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Hunger in der Welt des Überflusses

Wer die Diskussionen rund um Ernährungsthemen aufmerksam verfolgt, wird häufig auch die Behauptung hören, wir hätten schon heute nicht genügend Lebensmittel, um alle Menschen dieser Welt zu ernähren. Oft dient dies als Ausgangspunkt für Argumentationen. Etwa, dass vermeintlich energieeffiziente Lebensmittel wie Getreide den Großteil unserer Ernährung ausmachen und Tierprodukte möglichst gänzlich gemieden werden sollten.

Die Fakten sehen in vielerlei Hinsicht anders aus. Während es noch schwierig erscheint, beispielsweise den Energiebedarf zur Erzeugung von 1000 Kalorien Tierprodukt oder 1000 Kalorien Getreideprodukt zu vergleichen, – die dazu im Internet und TV-Dokumentationen herumschwirrenden Zahlen sind überwiegend hanebüchen und entbehren jeglicher wissenschaftlicher Grundlage – so kann das Gegenargument doch viel früher ansetzen: Die zugrundeliegende Behauptung ist falsch. Es gibt kein Problem in der Nahrungsmittelerzeugung für die ganze Welt.

Dass Menschen auf diesem Planeten trotzdem Hunger leiden, liegt nicht an mangelnder Erzeugung, sondern an einer völlig verzerrten Verteilung dieser Lebensmittel. Während in den Industrienationen täglich tausende Tonnen einwandfreier Nahrungsmittel aufgrund Überfluss im Müll landen, verhungern andernorts täglich Menschen (übrigens, liebe Massenmedien: da verhungern nicht nur Kinder!)

Wie es dazu kommt, das zeigt die folgende, dreiteilige Dokumentation. Es gilt auch hier, skeptisch ob der genannten Zahlen zu bleiben. Jeder Zuschauer wird jedoch einen Großteil der dargestellten Fakten umgehend nachvollziehen und das globale Problem erkennen können.

(Video leider nicht mehr verfügbar)

Es sind spannende Auswüchse, die der Regierungsapparat antreibt. Warum müssen Form, Größe und Farbe von Obst und Gemüse staatlich reguliert werden? Und der Mann, der am Ende dieses ersten Teils die übriggebliebenen Kartoffeln vom Feld sammelt, machte mich auf ein weiteres Problem aufmerksam: Unserer Gesellschaft legt viel Wert darauf, Menschen dazu zu erziehen, dass Dinge vom  Boden, Reste, Übriggebliebenes oder gar Lebensmittel aus dem Container, nicht zum Essen geeignet sind. Wer sich daran nicht hält, wird schnell gebrandmarkt.

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Interessant auch hier der Lösungsansatz über die „Community Supported Agriculture“, CSA (ab etwa 4:08). In Deutschland nennen wir dieses Modell etwa Landwirtschaftsgemeinschaftshof (oder Solidarische Landwirtschaft). Mit anderen Worten: Ein wichtige Lösung des Problems besteht im Konsum regional erzeugter und somit saisonaler Ware. Dies muss allerdings nicht den vollen Verzicht auf alles bedeuten, was nicht regional erzeugt werden kann. Wer in Deutschland auf hin und wieder ein paar Bananen oder Ananas nicht verzichten mag, kann diese auch in einem vornehmlich regional basierten Modell weiter ruhigen Gewissens konsumieren. Wesentlich ist jedoch die regionale Versorgung mit Grundnahrungsmitteln und vor allem jenen Lebensmitteln, die vor Ort ebensogut erzeugt werden können wie im weit entfernten Ausland. Äpfel, Birnen, Tomaten, Kohl wachsen und gedeihen ausgezeichnet auch in Deutschland und müssen eben nicht aus Spanien, Marokko oder Israel herbei geschifft werden.

Das Zurückgreifen auf frische, regional erzeugte Ware muss nicht bedeuten, alle Vorzüge unserer Transportmöglichkeiten hinter sich zu lassen. Vielmehr besteht die Chance darin, beim Einkauf des Großteils seiner Lebensmittel die regionale Landwirtschaft direkt unterstützen und dem Handel einen großen Teil seiner Macht nehmen zu können. Statt hundert Joghurtsorten reichen fünf.

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Um den Kreis dieses Beitrags zu schließen, achten Sie auf den Schlusssatz im dritten Video ab etwa 13:05. Was, wenn diese Zahl nicht stimmt? Was, wenn die weggeworfenen Lebensmittel die Hungernden dieser Welt nicht drei Mal, sondern nur zwei oder gar ein Mal ernähren könnten? Es bleibt dabei: Wir haben kein Erzeugungs- sondern ein Verteilungsproblem.

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