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Bio-Eier oder Freilandeier?

Bio-Eier oder Freilandeier?Wie das System der aufgedruckten Zahlencodes auf Eiern funktioniert, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Auf jedem Eierkarton ist einfach verständlich aufgedruckt, aus welcher Haltungsform die Eier stammen. Eine klare Staffelung soll die Zuordnung vereinfachen – doch sind die Eier mit der „0“ (=Bio) vorne wirklich immer die beste Wahl?

Rekapitulieren wir: Es gilt folgende Zuordnung von Qualitäts- (und Preis-) Stufen:

0 Bio-Eier
1 Freilandhaltung
2 Bodenhaltung
3 Käfighaltung

Bezüglich der Käfighaltung muss ergänzt werden, dass diese bereits verboten ist und auch für ihren Ersatz, die sogenannte Kleingruppenhaltung, sieht de Zukunft momentan –glücklicherweise– düster aus. Im Übrigen scheint diese Staffelung ganz einfach: Bio-Eier sind die besten. Oder?

Sind Bio-Eier besser als Freilandeier?

Aus Sicht der Industrie, das heißt auch der Supermarktketten, sicherlich. Bio-Eier gelten dort als die höchste Qualitätsstufe, was sich im Preis widerspiegelt. Die dahinter stehende Logik ist einfach: Auf dem Papier gelten für Bio-Eier die kostenaufwändigsten Richtlinien und auf dem Papier werden diese Eier sowohl am tierfreundlichsten als auch für den Menschen am gesündesten erzeugt. Wer also im Supermarkt einkauft, sei tatsächlich mit Bio-Eiern am besten bedient.

Ganz anders ist die Situation jedoch außerhalb des industriellen Systems: Wer auf Wochenmärkten einkauft, wird dort in der Regel auch kleine Eierhändler finden und diese bieten oft Eier aus Freilandhaltung an. Bio-Eier finden sich dort hingegen überraschend selten. Sind die Händler dort etwa weniger tierfreundlich oder interessieren sie sich einfach nicht für hohe Qualität?

Papiertiger

Um dies zu verstehen, werfen wir noch einmal einen Blick auf das Papier: Laut Richtlinie sind die räumlichen Gegebenheiten bei Freiland- und Bio-Haltung sehr ähnlich, der größte Unterschied liegt im Futter. Denn das muss bei Bio-Eiern aus garantiert ökologischen Anbau stammen. Das ist natürlich teurer als Futter, das nicht entsprechend zertifiziert wurde.

Wohlgemerkt sprechen wir hier durchweg von Zertifikaten und Bescheinigungen. Und es ist im Rahmen des intransparenten industriellen Systems auch wichtig, dass diese Unterscheidungen und Prüfungen vorgenommen werden, denn der Verbraucher hat sonst keinerlei Einblick in die Erzeugung und Herkunft seiner Lebensmittel.

Diese Zertifikate und der damit verbundene Aufwand kosten Geld und so stellt die industrielle Produktionskette sicher, stets nur das absolute Minimum dessen zu erfüllen, was für eine Preiskategorie nötig ist. Um Kosten zu sparen. Für den Endkunden. Eier der Klasse 1 werden also unter Verwendung des absolut billigsten Futters produziert, das sich finden lässt.

Für kleine Produzenten kann sich hier jedoch sehr schnell ein Konflikt ergeben: Die Zertifizierung als Bio-Legehennen-Betrieb kostet Geld, ebenso das Futter, weil darauf ein Bio-Siegel prangt. Warum das Bio-Futter aus der Ukraine von unbekannten Produzenten importieren, wenn der Nachbar doch auch Mais anbaut oder man dies gar selbst tun kann? Ökologisch betrachtet ist dies allemal sinnvoller als der weite Transport der Ware. Doch um den Mais als „garantiert ökologisch“ zertifizieren zu lassen, fielen wieder Kosten an.

Mit anderen Worten: Das von der Industrie erdachte System aus Richtlinien und Klassifizierungen ist ein Bremsklotz für kleine Produzenten.

Und so kann es wie bei meinem Nachbarn passieren, dass die Hühner ein traumhaftes Leben mit viel Auslauf ganztags im Freien verbringen und Zugang zu bestem Futter haben, und doch laut Industrienorm schlechtere Eier produzieren als jene aus der großen Stallanlage mit 6 x 3000 Tieren, die aufgrund des unattraktiven Auslaufs nur selten das Tageslicht sehen und Futter von unbekannten Produzenten aus aller Welt bekommen (das gelegentlich auch stark dioxinbelastet ist).

Anderes Spielfeld, andere Regeln

Der Wochenmarkt und Hofladen sind nicht der Supermarkt. Der Gesetzgeber gibt hier zwar die gleichen Regeln vor, doch in der Realität funktioniert hier fast alles anders als in der Industrie.

Genau das macht die Vorteile dieser Alternative aus. Wochenmärkte, Hofläden, kleine Erzeuger und regionale Anbieter haben das Potential, totale Transparenz zu bieten.

Statt nach Richtlinienpapieren zu handeln, können Sie als Verbraucher hier erfahren, woher die Ware kommt, wie sie erzeugt wird und sich gegebenenfalls mit eigenen Augen davon überzeugen. Sie werden überrascht sein, wie oft die Ware ohne grünes Siegel hochwertiger und ökologischer produziert wird als das, was die Industrie Ihnen als das Optimum verkaufen möchte.

Fazit: Bio-Eier oder Freilandeier?

Für Liebhaber guter Lebensmittel stehen Eier aus den Haltungsformen 2 und 3 offenbar ohnehin nicht zur Debatte, denn es gibt immer bessere, will meinen tierfreundlichere und gesündere Alternativen. Im Supermarkt ist der Griff zu Bio-Eiern in der Regel die beste Wahl.

Auf Wochenmärkten, in Hofläden und bei regionalen Erzeugern sollten Sie sich ein Bild von den Haltungsmethoden machen. Oft leben in kleinen Betrieben Legehennen aus Haltungsform 1 ein besseres und gesünderes leben als ihre Bio-Schwestern – besonders dann, wenn letztere ihr Dasein bei einem Großhandels-Lieferanten fristen.

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