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Freiheit für die Füße

Ob am Strand, im Wald oder auf dem Rasen: ich liebe es, Barfuß zu laufen. Freiheit für die Füße! Sobald die Temperaturen es zulassen, wird bei mir strikt auf Fußbekleidung verzichtet. Doch in Ausnahmesituationen, wie Spaziergängen durch verschmutzte Fußgängerzonen mit ihren Gefahren wie Glasscherben und Metallsplittern musste immer ein Paar Flip-Flops dabei sein. Die jedoch sind selbst in den gehobenen Ausstattungen nicht sonderlich bequem, widerstreben genau wie normale Turnschuhe in der Regel den biomechanischen Gewohnheiten eines Fußes und sind mit dem echten Barfuß-Gefühl kaum zu vergleichen.

Wer umsteigt von konventionellen Schuhen auf „Barfuß-Betrieb“ muss zunächst mit Muskelkater rechnen. Doch der hat noch niemandem geschadet und es gibt zahlreiche Berichte von kurierten Plattfüßen, da durch die Umstellung auf eine natürliche Laufweise die Fußmuskulatur wieder korrekt hergestellt werden kann. Für mich spricht dies für Barfuß-Betrieb:

  • Mehr Gefühl (auch und besonders für die Umwelt)
  • Mehr Bewegungsfreiheit
  • Natürlichere Bewegung

Eine gute Alternative für riskantes Gelände stellen die Vibram Fivefingers dar. Diese Schuhe sind quasi minimalistische Zweithäute für den Fuß. Man kann sie jemandem, der sie noch nie gesehen hat, am ehesten als „Handschuhe für die Füße“ beschreiben. Eine äusserst flexible und zugleich stabile Sohle wird von gerade einmal der Menge Stoff am Fuß gehalten, die zum sicheren Halt nötig ist. Der Fuß behält das volle Gefühl für den darunter liegenden Boden, jede Unebenheit ist zu spüren. Es läuft sich tatsächlich fast wie Barfuß. Leider ist auch hier der direkte Kontakt zu Gras, Sand oder Waldboden nicht mehr gegeben, doch wenigstens orthopädisch ist es dem Laufen auf nackten Füßen nahezu gleichzusetzen.

Dabei handelt es sich nicht etwa um einen kurzlebigen Trend: Schon seit über 20 Jahren stellen Forscher Sinnhaftigkeit und Nutzen von Turn- und Laufschuhen in Frage. Durch die oft mehrlagige Polsterung unter der Ferse wird der natürliche Bewegungsablauf der Füße gestört: Die Träger solcher Schuhe neigen dazu, mit der Ferse aufzutreten, wodurch die Stoßenergie vom Körper durch die Beine und den Rücken weitergeleitet wird. Wer Barfuß läuft, gewöhnt sich hingegen an, mit dem Ballen aufzutreten und überlässt dem Fuß die Aufnahme der Stoßenergie.

Fest steht: Barfuß ist durch nichts zu toppen. Für die übrigen Gelegenheiten halten bei mir nun die Vibrams her. Mein Paar vom Modell „KSO“ trage ich seit etwa einem Jahr regelmäßig und es macht den Eindruck, die Sohle macht noch einen sehr guten EIndruck, die Riemen hingegen schwächeln bereits.

Lediglich im tiefsten Winter greife ich auf ein Paar Lederschuhe zurück, da es sonst doch zu kalt wird. Der Preis für „Fivefingers“ ist in Europa leider noch recht hoch, dafür kann man die verschiedenen Modelle mittlerweile wenigstens auch einfach über das Internet beziehen, z.B. bei Amazon.  Der Haken bei diesen Schuhen: Besonders wenn sie nass werden, können sie ganz fürchterlich stinken.

Ist es sinnvoll, einen über hunderttausende von Jahren optimierten Bewegungsapparat so einzuschränken, dass er seine normale Funktion nicht mehr wahrnehmen kann? Gelernt hat der Mensch den aufrechten Gang jedenfalls ohne Schuhe mit Luftpolster. Doch macht die Werbung der Sportartikelhersteller den Eindruck, als könnte die Spezies Mensch erst laufen, seit die Schuhe erfunden wurden. Was ist mit Ihnen? Laufen Sie auch Barfuß durch das Leben oder packen Sie ihre Füße lieber dick ein?

Studien und Artikel dazu:

Robbins, S., Hanna, A. (1987), „Running-related injury prevention through barefoot adaptations“, Medicine & Science in Sports & Exercise.

Squadrone R, Gallozzi C. (2009), „Biomechanical and physiological comparison of barefoot and two shod conditions in experienced barefoot runners.“, J Sports Med Phys Fitness.

http://seedmagazine.com/content/article/barefoot_and_passionate/

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