Zum Inhalt springen

Woher kommt der Heißhunger?

Jeder zweite Erwachsene in Deutschland ist übergewichtig.1 Viele dieser Menschen leiden trotz ihres Fettvorrats an häufigem oder ständigem Hunger. Das klingt paradox: Wie kann jemand mehr essen als sein Körper braucht und trotzdem noch Hunger haben?

Die Massenmedien konzentrieren sich auf zwei mögliche Erklärungen. Erstens: Die Menschen sind faule Vielfraße. Zweitens: Sie sind Opfer einer Krankheit oder der Lebensmittelindustrie. Beide Geschichten kann man zwar leser- und zuschauerwirksam verkaufen, doch sie erklären nichts und helfen niemandem.

Warum sollte ein Lebewesen sich selbst krank machen, indem es mehr isst als es benötigt?

Hunger ist ein hunderte Millionen Jahre altes Signal des Organismus, der mitteilt: Ich brauche etwas zu essen, sonst läuft hier bald nichts mehr. Hat man genug gegessen, signalisiert der Körper Sättigung. Missachtet man diesen Hinweis, riskiert man Unwohlsein, Übelkeit oder Schlimmeres.

Warum sollte das jemand freiwillig tun?

Darauf gibt es keine Antwort; niemand macht das freiwillig. Der Körper sagt: Iss mehr!, weil ihm etwas fehlt. Das kann zum Beispiel passieren, wenn man sich ausschließlich von Zucker ernährt. Damit deckt man zwar seinen Energiebedarf, aber der Mensch braucht auch Eiweiß und Fett und Vitamine. Geben wir unserem Körper diese Nährstoffe nicht, wird er sich weiter beschweren (durch Hunger oder Heißhunger), ganz gleich wie viele Kalorien wir bereits verzehrt haben. Und dann wird er übergewichtig, der Körper, und dann gehen die Schwierigkeiten erst richtig los.

Wir Menschen brauchen eine ganze Menge Nährstoffe: Verschiedene Vitamine und Mineralstoffe, einige Fettsäuren, genügend Eiweiß; und vorteilhaft sind auch Ballaststoffe und verschiedene Pflanzenstoffe, Enzyme und Öle.

Wenn nun jemand täglich viertausend Kalorien mittels Fritten mit Mayo isst, dann wird er fett und verhungert gleichzeitig. Weil ihm die Nährstoffe fehlen. Nur Fritten mit Mayo: das ist ein Extremfall, wenn auch der Realität nicht fern. Es verdeutlicht den Mechanismus: Man isst und isst und isst – und trotzdem bleibt der Hunger. Weil man nicht das Richtige isst.

Körper und Hormonsystem teilen uns mit, was sie brauchen. Aber das können sie nicht besonders gut koordinieren. Bis vor ein paar Hundert Jahren mussten sie das nämlich nicht, weil wir bis dahin mehr mit dem bloßen Überleben beschäftigt waren. Es war schwierig, zu viel Energie zu sich zu nehmen, also hat unser Organismus kein Schutzsystem dagegen entwickelt. Heute leben wir im Überfluss: Dank der Industrialisierung gibt es ein Überangebot an stark verarbeiteten Produkten wie Fertiggerichten, Süßigkeiten, Fast Food und Tütenware: Allesamt reich an Energie und arm an Nährstoffen. Wer da auf seinen Körper hört, der liegt oft falsch.2 Dazu gehören die fettarmen Diätprodukte.

Wenn man nie Salat isst, dann hat man den Salat: Lebenswichtige Nährstoffe fehlen. Solche Nährstoffe, die der Körper, unser aller komplexe Hochleistungsmaschine, für reibungslose Arbeit benötigt. Was passiert dann? Es fehlt das Öl im Getriebe der alltäglichen Vorgänge in uns. Mitochondrien, Zellwände, Stoffwechsel, Signalwege beginnen zu stolpern. Manchmal funktioniert dann auch die Verteilung von Nährstoffen schlechter, was die eigentliche Ursache noch einmal verschlimmert.

Es gibt verschiedene Gründe für Nährstoffmangel und den folgenden Dauerhunger:

  1. Eine Ernährung von viel vorverarbeiteten Nahrungsmitteln wie Fertiggerichten, Fast Food, Süßigkeiten, Tüten- und Dosensuppen und so weiter. Diese Produkte sind oft durch Zugabe von Salz, Zucker und Fett appetitlich und energiereich gestaltet.3 Zugleich sind sie arm an Nährstoffen. Lösung: Weniger davon, stattdessen mehr frisches Gemüse essen, Pilze, Salate und Obst nicht vergessen und oft abwechseln.
  2. Der Nährstoffgehalt unserer Lebensmittel sinkt messbar.4 Das gefährdet unsere Nährstoffversorgung bislang nicht. Wer jedoch nicht abwechslungsreich isst und sich auf nur wenige Gemüsesorten beschränkt, könnte es schwer haben, sich mit Mineralstoffen wie Kalzium oder Magnesium zu versorgen. Lösung: Vielseitig und abwechslungsreich essen. Besonders dunkelgrünes Blattgemüse (etwa Spinat oder Grünkohl) bietet Stoffe, die andere Gemüse weniger liefern.
  3. Schlechte Verdauung. Zufuhr ist nicht Absorption, das heißt: Nicht alles was wir essen nimmt unser Körper auch auf. Es genügt also nicht, die tägliche Einnahme der Nährstoffe sicherzustellen. Man sollte auch alles dafür tun, dass die Verdauung gut funktioniert und der Darm die kostbare Ware auch aufnimmt. Lösung: Die Darmgesundheit und Verdauungsaktivität pflegen und fördern. Das kann mit so banalen Dingen wie einem Verdauungsspaziergang anfangen und sich erstrecken über gewohnheitsmäßiges Einweichen von Getreide und Hülsenfrüchten und den Verzehr vieler fermentierter Lebensmittel.5, 6
  4. Bewegungsmangel. Wer sich nicht bewegt, trainiert seinen Körper und dessen Gefüge nicht. Das kann zu Stoffwechselstörungen führen und so die Energie- und Nährstoffversorgung beeinträchtigen oder Fehlfunktionen des Hormonsystems verursachen. Lösung: Viel bewegen. Am besten sich jeden Tag mehrmals richtig anstrengen.
  5. Psychologischer Stress. Der kann das Hormonsystem beeinträchtigen und auf diesem Wege den Stoffwechsel durcheinander bringen. Lösung: Dauerstress meiden und lernen, ihn besser zu verarbeiten. Stress entsteht überwiegend durch Erwartungshaltungen sich selbst gegenüber. Hier kann Meditation helfen.

Es gibt noch weitere Gründe für Hungergefühle trotz ausreichender oder überflüssiger Energieversorgung. Zum Beispiel Essen als Ersatzbefriedigung.

Was kann man also insgesamt gegen den falschen Hunger tun? In den Lösungsvorschlägen lesen wir zwei wesentliche wichtig Schritte: Viel Gemüse essen und viel bewegen. Das verbessert sowohl die Zufuhr als auch die tatsächliche Verarbeitung der Nährstoffe. Ist es eine Garantie für allzeit perfekte Nährstoffversorgung? Nein. Es gibt weder eine Garantie, noch Perfektion. Doch diese Schritte sind einfach und sie gehören zum Besten, was man dafür tun kann und sollte, um gesund zu leben.

Keine Lösung sind: Nahrungsergänzungsmittel. Wer meint, er könne einfach jeden Tag ein paar Tabletten und Löffel mit Nahrungsergänzungsmitteln, Vitaminen und Mineralstoffen herunterwürgen und dafür weiterhin täglich den Abfall in der Fast-Food-Schleuder herunterschlingen und Alkohol saufen, gewinnt nichts. Lebensmittel sind mehr als die Summe ihrer Teile. Wer seinen Körper, meist wissentlich, durch schlechtes Essen beschädigt, dem helfen auch die Ergänzungsmittel nicht, denn ein ständig belastetes, krankes Verdauungssystem kann sie nicht aufnehmen.

Fußnoten

  1. Statistisches Bundesamt. Jeder zweite Erwachsene in Deutschland hat Übergewicht. Pressemitteilung Nr. 386 vom 05.11.2014.
  2. Die Körperintelligenz ist im Zeitalter manipulierter Lebensmittel fehleranfällig. Mehr dazu: Olschewski, Felix (2015) Lecker ist gesund. Urgeschmack.
  3. Siehe auch: Olschewski, Felix (2014) Wie die Lebensmittelindustrie uns manipuliert: Salz, Zucker und Fett (Video). Urgeschmack.
  4. Siehe auch: Olschewski, Felix (2016) Warum sinkt der Nährstoffgehalt unserer Lebensmittel? Urgeschmack.
  5. Siehe auch: Olschewski, Felix (2017) Getreide und Hülsenfrüchte optimal einweichen. Urgeschmack.
  6. Siehe auch: Olschewski, Felix (2013) Wie macht man Sauerkraut? Wie funktioniert Fermentation? (Video) Urgeschmack.

Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.