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5 Gründe, keine Importware zu kaufen

Importware ErdbeerenImportware trägt für einige Menschen das Stigma der schlechteren oder gar falschen Wahl. Andere übersehen oder ignorieren die Herkunftsdeklarationen beim Einkauf völlig. Doch nur selten findet eine umfassende Auseinandersetzung mit dem Thema statt. Was genau ist so schlimm an Importware? Und wann ist sie vielleicht doch gar nicht so problematisch?

Was ist das Problem mit Importware?

Folgende fünf Probleme bringt Importware mit sich, unterschiedlich je nach Produkt und mal mehr, mal weniger.

1. Qualität

Der Import bedingt in der Regel lange Transportwege, die Lebensmittel sind lange unterwegs und teils großen Belastungen ausgesetzt. Darunter leidet die Qualität, die Ware ist weniger frisch und viele wertvolle Nährstoffe gehen verloren. Um die Waren überhaupt über längere Strecken transportieren zu können, erfolgt die Ernte nicht immer zum optimalen Reifezeitpunkt, was sich negativ auf den Geschmack auswirkt. Viele Früchte werden auch speziell auf die Anforderungen des Transports hin gezüchtet – abermals auf Kosten des Geschmacks.

2. Transparenz

Durch die langen Transportwege und vielen Zwischenhändler ist für den Konsumenten praktisch nicht mehr nachvollziehbar, woher die Ware stammt. Eine Kontrolle des Erzeugers oder das Nachvollziehen der Produktionsmethoden wird für den Endkunden unmöglich. Es handelt sich um anonyme Ware X aus Land Y.

3. Kultur

Mit dem Kauf von Importware fällt eine Entscheidung gegen regionale Erzeuger. Dies verhindert den Aufbau und beschleunigt den Niedergang einer gesunden Nahrungskette, in welcher der Verbraucher die Möglichkeit hat, jedes Kettenglied persönlich kennen zu lernen. Essen ist lebensnotwendig und sehr intim, impliziert also ein Vertrauensverhältnis zwischen Erzeuger und Verbraucher. Durch den Griff zu Importware verlagert der Käufer sein Vertrauen weg vom Produzenten, dem eigentlich Verantwortlichen, hin zum Zwischenhändler, dessen Geschäft lediglich der Umschlag von Produkten ist. Es erfolgt eine Entfremdung von den Produzenten und Produkten der Heimat, vom Essen auf dem eigenen Teller.

4. Ökonomie

Jeder Euro, den der Konsument für Ware aus der eigenen Region ausgibt, bleibt auch in der eigenen Region und stärkt die Kommune. Darüber hinaus landet dieses Geld zum Großteil beim Erzeuger und nicht bei Transportunternehmen und Zwischenhändlern. In der Folge hat der Erzeuger die Möglichkeit, mehr Geld in die Produktion, in die Qualität seiner Produkte zu stecken. Der Kauf regionaler Produkte stützt auf diesem Wege eine nachhaltige Lebensmittelversorgung. Der Kauf von Importprodukten unterminiert die lokale Wirtschaft und führt langfristig zu kostspieligen Abhängigkeiten von tendenziell internationalen Konzernen.

5. Ökologie

Lange Transportwege bedeuten stets eine höhere Belastung für Ökosysteme, den Verbrauch zusätzlicher Energie (in der Regel fossile Brennstoffe) und häufig eine Verschlechterung der CO2-Bilanz.

Dabei ist wichtig zu beachten, dass besonders in Grenznähe ein aus dem Ausland importiertes Produkt einen kürzeren Weg zurücklegen kann als sein Pedant aus dem Inland. Die Betrachtung sollte sich daher nicht allein auf nationale Grenzen beschränken, sondern sich eher auf tatsächliche Distanzen beziehen.

Gibt es Ausnahmen?

Die genannten Punkte treffen, wie eingangs erwähnt, produktabhängig mal weniger und mal mehr zu – das Gegenteil ist jedoch nie der Fall, kein Obst wird durch den Transport über 1000km besser. Dennoch bedeutet diese Argumentation nicht den endgültigen Abschied von jeglicher Importware, denn es lässt sich beim Blick auf die in Frage kommenden Produkte eindeutig ein Spektrum erkennen. Dieses reicht von den berühmten, per Flugzeug eingeflogenen israelischen Erdbeeren im Dezember am einen, und vielleicht verpackter Kokosmilch am anderen Ende der Skala.

Israel, Thailand, Neuseeland – Wo ist der Unterschied?

Schauen wir uns die fünf Argumente produktbezogen an:

Israelische Erdbeeren:

  1. Die Qualität dieser oft harten und geschmacksbefreiten Früchte hat sich herumgesprochen (am Angebot und wohl auch an der Nachfrage hat das nichts geändert).
  2. Der Käufer (und meist auch der Supermarkt) weiß nicht, woher genau die Ware stammt, und wie sie produziert wurde.
  3. Israelische (oder türkische) Erdbeeren im Dezember bedeuten eine Entfremdung sowohl von Region als auch Saison, es besteht keinerlei Bezug zur lokalen Esskultur.
  4. Das teuerste an diesen Erdbeeren dürfte der Treibstoff für das Flugzeug sein, in der Produktqualität landet die Investition jedenfalls nicht.
  5. Keine Transportmethode für Lebensmittel ist ökologisch belastender als Luftfracht.

Thailändische Kokosmilch:

  1. Die Qualität von Kokosmilch leidet beim Transport nicht.
  2. Der Käufer (und meist auch der Supermarkt) weiß nicht, woher genau die Ware stammt, und wie sie produziert wurde.
  3. Kokosmilch hat praktisch das ganze Jahr Saison und sie ist für Deutschland ein exklusives Produkt. Sie dient in der Regel als Ergänzung der kulinarischen Auswahl, nicht als Ersatz.
  4. Aufgrund der Exklusivität lässt sich der Preis nicht mit lokalen Produkten vergleichen. Der Transport per Schiff ist verhältnismäßig günstig.
  5. Transporte per Frachtschiff sind effizient und fallen bezogen auf das einzelne Produkt ökologisch praktisch nicht ins Gewicht.

Wichtig ist hierbei auch die Beachtung der konsumierten Mengen: Im Vergleich zu neuseeländischen Äpfeln ist der Verbrauch von Kokosmilch recht gering. Auch dies hilft, die zur Wahl stehenden Importprodukte genauer auf der Skala der Absurdität einzuordnen. Nehmen wir als Beispiel noch die neuseeländischen Äpfel hinzu.

Neuseeländische Äpfel:

  1. Äpfel überstehen den Transport recht gut, dennoch ist mit einem Verlust besonders von Vitaminen zu rechnen.
  2. Der Käufer (und meist auch der Supermarkt) weiß nicht, woher genau die Ware stammt, und wie sie produziert wurde.
  3. Äpfel sind in Deutschland je nach Sorte saisonal erhältlich, hinzu kommen die Lagersorten, die praktisch eine ganzjährige Versorgung mit unterschiedlichen (und regionalen) Sorten ermöglicht.
  4. Neuseeländische Äpfel stehen in direkter Konkurrenz zu lokalen Sorten, der Griff zu Importware geht so auf Kosten regionaler Erzeuger. Der Transport per Schiff ist verhältnismäßig günstig.
  5. Transporte per Frachtschiff sind effizient und fallen bezogen auf das einzelne Produkt ökologisch praktisch nicht ins Gewicht. Die großen Mengen sowie die lokale Auswahl lassen die Transporte in diesem Fall jedoch absurd erscheinen.

Fazit

Es gibt sehr gute Gründe, nicht zu Importware zu greifen. Überleben kann man ohne sie auf jeden Fall und keine Ware wird durch lange Transportwege besser. Es zahlt sich in der Regel aus, konsequent nicht nur zu Ware aus dem eigenen Land, sondern noch besser aus der eigenen Region zu greifen. Dennoch ist auch hier nicht alles nur schwarz oder weiß.

Eine differenzierte Betrachtung zeigt ein Spektrum, welches wahrlich absurde Produkte entlarvt, jedoch auch eine pragmatische, verantwortliche Erweiterung des kulinarischen Horizonts ermöglicht. Würden sich die Importe allein auf solche exklusiven Güter beschränken, wäre auch aus ökologischer Sicht schon viel gewonnen.

Weiterführende Informationen:

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