Zum Inhalt springen

Balance: Die beste Ernährung

BalanceDie Erfolge einer Ernährungsumstellung auf Vegan, Paleo, Rohkost oder LowCarb sind unbestreitbar. Doch allein ein Speiseplan ohne Fleisch oder Getreide, Gegartes oder Kohlen­hydrate kann dies nicht zweifelsfrei erklären. Der Erfolg selbst so grund­ver­schieden wirken­der Konzepte wie Vegan und Paleo hat viel­mehr die gleiche Ursache: Balance.

Balance als Schutz

»Alles ist Gift, es ist Gift in allem; die Dosis macht das Gift.« Paracelsus’ Erkenntnisse sollten uns eigentlich die Chancen einer ausgewogenen Ernährung vor Augen führen. Trotzdem ernähren sich viele einseitig und schaden so langfristig ihrem Organismus. Dabei könnte es so einfach sein.

Denn der Mensch ist Omnivore und Opportunist. Seine Stärke liegt in seiner Flexibilität, auch in der Ernährung. Pflanzen-, Pilz und Tierprodukte: Nur wenige Säugetiere erfreuen sich solch eines vielfältigen Speiseplans. Diese Stärke sollten wir nutzen und fördern – durch eine vielseitige Ernährung.

Stellt sich eine Ernährung von nur Getreide, nur Fleisch, nur Obst oder nur Gemüse als unvorteilhaft heraus, muss das nicht gleich den Totalausschluss einzelner Nahrungsmittel bedeuten. Bis auf wenige Fälle genügt, lediglich eine neue Balance zu finden und diese regelmäßig auszutarieren.

Ist Fleisch ungesund?

Wer viel Fleisch isst, stirbt früh, so die landläufige Meinung. Statistiken stützen diese These und in der Folge landet der Verzehr von Fleisch pauschal in der Schublade mit der Aufschrift Ungesund. Abgesehen von der Ignoranz hinsichtlich Qualität und Quantität lässt diese Herangehensweise eines außer Acht:

Wer viel Fleisch verzehrt, isst dafür etwas anderes nicht. Stillt man seinen Energiebedarf vornehmlich durch Tierprodukte, führt man sich zugleich wenig Pflanzenprodukte und deren Mikronährstoffe zu.

Bis heute haben wir für die vielzitierte Schädlichkeit von Fleisch keinen Beweis nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung. Jedoch wissen wir um den Nährstoffbedarf des Menschen. Und wenn wir diesen nicht decken, erkrankt der Organismus. Die schlechte Statistik für Fleischesser können wir daher mindestens auch auf den Gemüsemangel zurückführen: Viel Fleisch ist nicht zwingend ungesund aufgrund des Fleisches, sondern möglicherweise aufgrund des Mangels an Pflanzenstoffen.

Ist Getreide ungesund?

Morgens Brot, mittags Nudeln, abends Pizza: Wer solch eine getreidelastige Ernährung etwa durch den Umstieg auf die Paleo-Diät hinter sich lässt, isst meist mehr Gemüse, Obst und Fett, denn irgendwoher muss die Energie kommen. Dementsprechend steigt die Vielfalt in der Ernährung und damit die Nährstoffversorgung. Der Gesundheitszustand mag sich durch die Ernährungsumstellung also bessern. Doch liegt dies am Getreideverzicht, dem reduzierten Kohlenhydratkonsum oder schlicht an der besseren Nährstoffversorgung durch mehr Gemüse?

Von möglichen tatsächlichen Unverträglichkeiten gegenüber Getreidebestandteilen abgesehen, ließe sich das gleiche Ergebnis womöglich auch ohne Totalverzicht und mit gelegentlichem Getreidekonsum erreichen. Eben durch eine balancierte, eine ausgewogene Ernährung.

Die bösen Kohlenhydrate

LowCarb, der Verzicht auf Kohlenhydrate zum Abnehmen, funktioniert zweifelsfrei. Doch auch hier lassen sich bis auf wenige Ausnahmen die meisten Erfolge durch das Finden der Balance erklären. Brot, Nudeln, Kartoffeln, Kuchen, Pizza, Schokoriegel, Soße, Limonade, Kaffee mit Zucker – damit ließe sich der Speiseplan vieler Menschen erschöpfend beschreiben. So jemand lebt an einem extremen Rand der Ernährung mit vielen Kohlenhydraten, häufig stellt sich Übergewicht ein. Verzichtet der Kandidat auf Kohlenhydrate, nimmt er rasend schnell ab.

Schuld sind allerdings auch hier nicht die Kohlenhydrate, sondern ihre Menge. Müssen Brot, Kartoffeln und Schokolade für immer vom Speiseplan verschwinden, um schlank zu bleiben? Natürlich nicht. Doch dazwischen sollten auch Brokkoli, Tomaten, Pilze und Möhren Platz finden. Eine Balance zwischen HighCarb und LowCarb.

Ist gekochtes Essen schädlich?

Auch der Rohköstler kommt häufig aus einer Umgebung, in der er sich überwiegend von Fast Food und stark verarbeiteten Produkten ernährt hat. Jede Umstellung, jeder Schritt weg von industriellen Fertigprodukten hin zu sorgfältiger Ernährung ist dann ein Fortschritt für die Gesundheit. Der Erfolg liegt nicht in der Rohkost per se, sondern auch hier in der besseren Nährstoffversorgung, welche sich auch anders realisieren lässt (z.B. auch durch Paleo, Vegan oder LowCarb).

Ist Fast Food ungesund?

Prinzipiell ist die Situation auch bei Fertigprodukten nicht anders. Da hier allerdings der Preis im Fokus steht, handelt es sich in der Regel um minderwertige und nicht selten schadstoffbelastete Zutaten. Diese schaden teils in der Tat per se der Gesundheit. Wer sich bewusst ernährt und Fertigprodukte und Fast Food meidet, muss zwangsläufig etwas anderes essen. Er isst im Idealfall mehr frisches Gemüse, versorgt sich auf diese Weise besser mit Nährstoffen und drosselt dadurch meist auch die Schadstoffzufuhr. Auch verzehrt er in der Regel weniger der von der Industrie zur Appetitsteuerung eingesetzten Zutaten Salz, Zucker und Fett. In der Folge isst er insgesamt weniger und nimmt vermutlich ab.

Hier ist es also der Verzicht auf Fast Food allein, welcher Vorteile bringt, selbst wenn man – rein hypothetisch – als Ersatz nichts anderes isst.

Dennoch ist der Mensch ein sehr robustes Tier und ein gelegentlicher Griff zu Fast Food (nicht täglich, nicht wöchentlich) sollte seinem Organismus nicht nachhaltig schaden. Auch hier gilt das Prinzip der Balance.

Wie finde ich meine Balance?

Nur eine ausgewogene, vielseitige Ernährung bringt genau die Balance, die unserem Körper Höchstleistungen ermöglicht. Unser Organismus verändert sich im Verlaufe des Lebens und damit auch der Nährstoffbedarf und die Nährstoffverwertung. Das Essen, das wir als Jugendliche bestens vertragen, kann uns im 60. Lebensjahr Schwierigkeiten bereiten. Darüber hinaus sind Menschen verschieden hinsichtlich ihrer Ansprüche, Genetik und Darmflora. Eine einzige Lösung für alle gibt es daher nicht.

Die optimale Ernährung finden wir nur durch stets aufmerksames Essen. Extreme an allen Seiten (niemals Gemüse, niemals Obst, niemals Tierprodukte, niemals Getreide) erweisen sich meist als Sackgasse und unnötige Hürde auf dem Weg zur optimalen Ernährung. Nebenbei bemerkt: Die individuell optimierte Ernährung versorgt nicht nur den Körper mit Nährstoffen. Vielmehr pflegt sie auch Geist und Seele, indem sie uns Freude bereitet und nicht sozial isoliert.

Wer selbst kocht und sich mit seinem Essen aktiv beschäftigt, hat die volle Kontrolle über seine Ernährung. Das hilft, am schnellsten das beste Essen für sich selbst zu finden. Es ist ein fortlaufendes Experiment, bestimmt allein durch das Individuum und dessen Ansprüche.

  • Bleiben Sie offen für Änderungen Ihrer Bedürfnisse und ihres Geschmacks. Unangenehme Kindheitserinnerungen an Möhren oder Spinat müssen und sollten diese Lebensmittel nicht für den Rest des Lebens vom Teller verdrängen.
  • Meiden Sie Extreme sowohl beim Verzehr als auch beim Verzicht. Denken Sie neben dem Körper auch an den geistigen und seelischen Effekt der Nahrung.
  • Kochen Sie selbst, übernehmen Sie die Verantwortung für Ihr Essen und experimentieren Sie furchtlos.

Es ist Ihr Leben. Nur Sie selbst können herausfinden, was das Beste für Sie ist.

Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.