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Warum ist Bio-Gemüse teurer als „normales“ Gemüse?

Dieser Artikel ist auch als Podcast bzw. Netcast zum Anhören verfügbar: Urgeschmack-Podcast #1: Warum ist Bio-Gemüse teurer als „normales“ Gemüse?

Gemüse aus dem ökologischen Landbau, das sogenannte Bio-Gemüse, ist teurer als solches aus konventionellem Anbau. Nehmen wir das Beispiel der Karotten. Bio-Karotten kosten pro kg 1,80€. Aus konventionellem Anbau kostet die gleiche Menge lediglich 90 Cent – also die Hälfte.

Wie kommt es zu diesem Preisunterschied?

Bio-Gemüse ist teurer, weil die Herstellung aufwändiger ist. Verglichen mit dem konventionellen Anbau sind die Erträge geringer. Zwar fallen kaum Kosten für Pflanzenschutzmittel an, doch ist das Saatgut beinahe doppelt so teuer. Der wirklich größte Anteil des Kostenunterschieds begründet sich jedoch durch die eingesetzte Arbeitskraft, denn die ist im ökologischen Landbau fast doppelt so hoch. Unterm Strich verdient daher ein Öko-Landwirt an seinem Gemüse pro Stunde nicht einmal 10% mehr als sein konventionell wirtschaftender Kollege.

Der Preisunterschied ist also dadurch zu erklären, dass eine Bio-Karotte einen viel höheren Arbeitseinsatz erfordert als die konventionelle Möhre.

Wenn also der Landwirt gar nicht mehr an den Bio-Karotten verdient, handelt es sich hier einfach nur um eine verspielte Liebhaberei?

Mitnichten. Denn die mehr investierte Arbeit zahlt sich für uns alle aus, auch wenn dies nicht jedem sofort ersichtlich ist. Seit einigen Jahren wurden die Anstrengungen verstärkt, Nutzen und Schäden an der Natur genauer beziffern zu können. Gemeint ist die Ökonomie von Ökosystemen. Einzug in diese Rechnungen hält allerdings nur der direkte Nutzen wie Hochwasserschutz oder Gewässerpflege, also nur ein Bruchteil dessen, womit die Natur uns dient.

Dementsprechend lassen sich die Auswirkungen der Landwirtschaft nur für einige Bereiche wie Grundwasser, Luft, Böden, Lebensräume oder auch Naherholungsgebiete berechnen. Doch selbst bei dieser eingeschränkten Betrachtung können wir ermitteln, dass beispielsweise die Landwirtschaft in Großbritannien jährlich Schäden in Höhe von bis zu 1,8 Milliarden Euro verursacht, die die Allgemeinheit trägt.

Doch diese Beträge werden größtenteils nicht bezahlt – zumal die Beschädigungen meist mittelfristig irreparabel sind. Ein gefällter Baum lässt sich durch Geld ebenso wenig ersetzen wie ein vergifteter Lebensraum für Feldhasen.

Zugleich ersetzt die konventionelle Landwirtschaft den manuellen Arbeitsaufwand durch fossile Energie. Diese wird immer knapper und teurer und bringt ihrerseits die weithin bekannten Folgen mit sich.

Der Mehrbetrag, den wir für Bio-Gemüse wie diese Karotte bezahlen, verschwindet also nicht in einem schwarzen Loch, sondern fließt in Arbeitskraft. Arbeitskraft, die eingesetzt wird, um irreparable Schäden an Ökosystemen möglichst zu verhindern.

Den Kauf von Gemüse aus dem ökologischen Landbau kann man also als eine Investition in nachhaltige Lebensmittelerzeugung betrachten.

Eine Investition in unser aller Zukunft.

Quellen:

Deckungsbeitrag Landwirtschaftliche Beratungszentrale AGRIDEA, Lindau Schweiz In Zusammenarbeit mit FiBL (bei Datenerhebung für Gemüsebau)

The Total External Environmental Costs and Benefits of Agriculture in the UK, Dominic O’Neill

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