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Desertifikation durch Landwirtschaft

Desertifikation durch LandwirtschaftDieser Artikel ist auch als Podcast bzw. Netcast zum Anhören verfügbar: Urgeschmack-Podcast #11: Desertifikation durch Landwirtschaft

Kein Leben könnte auf der Erde existieren ohne den Mutterboden; unter anderem sichert er die Herkunft des Gemüses. Doch weltweit sind ein Drittel der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche von Bodendegradation betroffen bis hin zur Desertifikation, also Wüstenbildung. In immer mehr Gegenden, in denen früher Landwirtschaft betrieben wurde, gibt es heute nur noch Wüsten. Und dies passiert bei weitem nicht nur auf dem afrikanischen Kontinent sondern immer mehr auch in den westlichen Industrienationen.

Dies hat einen negativen Einfluss auf die Land- und Forstwirtschaftliche Produktivität. Die Artenvielfalt und Individuenzahlen verringern sich und Dienstleistungen des Ökosystems wie Hochwasserschutz oder Klimaregulierung gehen verloren. Es treten vermehrt Sandstürme auf und viele andere Ereignisse gefährden den Menschen.

Doch wie kommt es zu dieser Verschlechterung der Böden?

Der empfindliche Boden ist normalerweise durch eine Pflanzendecke und Bäume geschützt. Sobald er offen liegt, ist er Wind und Wetter ausgesetzt. Die Landwirtschaft hat daher oft einen negativen Einfluss auf die Bodenfruchtbarkeit. Denn selbst ohne den starken Einsatz von Dünger blockieren die vorherrschenden jährlichen Monokulturen die natürlichen Kreisläufe des Ökosystems.

Desertifikation durch Landwirtschaft

Jeder Spatenstich, jeder Pflug, jede Zerstörung der schützenden Pflanzendecke führt zur Freilegung des Bodens. Bei Anbau einjähriger Pflanzen kann dies auch der ökologische Landbau nicht vermeiden. Sobald der Boden aufgerissen ist, trocknet er aus, die Bodenlebewesen ziehen sich zurück und die Erosion beginnt. Wind weht und Regen spült den Boden davon. Zurück bleibt unfruchtbares Land. Die Böden gehen also den Bach runter oder werden vom Winde verweht.

Schon die alten Römer…

Die Ursache liegt in der Art der Bewirtschaftung. Schon im Römischen Reich wurden riesige Waldflächen abgeholzt um einerseits Platz für die Landwirtschaft zu schaffen und andererseits Holz für den Bau von Kriegsschiffen zu gewinnen. Der Mittelmeerraum war ursprünglich, ebenso wie ganz Deutschland, stark bewaldet. Bäume sind mit ihrem großen Blätterdach und starken Wurzelwerk der beste Schutz für den Boden.

Durch die Rodung der Wälder waren die Böden Wind und Wetter schutzlos ausgesetzt. Es kam zu starker Erosion, deren Folgen das heutige Landschaftsbild der mediterranen Regionen prägen.

Auch heute leiden durch die jährliche, stets neue Bodenbearbeitung die Böden weiter. Pflanzen wie Mais, Soja und Weizen laugen den Boden stark aus. Diese Getreidesorten und Hülsenfrüchte werden stets in Monokulturen angebaut, das bedeutet, dass nur diese eine Pflanze auf riesigen Flächen steht. Nach der Ernte liegen solche Felder brach, sind also ihrerseits ungeschützt Wind und Regen ausgesetzt.

Der Boden schrumpft

Ehemals teils meterdicke Böden sind so auf wenige Zentimeter geschrumpft. Selbst starke Düngung hilft heute nicht mehr, um die sinkende Produktivität dieser Flächen auszugleichen. Zugleich stirbt auch das übrige Ökosystem in der Landwirtschaft. Nur wenige Tierarten leben in den riesigen Getreidewüsten; gesunde Ökosysteme bauen auf Komplexität und Vielseitigkeit.

Der Anbau von Getreide bedarf einer Umwälzung des Bodens und in der Natur passiert dies durch natürliche Ereignisse eher selten. In dem offen liegenden Boden siedeln sich zunächst Gräser an und sorgen für eine erste Stabilisierung des Bodens durch ihr Wurzelwerk, bis sie von anderen, stärkeren Pflanzengesellschaften abgelöst werden. Diese Abfolge nennen wir Sukzession.

Im Zuge der Landwirtschaft kommt es jedoch Jahr für Jahr wieder zu einer solchen Umwälzung: Durch das Pflügen wird der Boden ständig wieder aufgerissen um Platz zu schaffen für das Getreide und einjährige Gemüse. Die landwirtschaftliche Nutzung ist eine übernatürliche Beanspruchung des Bodens.

‚Bio‘ allein ist keine Lösung

Durch den Verzicht auf Mineraldünger und die Anwendung bestimmter, schonender Fruchtfolgen begegnet der ökologische Landbau diesem Problem mit einer bodenfreundlicheren Methode. Doch es bleibt bei der starken Beanspruchung des Bodens und der teils mehrfach jährlichen Umwälzung.

Auch Tierhaltung kann zur Desertifikation führen. Wenn zu viele Rinder oder Schafe für zu lange Zeit auf der gleichen Weide bleiben, so fressen sie die Gräser oft zu stark ab und zerstören sie dabei. Die Pflanzen sterben ab, ihr Wurzelwerk löst sich auf und der Halt des Bodens geht verloren. Zugleich kann auch der Vertritt durch diese Tiere einen negativen Einfluss auf die Bodenstabilität haben. Tatsächlich sind nicht die Tiere per se Schuld an dieser Art der Bodendegradation, sondern der falsche Umgang mit ihnen durch den Menschen.

Um Gefährdungen wie Erdrutsche besonders in bergigen Regionen zu beheben werden und wurden in der Vergangenheit Flächen wiederaufgeforstet, um die Bodenerosion zu stoppen. Doch vielerorts werden dafür ausschließlich Fichten eingesetzt, auch um diese forstwirtschaftlich zu nutzen. Diese Nadelbaum-Monokulturen, besonders wenn sie, wie so häufig, in Reihen gepflanzt werden, sind jedoch kein so guter Schutz wie ein natürlich gewachsener Wald mit Laubbäumen. Die Folge ist ein oft nur unbefriedigender Erosionsschutz und auch die Tierwelt kann sich in einer solchen Umgebung nicht vollständig entfalten. Auch hier ist also das Vorbild der Natur zu beachten.

Wie soll es weitergehen?

Auf diese Weise kann also die Landwirtschaft, die Produktion von unschuldig erscheinendem Gemüse, zur Zerstörung von Ökosystemen beitragen. Wir wissen, wie Gemüse entsteht und wie sehr wir von unseren Böden abhängig sind. Was also sind die Alternativen? Darum wird es in einem weiteren Beitrag gehen.

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