. Sobald die Atmung auch nur kurz unterbrochen ist, erhöht der sympathische Teil des autonomen Nervensystems Herzfrequenz und Blutdruck und leitet das Blut in die Extremitäten und weg von den inneren Organen und solchen Prozessen, die nicht für das unmittelbare Überleben nötig sind. Das verschlechtert deren Funktion wie zum Beispiel auch die Verdauung, was wiederum die Darmgesundheit beeinträchtigt. Der ständig erhöhte Blutdruck belastet Organe und Gefäße, erhöht das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.
Drei Viertel aller ADHS-Fälle bei Kindern lassen sich auf Atemstörungen im Schlaf zurückführen.
Unsere Verhaltensweisen und Gewohnheiten im Alltag der Moderne führen also zu einem schlecht entwickelten Gebiss, schiefen Zähnen und einem allgemein weniger attraktiven Gesicht, sowie zu verengten Atemwegen, höherem Risiko für Infekte, Herzinfarkte und Schlaganfälle und erhöhten Blutdruck mit allen Folgen.
Was kann man dagegen tun?
Wir müssen nicht in der Zeit zurückreisen. Zum einen können wir traditionelle Gewohnheiten und Verhaltensweisen annehmen – festeres Essen zu uns nehmen, mehr und gründlicher Kauen – zum anderen wissen wir, welche Körperhaltung und Ruheposition der vollständigen Entwicklung des Gebisses und somit der Entstehung eines schönen Gesichts dient. Das gilt vor allem für Kinder und Jugendliche, deren Gebiss sich noch entwickelt, jedoch auch für Erwachsene. Wie lernt oder vermittelt man diese Gewohnheiten?
Ordentliches Kauen und gute Körperhaltung am Tisch lernt das Kind am besten mit den Eltern beziehungsweise der Familie am Tisch – Tischmanieren gehen jeden an und Eltern sollten als Vorbilder wirken.
Das Kind sollte den Mund schließen, wenn es nicht isst (oder spricht). Das sollte man dem Baby bereits beibringen, indem man seinen Mund nach dem Stillen schließt und für ein paar Sekunden mit dem Finger hält – natürlich ist auf eine freie Nase zu achten.
Wenn im Kindesalter der Oberkiefer zu wenig Druck durch Zähne oder Zunge bekommt, neigt er zum Absenken. Im Alter von etwa 8 Jahren verfestigt sich dieser Bereich, daher sollte man bis dahin besonders auf ausreichend Zahn- und Zungenkontakt achten: Gut und fest kauen und den Mund andernfalls vollständig schließen, mit leichtem Kontakt der Zähne.
Die Checkliste zur Körperhaltung beim Sitzen
- Kopfkrone oben und aufrecht, als wäre sie leicht angehoben durch einen Heliumballon
- Mund vollständig geschlossen, Zähne des Ober- und Unterkiefers in leichtem Kontakt
- Schultern nach hinten
- Leichte Spannung in Bauch und Rücken (kein Hohlkreuz)
- Hüfte nach vorn, Hintern nach hinten
- Hände entspannt auf den Oberschenkeln
- Knie ungefähr 90 Grad angewinkelt auf einem passenden Stuhl
- Füße schulterweit auseinander auf den Boden
Gute Übungen für die Kiefer- und Zahnstellungen sind die guten alten Tischmanieren
Also das, was Kinder als mehr oder weniger nervige Anweisungen ihrer Eltern empfinden. Das, was man ihnen fürs Leben mitgeben möchte. Wenn nicht für den eigenen, familiären Esstisch, dann wenigstens für das Date mit ihrem Schwarm in einem Restaurant. Schlechte Tischmanieren und lautes Kauen stoßen 50 bis 90 Prozent aller Menschen ab; in diesem Bereich lohnt sich der Einsatz also doppelt.
- Gerade sitzen
- Mund geschlossen halten
- Nicht mit offenem Mund kauen
- Gründlich kauen
- Langsam essen
- Kein halbgekautes Essen schlucken (nicht schlingen)
- Den Schluckvorgang immer mit Zähnen des Ober- und Unterkiefers in Kontakt beginnen
Übungen dazu:
- Weiches Essen 15 mal, hartes 20 mal kauen
- Vor dem Schlucken 2 Sekunden warten
Weitere Übungen betreffen das Sprechen und die Ruhestellung zwischen den Worten. Ziel ist nicht, beim alltäglichen Sprechen auf diese Stellung zu achten, sondern der Aufbau der Gewohnheit durch gezielte Übungen. Regelmäßige Übung überträgt diese Gewohnheiten unbewusst in den Alltag.
Zählübung
Zähle langsam laut von 1 bis 60. Pausiere nach jeder Zahl und schließe Mund und Zähne. Nach jeweils fünf Zahlen pausiere und atme durch die Nase ein. Wiederhole die Übung mindestens jeden Morgen und Abend. Einatmen dabei nur durch die Nase und nur nach jeweils fünf Zahlen. Ausatmen nur durch die Nase oder natürlich beim Aussprechen.
Leseübung
Lies jeden Tag 5 bis 20 Minuten laut vor, pausiere bei jedem Punkt und Komma; atme nur durch die Nase ein.
Wir atmen ständig, benötigen den Mund jedoch nur zum Essen und Sprechen. Dementsprechend gibt es viele weitere Gelegenheiten zum Training der Nasenatmung. Beachte: Die Atemwege der Nase sind veränderbar. Die Sauerstoffzufuhr kann sich durch Übung erhöhen.
Weitere Übungen
- Konzentriere dich auf Nasenatmung beim Sport. Pausiere beim Sprechen regelmäßig, punktiere deine Ideen und Gedanken. Halte bei Konversationen den Mund geschlossen, wenn du nicht sprichst.
- Langsam sprechen, Pausen betonen – dadurch prägt sich die richtige Ruheposition ein.
- Spaziere mit geschlossenem Mund für mindestens 5 Minuten. Versuche dies auch beim Laufen. Dein Körper wird effizienter bei der Sauerstoffversorgung, deine Ausdauer wird sich verbessern.
- Übe täglich 3 Sekunden Lächeln vor einem Spiegel oder bis Du zufrieden mit deinem Lächeln bist. Dies verbessert den Tonus deiner Gesichtsmuskeln.
- Ist die Nase verstopft, nutze die Buteyko-Methode, um sie zu befreien:
- Atme ein paar mal sanft ein und aus.
- Atme erneut ein und aus. Halte dann mit den Fingern die Nase zu.
- Halte so die Luft an und nicke einige Male deutlich mit dem Kopf (weit nach hinten und vorne)
- Löse die Finger vollständig von der Nase und atme vorzusweise durch die Nase weiter.
- Sollte die Nase noch nicht komplett frei sein, wiederhole die Übung.
Was kannst du bei deinen Kindern prüfen?
Es gibt eine ganze Reihe von Anzeichen, die auf Probleme bei der Gebissentwicklung deuten können. Kein einzelner Punkt der folgenden Liste ist zwingend ein Hinweis auf Probleme mit der Zahn- oder Kieferstellung. Aber jeder Punkt dieser Liste kann ein Hinweis sein und wenn mehrere dieser Phänomene auftreten, empfiehlt sich ein Besuch beim Fachmann.
Prüfe…
… beim sitzenden Kind (Fernsehen oder Auto):
- nuckelt es an Gegenständen?
- saugt es an den Lippen?
- ist der Mund geöffnet?
- legt es den Kopf auf den Händen ab?
- atmet es durch den Mund?
- macht es Geräusche beim Atmen?
- kann es schwer stillsitzen?
…während das Kind spricht:
- spricht es zu schnell?
- spricht es zu langsam?
- unterbricht es sich, um durch den Mund zu atmen?
- lispelt es?
- berühren sich die Lippen beim Sprechen nur selten?
… während das Kind isst:
- unterbricht es das Essen, um durch den Mund zu atmen?
- streckt es beim Schlucken die Zunge heraus?
- streckt es beim Trinken die Zunge heraus?
- trinkt es viel beim Essen?
- macht es beim Kauen viele Geräusche?
- holt es beim Trinken Luft?
- presst es beim Schlucken die Lippen zusammen?
- legt es beim Schlucken sein Kinn in Falten?
- kippt es beim Schlucken den Kopf?
… während das Kind schläft:
- schläft es mit geöffnetem Mund?
- schnarcht es?
- nässt es das Bett?
- wälzt es sich im Schlaf?
- streckt es den Kopf nach hinten?
- wacht es oft auf?
- hat es Albträume?
- knirscht es mit den Zähnen?
- hat es Schwierigkeiten beim Aufwachen?
- hat es dunkle Ränder unter den Augen?
- wacht es sabbernd oder mit getrocknetem Speichel im Gesicht auf?
Warum ist dieses Thema so wichtig?
Wenn man die Ursachen von Kiefer- und Zahnfehlstellungen (mangelhaftes Kauen, schlechte Körperhaltung und so fort) nicht frühzeitig (im frühen Kindesalter) behandelt, ist das, als würde man bei einem Kind hohen Blutzucker feststellen und mit der Behandlung warten, bis es Diabetes hat.
Die Ursache von Kiefer- und Zahnfehlstellungen liegen nicht in der DNA, sondern in falschem bzw. für die Gebissentwicklung ungünstigen Gewohnheiten und Verhaltensweisen. Zähne und Knochen kann man in Form und Position verändern.
Ruheposition und Muskelentwicklung sind wichtig. Fälschlicherweise gehen Patienten davon aus, eine Zahnspange oder andere Hardware sei die Lösung ihrer Probleme mit Zahnfehlstellung. Tatsächlich sind diese Geräte nur ein Hilfsmittel mit relativ geringer Wirkung im Vergleich zu den genannten Gewohnheiten. Das Übungsprogramm ist essenziell – eine etwaige Zahnspange ist dann meist eher eine Dreingabe.
Mitursache des gesamten Problems ist die Tatsache, dass der Zahnarztberuf – wie alle Arztberufe – spezialisiert und kompartmentalisiert ist. Es fehlt die Interdisziplinarität. Die wenigsten Zahnärzte befassen sich mit den Auswirkungen der Gebissmechanik und -entwicklung auf den Rest des Körpers. Hinzu kommen Leitlinien und andere Vorgaben, welche die wirkungsvolle Arbeit der Ärzte weiter einschränken.
Zusammenfassung
Die Stellung unserer Zähne und Kiefer ist im Wesentlichen nicht die Folge unserer Gene, sondern unserer Gewohnheiten und Verhaltensweisen im Alltag – besonders in der Wachstumsphase, aber auch im Erwachsenenalter.
Zähne und Knochen sind nicht statisch, sondern wir können sie durch Gewohnheiten wie Kauen und die Ruhestellung beeinflussen.
Die Entwicklung des Gebisses beeinflusst nicht nur das Aussehen der Zähne, sondern des gesamten Gesichts: Augen, Wangenknochen, Nase, Lippen.
Wichtig ist die Gebissentwicklung nicht nur für das Aussehen, die Ästhetik; sondern zum Verhindern einer ganzen Reihe teils lebensbedrohlicher Krankheiten und Krankheitsrisiken.
Das Problem weit verbreiteter Zahnfehlstellungen und Erscheinungen wie dem schwachen oder fliehenden Kinn ist entstanden durch kulturelle Entwicklungen. Gemäß unserer veränderten Umwelt verhalten wir uns nicht mehr so, wie unsere DNA das eigentlich verlangt. Doch dieses Verhalten können wir uns wieder aneignen.
Wichtig ist:
- Sorgfältig und viel kauen.
- Nur durch die Nase atmen.
- Wenn man nicht isst oder spricht, den Mund schließen mit leichtem Kontakt der Zähne von Ober- und Unterkiefer.
- Traditionelle Tischmanieren pflegen.
- Gute, gerade Körperhaltung.
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Fußnoten
- Langlois et al. (2000). Maxims or myths of beauty? A meta-analytic and theoretical review. Psychological Bulletin, 126(3), 390–423. https://doi.org/10.1037/0033-2909.126.3.390
- Langlois et al. (1987). Infant preferences for attractive faces: Rudiments of a stereotype? Developmental Psychology, 23(3), 363–369. https://doi.org/10.1037/0012-1649.23.3.363