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Gicht und Ernährung

Gicht und ErnährungAls „Krankheit der Reichen“ galt Gicht in der Vergangenheit. Denn sie war bis vor rund 300 Jahren beinahe ausschließlich unter Wohlhabenden verbreitet, was sie zu einer der ältesten Zivilisationskrankheiten macht.

Was ist Gicht?

Es handelt sich dabei um eine sogenannte Purin-Stoffwechselerkrankung. Einfach ausgedrückt lagern sich Harnsäurekristalle in den Gelenken (klassisch: dem große Zeh) ab und führen dort zu starken Schmerzen bis zur Knorpel- und Knochenveränderung. Langfristig erleidet auch die Niere Schäden.

Wie entsteht Gicht?

Harnsäure entsteht beim Abbau der sogenannten Purine (das ist eine Stoffgruppe organischer Verbindungen). Diese sind besonders in Tierprodukten enthalten. Daher ist laut Volksmund der Verzehr von Fleisch (besonders von Innereien) die Ursache für Gicht.

Doch wie schon der Verzehr cholesterinhaltiger Lebensmittel kaum Auswirkungen auf den Cholesterinspiegel im Blut hat, so ist auch der Zusammenhang Fleisch -> Purin -> Harnsäure -> Gicht schlichtweg nicht haltbar. Tatsächlich gibt es kaum stichhaltige Beweise dafür, dass eine Purin-arme Ernährung effektiv vor Gicht schütze. Einige Studien zeigen darüber hinaus, dass der Verzehr Eiweiß- und Purinhaltiger Lebensmittel die Exkretion von Harnsäure erhöht und die Harnsäurekonzentration senkt.

Das Problem entsteht nicht direkt durch Purine, sondern durch einen Harnsäureüberschuss. Und wie entsteht ein Harnsäureüberschuss?

Insulinresistenz und Hyperinsulinismus

In den 1990er Jahren haben Forscher herausgefunden, dass ein überhöhter Insulinspiegel die Harnsäureausscheidung der Niere beeinträchtigt. Und tatsächlich: Je größer die Insulinresistenz eines Patienten, desto größer auch seine Harnsäurekonzentration. Dies erklärt auch die überdurchschnittlich häufige Gichtdiagnose bei Diabetikern.

Mit anderen Worten: Alles, was den Insulinspiegel erhöht, erhöht auch die Harnsäurekonzentration und somit das Gichtrisiko.

Fructose

Fructose ist auch in diesem Fall wieder ein ganz besonderer Zucker. Denn Fructose beschleunigt den Abbau von Adenosintriphosphat (ATP). Adenosin ist eine Form von Adenin, und Adenin ist ein Purin.

Fructose stimuliert außerdem direkt die Synthese von Purinen und sie führt zur Produktion von Milchsäure, welche wiederum die Harnsäureexkretion der Niere verringert.

Fructose hat also gleich auf vier Wegen (Insulin, ATP, Purinsynthese, Milchsäureproduktion) Einfluss auf die Harnsäure und somit das Gichtrisiko. Wie es scheint ist die Schwere dieser Effekte genetisch bedingt, was erklärt, warum Gicht in einigen Familien stärker verbreitet ist, als in anderen.

Totzdem stehen fructosehaltige Lebensmittel auf der Liste der empfohlenen Lebensmittel für Gichtpatienten. Das könnte darauf zurückzuführen sein, dass einigen Mediziniern nicht klar ist, dass Sucrose (Haushaltszucker) zur Hälfte aus Fructose besteht.

Fazit: Ernährung bei Gicht

Gicht ist wirklich das Resultat einer Fehlernährung. Die Datenlage deutet jedoch darauf hin, dass eher eine Kohlenhydrat- und besonders Fructosereiche Ernährung und nicht der Konsum von Fleisch und Innereien die Ursache ist. Speziell für diejenigen, die sich gerade aus gesundheitlichen Gründen für die Paleo- bzw Paläo Diät oder Steinzeiternährung entschieden haben, aufgrund des eventuell erhöhten Fleischkonsums jedoch nun Angst vor Gicht haben, ist das eine gute Nachricht.

Es ist allerdings auch kein Grund in Panik zu geraten und jegliches Obst aus dem Haus zu werfen. Zwischen dem Apfel pro Tag und Zucker als Grundnahrungsmittel besteht ein großer Unterschied. Es macht durchaus Sinn, seinen Kohlenhydratkonsum zu prüfen. Die Grauzone ist groß und eine ausgewogene Ernährung ist auch in diesem Fall der beste Weg zur optimalen persönlichen Lösung.

Quellen und weiterführende Informationen:

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