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Guten Tag, ein halbes Rind bitte!

Die Versorgung mit hochwertigen und gesunden Lebensmitteln ist in Deutschland gar nicht so einfach wie man annehmen möchte. Doch mit etwas Fleiß und Recherche findet man zum Beispiel auch einen Anbieter für grasgefüttertes Rindfleisch. Es ist in solchen Fällen durchaus üblich, nicht etwa ein Kilo Braten oder vier Steaks vom Nacken zu kaufen, sondern das ganze, halbe oder viertel Tier. Einige Erzeuger bieten auch Achtel oder Fleischpakete mit Mischungen verschiedener Schnitte an.

Bei einem ganzen Kalb ist je nach Rasse von etwa 250 Kilo Schlachtgewicht auszugehen. Dies klingt zwar zunächst nach einer gewaltigen Investition. Doch wer einen Gefrierschrank sein eigen nennt, kann auf diese Weise viel Geld sparen und zugleich höchstwertige Lebensmittel für Monate im Voraus einkaufen. Schnell leuchtete in: Der Kauf größerer Menge ist günstiger. Außerdem ist die Direktvermarktung, also das Umgehen des herkömmlichen Weges über den Einzelhandel, meist die einzige Möglichkeit, rein grasgefüttertes Rindfleisch von einem Erzeuger zu bekommen, den man selbst ansprechen kann.

Klasse UND Masse. Ein Teil dieses Steaks wurde die Belohnung für einen langen Tag in der Küche.

Als ich also mit meinem Viertelrind nach Hause fuhr war mir klar, dass ich noch einige Arbeit mit dem Verpacken vor mir hatte. Wie sich herausstellte, hatte ich, wohl aufgrund eines Missverständnisses, einen großen Anteil sogenannten Suppenfleischs bekommen. Wie sich bei näherer Betrachtung dann zeigte, handelte es sich hier jedoch um teils noch gut verwertbare Steaks und Bratenstücke, die leider durch den Schlachter äußerst lieblos zersägt wurden. Aus der Verpacken-und-Einfrieren-Aktion wurde also ein längerer Tag mit dem Messer in der Hand, im Laufe dessen ich noch einige Kilo erstklassigem Geschnetzelten und Steaks aus dem als Suppenfleisch überreichten Haufen gewinnen konnte.

Da stand ich also nun mit kiloweise Braten, Gehacktem, Geschnetzeltem und Leber. Ja übrigens, Leber: Es war großes Glück, dass ich die bekommen habe. Der Schlachter hat sie mir geschenkt und war froh darüber, denn normalerweise muss er sie wegwerfen, da sie niemand haben möchte. Eine kuriose Welt, in der Kalbsleber, eine der nährstoffreichsten Speisen der Natur, von Verbrauchern gescheut wird. Herz und Nieren hatte sich bereits ein anderer Kunde gesichert – für seinen Hund.

Neben dem eben genannten Fleischberg fielen auch reichlich Knochen und  Fleischreste an (Ausschlachtung 60 bis 70%). Da mir eine möglichst vollständige Verwertung eines Tieres am Herzen liegt und Spaß macht, verbrachte ich die folgenden 24 Stunden mit der Zubereitung einiger Liter Brühe und sogar noch einiger Kilo Suppenfleischs. Beides kam ebenfalls in den Gefrierschrank wo es auf eine baldige Verwendung in Gemüsepfannen und Soßen wartet.

Mein Gefrierschrank, mein Rind, mein Fleisch – zumindest ein Teil davon…

Ich kann den Kauf eines ganzen (halben, viertel) Tieres nur empfehlen. Der Preis (in diesem Fall 7,30€ pro Kilo reinen Fleischs) ist sensationell günstig für die gebotene Qualität – es handelt sich um Fleisch von Tieren, die völlig stressfrei und ausschließlich auf Weiden mit entsprechender Grasfütterung aufgewachsen sind. Außerdem bekommen Sie als Verbraucher die Gelegenheit, viel mehr vom Tier zu verwerten und können jedes Stück genau so einsetzen, wie Sie es wünschen. Es müssen nicht immer Rouladen sein, es muss nicht vorgewürzt sein und schon gar nicht muss es quer durch Deutschland transportiert, mehrfach behandelt und vorgewürzt werden. Das eigenständige Zubereiten von Brühen und Schmalz kann eine befriedigende Arbeit sein, da man dabei einen engeren Kontakt zu seinen Nahrungsmitteln aufbaut, als wenn man anonyme Fertigware im Supermarkt kauft.

Ich habe jahrelang relativ wenig Rindfleisch gegessen, weil mich der Geschmack (bzw. dessen Abwesenheit) der normalen Handelsware einfach nicht gereizt hat. Aber das Fleisch dieses grasgefütterten Tieres ist schon ungewürzt so markant, dass allein dies die Mühe wert war.

Hier gibt es zwei Videos, in denen ich die Abholung und weitere Verarbeitung des Fleischs zeige: Teil 1 | Teil 2

Was meinen Sie? Wäre der Kauf eines größeren Tieranteils für Sie sinnvoll, um Geld zu sparen, gesünder zu leben und mehr vom Essen zu haben?

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